Wenn schon illegal, dann wenigstens richtig

Man sollte meinen, die Recht(ein)haber der Kreativindustrie (läuft Kreativindustrie eigentlich schon unter Oxymoron?) wollen, dass ihnen auch noch die letzten CD-Kunden abhanden kommen.

Anders kann ich mir einen Artikel bei telepolis nicht erklären.

Ein IronMaiden-Fan, der nach eigener Aussage vor 15 Jahren eine CD dieser Gruppe im elektronikmarkt gekauft hat und diese jetzt über ein Onlieverkaufsportal (ebay, hood und wie sie alle heissen) wieder verkaufen wollte, wurde abgemahnt, weil die CD damals anscheinend nicht vom Rechteinhaber lizensiert wurde.

Die ganze Problematik bzgl. der CD allgemein ist hier recht gut zusammengefasst.

Während ich bei Tauschbörsen noch halbwegs auf der Seite der Rechteinhaber stehe (halbwegs deshalb, weil mir die angewandten Methoden mehr als zweifelhaft erscheinen), fehlt mir für solche Aktionen jedes Verständnis. Das einzige, was man damit erreicht ist, dass noch mehr Menschen in die Illegalität abwandern, weil es da vielfach die Probleme nicht gibt, die es mit legal gekauften Sachen gibt.

  • Amazon hat einem Kunden gekaufte Bücher auf seinem E-Reader Kindle gelöscht, weil das Benutzerkonto gesperrt wurde
  • Sony packte auf viele seiner CD Rootkits, die zum Einfallstor für Schadsoftware auf dem eigenen PC werden können
  • diverse kopiergeschützte CD laufen nicht auf dem eigenen PC oder im Autoradio
  • bei Microsoft gekaufte Musik liess sich nicht mehr abspielen, weil der Lizenz-Server abgestellt wurde
  • diverse Musikstücke lassen sich aufgrund des kopiergeschützten Formats nicht auf dem MP3-Player abspielen
  • Kopiergeschützte DVD lassen sich nicht auf allen DVD-Playern abspielen
  • Vor jedem Film gibt es einen teilweise minutenlangen Zwangsvorspann, der dem ehrlichen Kunden erklärt, wie böse doch Raubkopierer sind.

All diese Dinge sind keine inhärenten Eigenschaften einer CD, DVD, einem E-Book oder einer MP3-Datei. Die Kreativindustrie hat sie dazugepackt, um Rechtsverstösse zu verhindern und dabei völlig übersehen, dass diejenigen, die diese Rechtsverstösse begehen, ihnen immer einen Schritt voraus sind.

Wer sich aus illegalen Quellen versorgt (und ein wenig darauf achtet, was er tut) hat keine Probleme damit, dass die Musik nicht in der Stereoanlage, dem Autoradio, PC oder MP3-Player läuft, er hat bei DVDs keinen Zwangsvorspann, in dem ihm erklärt wird, dass die Kreativindustrie hart aber fair ist, ihm werden keine Daten gelöscht, nur weil ein Account gesperrt wurde. Kurzum, er hat all die Probleme nicht, die ehrliche Kunden aufgrund seiner illegalen Tätigkeit und der (Über-)Reaktion der Content-Industrie darauf haben.

Und da er kaum auf die Idee verfallen wird, seine illegal hergestellten Vervielfältigungen zu verkaufen, hat er auch nie Probleme damit, dass er beim Verkauf Post vom Anwalt bekommt.

Die Kreativindustrie erzielt mit ihrem Vorgehen keinen Rückgang der illegalen Verbreitung und vergrätzt noch den letzten ehrlichen Kunden, der eigentlich nichts anderes will als das, was ihm bis vor kurzem noch vom Gesetz erlaubt war: Musik da hören, wo er will.