Tarifverhandlungen

Eigentlich sollten an den Tarifverhandlungen nicht nur die Tarifparteien teilnehmen, sondern auch Herr Schäuble, Frau von der Leyen und Herr Rösler. Die bekommen von jeder Gehaltserhöhung schliesslich auch etwas ab.

Am 1. März 2011 steht für die Metallbranche im Bezirk Südwürttemberg-Hohenzollern eine 2,7%-Gehaltserhöhung an. Die verteilt sich in Lohnsteuerklasse I bei unterschiedlichen Gehaltsstufen so:

EG 4 Bruttolohn 2’126,50€ –> 2’184,00€

eg4

EG 10 Bruttolohn 3’076,00€ –> 3’159,00€

eg10

Weil bei einer Gehaltserhöhung die Arbeitgeberbeiträge zu den Sozialversicherungen ebenfalls steigen, „kostet“ die Gehaltserhöhung den Arbeitgeber nicht nur die 57,50€ in EG4 und 83,00€ in EG10, sondern 68,84€ bzw. 99,38€. Von dieser Erhöhung bleiben dem Mitarbeiter in EG4 30,97€ (44,96%) und dem Mitarbeiter in EG10 41,54€ (41,66%).

Der übertariflich angestellte Mitarbeiter erhält ebenfalls eine Gehaltserhöhung um 2,7%

AT Bruttolohn 6’000,00€ –> 6’162,00€

at

Da ab einem monatlichen Bruttogehalt von 3’712,50€ keine höheren Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge und ab 5’500€ keine höheren Renten- und Arbeitslosenversicherungsbeiträge mehr abzuführen sind, bleibt dem übertariflich bezahlten Arbeitnehmer als einzigem mehr als die Hälfte dessen, was der Arbeitgeber mehr bezahlen muss, nämlich 87,36€ (54,60%).

Und damit wären wir beim Grundproblem in Deutschland. Ausgehend von den Lohnkosten kommen von einer Gehaltserhöhung beim Arbeitnehmer maximal 66,1% (wenn nur Sozialversicherungsbeiträge bezahlt werden müssen und man sich noch im Bereich des steuerfreien Existenzminimums befindet) und minimal 39,6% an (wenn man kurz vor der Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Krankenversicherung steht)1 .

Gebeutelt sind all jene, die offiziell von allen Parteien umworben werden und die der Mittelschicht angehören. Wenn man sich von den Parteiverlautbarungen trennt und schaut, was wirklich getan wird, findet man wenig bis gar nichts.

Von den Linken kommt immer nur der Ruf nach höherer Beteiligung der Arbeitgeber (als ob irgendein Arbeitgeber nur mit der Bruttolohn rechnete und die Arbeitgeberbeiträge aus der eigenen Tasche bezahlen würde) von meiner Partei kam und kommt immer nur der Ruf nach Steuersenkungen, wobei die Einkommensteuer für die Mittelschicht regelmässig niedriger ausfällt als die Belastung durch die Sozialversicherungsbeiträge. Die SPD hält an der Steuer- und Sozialversicherungsfreiheit von Sonn- und Feiertags-, sowie Nachtzuschlägen fest, als ob die Allgemeinheit dafür zuständig wäre, den Arbeitgebern die Suche nach Menschen, die zu diesen Zeiten arbeiten wollen, zu erleichtern, oder als wäre es Aufgabe der Allgemeinheit, den durchlaufenden Schmelzofen mitzufinanzieren. Dann will die SPD noch eine Bürgerversicherung, in die alle einzahlen müssen und der Beitrag von allen Einnahmen berechnet wird, was dem Aubau einer zweiten Steuerbehörde gleichkommt, weil die Krankenkasse ja sonst nichts davon weiss, was der Versicherte an Mieteinnahmen hat, oder ob er Aktiengewinne realisiert hat.

Von der CDU hört man irgendwie gar nichts, die CSU schickt ab und an mal Herrn Seehofer oder Herrn Söder vor, wobei da irgendwie auch kein Konzept sichtbar wird.

  1. Es sei denn, man hat die Lohnsteuerklasse V, dann bleibt es bei maximal 66,1% und minimal verringert sich auf 34,0% []