Sabbatical – Kassensturz

Ich bin zurück aus Kanada, sitze tagsüber wieder im Büro und was bleibt sind die Erinnerungen, eine Festplatte voller Bilder und ein fettes Grinsen im Gesicht.

Ich wurde schon vor Beginn des Sabbaticals relativ häufig gefragt, was das denn alles kosten würde, aber damals hatte ich nur eine grobe Budgetplanung.
Mittlerweile sind alle Rechnungen eingegangen und ich kann festhalten: Ich habe das Budget aber sowas von gerissen. Das ist nicht weiter schlimm, es war ja keine fixe Obergrenze sondern nur „roughly estimated“.

Die Frage kann ich allerdings immer noch nicht richtig beantworten. Das liegt nicht daran, dass ich es nicht weiß, sondern daran, dass wir ja eigentlich mehrere Dinge gleichzeitig gemacht haben:

Ich habe ein Sabbatical gemacht, meine Kinder haben ein Auslandsjahr in der Schule genossen und meine Frau hat genaugenommen zwei sehr lange Urlaube in Kanada verbracht, die durch zweieinhalb Monate Arbeitsaufenthalt zuhause miteinander verbunden waren.

Dann haben wir in der Zeit auch noch mehrere „Kurzurlaube“ gemacht, bei denen man geteilter Meinung sein kann, ob sie jetzt dazu zählen oder nicht. Man muss schließlich nicht nach New York fliegen und einen Marathon laufen, oder für 4 Tage mit der ganzen Familie nach Vancouver fliegen um die Stadt, Wale und Otter anzuschauen.

Aber weil zumindest einige gesagt haben, dass sie so was auch planen und für einen Überblick dankbar wären, liste ich jetzt die Kosten einfach nach Kategorien auf. Zusammenzählen muss jeder selbst.

Mindereinnahmen

Gehaltseinbußen

Die Mindereinnahme lässt sich relativ einfach berechnen, denn prinzipiell habe ich für die 6 Monate kein Gehalt bekommen. Es fehlt also ein halbes Jahreseinkommen.
Das sind in einem tarifgebundenen Metallunternehmen in der Gehaltsgruppe EG15 mit allen Sonder- und Zusatzleistungen in Lohnsteuerklasse 3 ungefähr 28’000€ netto und damit auch der größte Posten der Gesamtrechnung. Da steht ein ungefähr, weil ich sowohl in der Anspar- als auch der Freistellungsphase ein vermindertes Gehalt bekommen habe und damit die Steuerprogression reingespielt hat und ich Tarifsteigerungen mitgemacht habe, die bei einem unbezahlten Urlaub so nicht gewirkt hätten.

Rentenminderung

Ich hätte das nicht extra aufgeführt, aber da ich explizit danach gefragt wurde, kommt es auch in die Aufstellung.
Weil ich mit dem verminderten Gehalt unter der Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung liege, wirkt sich obige Mindereinnahme auch teilweise auf die Rente aus, die ich später irgendwann mal bekommen werde. Wegen des sabbaticals habe ich 0,8 Rentenpunkte weniger auf dem Konto, was zur Zeit einer Bruttorente von 24€ pro Monat entspricht.

Wieviel das am Ende sein wird, könnte ich erst sagen, wenn ich tot bin, aber dann kann ich es aus naheliegenden Gründen nicht mehr und selbst wenn ich es könnte, wäre es mir vermutlich egal.

Fixkosten

Darunter fasse ich grob alles zusammen, was in Blöcken und größtenteils schon vor Beginn des Kanada-Aufenthalts bezahlt werden musste.

Schulausgaben für die Kinder

Die Kinder sind über das Rocky Mountain International Student Program RMISP des School District No. 6 in British Columbia, Canada an ihren Schulplatz gekommen. Ich habe das direkt mit dem Büro des RMISP ausgekaspert, mittlerweile kommt man wohl nur noch über die diversen „study abroad“-Anbieter rein.
Ich möchte an dieser Stelle kurz betonen, dass diese Änderung meines Wissens nicht an mir, meinem Verhalten oder an meinen Kindern liegt.

Sei’s drum, ich habe ja die Rechnungen. Da wären zum einen meine Tochter, die 5 Monate Schulgebühren (4’400€), Programmgebühren (670€) und eine Krankenversicherung (350€) für die Zeit benötigt hat. Den größeren Batzen hat mein Sohn gekostet, der mit 10 Monaten Schulgebühren (8’700€), Programmgebühren (670€), Krankenversicherung (700€) und 5 Monaten Aufenthalt in einer Gastfamilie (3’200€) zu Buche schlägt.

Zusammen also 18’690€.

Unterkunft

Wie wir zu dem Haus gekommen sind, wäre vielleicht einen eigenen Beitrag wert, aber hier soll es ja nur um die Kosten gehen.

Die Vorgaben waren relativ klar: Wir brauchen für 7 Monate eine möblierte Wohnung oder Haus mit mindestens 3 Schlafzimmern und 2 Bädern.
Ich habe eine gemischtgeschlechtliche Nachkommenschaft im Teenager-Alter. Ich wollte mir weder die Nerverei antun, die beiden in ein Zimmer zu sperren noch wollte ich stundenlang vor der geschlossenen Bad-Tür verbringen.

Die Angebote waren dementsprechend dünn gesät, weil der Markt dort entweder „groß“ oder „möbliert“ im Angebot hat, aber nur sehr selten beides. Mit Hilfe eines Maklers vor Ort habe ich das perfekte Haus gefunden, was allerdings mit insgesamt 12’500€ all-inclusive (Strom, Gas, Wasser, Internet) zu den Gesamtkosten beiträgt.

Auto

Die ursprüngliche Planung, ein Auto zu kaufen, zuzulassen und am Ende wieder abzustossen habe ich aufgrund vielfältiger Stolpersteine sein gelassen (für Fachleute möchte ich nur kurz einwerfen, dass das Steuersystem in British Columbia im Gegensatz zum deutschen kein „Allphasen-Netto-Umsatzsteuer mit Vorsteuerabzug“-System ist).

Da man ohne Auto in Kanada ziemlich aufgeschmissen ist, wurde es am Ende ein Mietwagen. Es lohnt sich, im Web nach Gutschein-Codes und ähnlichem zu suchen, überraschenderweise haben die bei Avis funktioniert, was aber trotzdem nichts daran geändert hat, dass ich am Ende für 205 Tage Mittelklasse-Auto (das dann in Vancouver kostenlos in einen SUV upgegraded wurde) mit Vollkasko-Versicherung 4’750€ bezahlen musste.

Flüge

Meine Kinder und ich sind jeweils einmal hin und zurück, meine Frau zweimal, insgesamt also 10 Flüge mit einer Menge Übergepäck, die mit insgesamt 4’150€ in die Gesamtrechnung eingehen. Da hätte man sicher noch etwas optimieren können, aber wir wollten alle eher nicht so oft zwischenlanden (Das hat zumindest für meine Frau und meine Tochter nicht so gut geklappt, aber auch das ist eine andere Geschichte).

Krankenversicherung

Meine Kinder waren über die Schule versichert und meine Frau war als Beamtin und dank des gesplitteten Aufenthalts über ihre deutsche Krankenversicherung abgedeckt, so dass nur ich eine Versicherung benötigte, die dann auch noch erstaunlich günstig war. Für 780€ konnte ich einen Haken hinter den Punkt auf der Checkliste setzen.
Bernd, der mich im Februar besucht hat, hat auf seiner Seite bodensee-overlander.de dankenswerterweise einen tollen Überblick geschrieben, den ich selbst genutzt und an dieser Stelle nur wärmstens weiterempfehlen kann. Nicht nur die Übersicht, sondern den ganzen Blog.

Variable Kosten

Lebenshaltung

Auch in Deutschland hätten wir essen, trinken, Geschirr spülen und Popo abputzen müssen, weswegen ich da jetzt mal überschlägig von 15% höheren Lebenshaltungskosten ausgehe. Manche Dinge sind billiger, manche Dinge sind teurer und wir haben ca. 1’000€ mehr für die Dinge des täglichen Bedarfs ausgegeben.

Insgesamt liefen ungefähr 1’700 Liter Benzin durch den Mietwagen, was ungefähr das doppelte von dem ist, was wir in einem halben Jahr in Deutschland verfahren. Da der Sprit in Alberta aber nur ca. 65 ct/L kostet, ergeben sich am Ende zumindest für mich da keine Mehrkosten und es bleibt bei den 1’000€.

Chichi

Dieses Wort kenne ich schon länger. Die griffige Definition, dass man damit all das bezeichnet, was nichts zur reinen Funktionalität beiträgt, am Ende aber den entscheidenden Unterschied zwischen einem „so lala“-Ergebnis und einem „adventure of a lifetime“ ausmacht, verdanke ich allerdings meiner Nachbarin, Lauftrainerin und Freundin Claudie, die damit die perfekte Überschrift für diese Kategorie geliefert hat.

Ich liste da jetzt nicht alles auf, sondern nur beispielhaft den New York Marathon, der inklusive Flug, Hotel und Startgeld mit 1’500€ in der Liste steht, der Jahres-Ski-Pass für meinen Sohn, der im Vorverkauf 520€ gekostet hat, die Whale-Watching-Tour in Vancouver mit 400€ und last but not least der Besuch des Icefield-Parkway, der durch die 2 Übernachtungen auch auf 300€ kommt (konnte ja auch keiner ahnen, dass wir in den frühesten Wintereinbruch seit über 50 Jahren kommen. Schön war’s trotzdem).

Insgesamt ist der Chichi-Anteil an den Gesamtkosten mit knapp 12’000€ relativ hoch, aber ich halte es da ein wenig mit George Best, der meinte

„I spent a lot of money on booze, birds and fast cars. The rest I just squandered.“

Bei mir waren es zwar andere Sachen, aber die Grundeinstellung ist die gleiche.

Zusammenfassung (tldr)

Die Antwort auf die Frage, was das denn jetzt alles gekostet hat, ist mit  „Knapp 80’000€“ also genau so richtig oder falsch beantwortet wie mit jedem kleineren Betrag. Ich persönlich würde die Einkommenseinbuße und verschiedene Chichi-Sachen nicht mitrechnen, hatte in Deutschland auch ein paar Einsparungen (Auto, Strom, Wasser) und lande dann irgendwo bei etwas über 45’000€.

Ja, das klingt im ersten Moment erschreckend viel, auf der anderen Seite bekommt man für das Geld gerade mal einen mittelmäßig ausgestatteten Range Rover Evoque, BMW 318i Touring oder VW Passat und ich sammle halt eher Momente als Dinge.
Andere sehen das anders und kaufen sich zum Glück Autos mit Getrieben, Lenkungen oder Dämpfern meines Arbeitgebers, weil die mich schon längst hätten entlassen müssen, wenn es nur Leute wie mich gäbe.

An dieser Stelle also ein ehrliches Danke, durch das Erfüllen Eurer Träume finanziert ihr meine Träume quasi mit.

Falls irgendjemand spezifische Fragen hat, kann er mir gerne schreiben (in die Kommentare oder per Mail), anrufen, auf einen Kaffee vorbeikommen oder sich sonst irgendwie melden. Ich versuche alles so  umfänglich wie möglich zu beantworten.

 

 

Kanada im April

Eigentlich möchte ich den Eindruck der Bilder nicht durch selbstverfassten Text schmälern. Das mache ich vermutlich später, denn in den anderthalb Wochen, die ich zum „sabbatical pre-check“1 in Kanada war, ist doch einiges passiert. Aber zuerst die Bilder und das Video.

Bilder

Video

  1. Hauptsache der Projekttitel klingt gut []

Wer eigentlich streiken sollte

Momentan finden in der Metallbranche 24-stündige Warnstreiks statt, mit denen die Gewerkschaft versucht, ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.

Heute Morgen standen meine Kolleginnen und Kollegen vor dem Werkstor, weil auch mein Arbeitgeber bestreikt wird.

Wen ich heute Morgen schmerzlich vermisse, mit Warnweste und Trillerpfeife im Mund, sind die Hauptnutznießer einer Gehaltserhöhung, den Bundesminister der Finanzen Peter Altmaier, die Bundesministerin für Arbeit und Soziales Katarina Barley und den Vorstand meiner gesetzlichen Krankenkasse.

Sie profitieren  natürlich nicht persönlich davon, aber ein Großteil des Geldes kommt nicht beim Arbeitnehmer an, sondern geht für Steuern und Sozialabgaben drauf.

Und weil Bilder mehr als tausend Worte sagen, gibt es jetzt ein Bild dazu:

Das Grüne für den Arbeitnehmer, den Rest bekommen andere

Gerechnet habe ich mit den Daten eines Produktionsmitarbeiters, der momentan so um die 42’000€ brutto im Jahr hat und sich für 6% Gehaltserhöhung gerade die Seele aus dem Leib pfeift.

Ich gehe ja nicht davon aus, dass es am Ende 6% werden, aber mit irgendwas muss ich ja rechnen.
6% macht eine Bruttogehaltserhöhung von 2’520€ und zusätzlich noch 488€ Arbeitgeberbeitrag an den Sozialversicherungsbeiträgen.

Beim Arbeitnehmer am Ende netto in der Tasche bleiben 1’258,21€ beziehungsweise 42%.

Mal wieder Mindestlohn

Laut Spiegel-Online möchte Herr Scholz den Mindestlohn „in einem überschaubaren Zeitraum auf zwölf Euro pro Stunde anheben [..] damit niemand, der Vollzeit arbeite, im Alter auf öffentliche Hilfe angewiesen sei“

Das klingt auf den ersten Blick nach einer nachvollziehbaren Forderung und ich lasse jetzt auch mal völlig außer Acht, dass die Partei von Herrn Scholz maßgeblich dafür zuständig war, dass das Rentenniveau in den letzten 19 Jahren um 10% gesunken ist1, was natürlich ebenfalls mit ein Grund ist, warum Menschen im Alter auf öffentliche Hilfe angewiesen sind.

Was Herr Scholz und die ganzen Kommentatoren aber immer wieder vergessen, wenn so Sätze wie „Wer keine 12€ zahlen kann, hat ein kaputtes Geschäftsmodell“ fallen, ist die Tatsache, dass es für einen Arbeitgeber ja nicht mit den 12€/Stunde getan ist. Genaugenommen stellen die 12€ nur ungefähr die Hälfte der Kosten dar.

Warum das so ist, habe ich zwar schon ganz oft erläutert, aber angekommen scheint es noch nirgends zu sein2.

Versetzen wir uns in die Lage eines Arbeitgebers, der eine Dienstleistung anbieten möchte, nehmen wir mal babysitten3. Dieser Arbeitgeber möchte wissen, zu welchem Preis er eine Stunde babysitten denn anbieten muss, um seine Kosten zu decken.

Was kommt zu den 12€/h noch alles dazu?

Als Arbeitgeber zahle ich ja nicht nur den Bruttolohn, sondern auch noch diverse andere Sachen.

Abwesenheiten

Arbeitnehmer haben Anspruch auf bezahlten Erholungsurlaub. Laut Bundesurlaubsgesetz sind das 4 Wochen4, laut Tarifvertrag geht das dann teilweise hoch bis auf 6 Wochen. Nehmen wir mal an, dass der Arbeitgeber 5 Wochen gewährt.
Desweiteren hat der Arbeitnehmer gemäß Entgeltfortzahlungsgesetz Anspruch auf Lohnfortzahlung an gesetzlichen Feiertagen5 sowie im Krankheitsfall. In Baden-Württemberg fallen durchschnittlich 10 von 12 Feiertagen auf einen Wochentag und laut Statistik der Technikerkrankenkasse waren Arbeitnehmer im Jahr 2016 durchschnittlich 15 Arbeitstage krank6.

Es kommt zur ersten Rechnung, wobei ich mit einer 35h-Woche rechne (das ändert inhaltlich nichts, es lässt sich mit konkreten Zahlen aber einfacher darstellen).

Knapp 81% der Zeit, die ich meinen Arbeitnehmer bezahlen muss, steht er mir – und damit potenziellen Kunden – auch zur Verfügung. Das merken wir uns mal und rechnen später weiter.

Sozialversicherung

Eine der größten und hartnäckigsten Lügen ist die, dass man den Sozialversicherungsbeitrag in Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil splittet und der Arbeitgeber seinen Teil zahlt. In Wahrheit ist das einfach eine Rechengröße für den Arbeitgeber, denn irgendjemand muss ja auch dieses Geld erwirtschaften, in aller Regel ist das der Arbeitnehmer. Woher auch sonst soll das Geld kommen? Der Anteil der Sozialversicherungen, der beim Arbeitnehmer zwar nicht auf dem Lohnzettel auftaucht, aber trotzdem bezahlt werden muss, setzt sich wie folgt zusammen:


Der „Arbeitgeber“-Anteil beträgt gut 24%, die muss ich bei der Kalkulation berücksichtigen, ich habe keine Privatschatulle, aus der ich das bezahlen könnte.

Wir sind noch nicht am Ende, der Finanzminister möchte ja auch noch beteiligt werden.

Umsatzsteuer

In Deutschland erbrachte Leistungen unterliegen der Umsatzsteuer, es sei denn, man findet irgendeine Ausnahme im Umsatzsteuergesetz7, die sich für die Tätigkeit „Babysitten“ leider nicht ergibt. Also kommen noch 19% Mehrwertsteuer auf die Leistung. Auch die müssen von irgendjemand erwirtschaftet werden und Privathaushalte interessieren sich in aller Regel für den Endbetrag und nicht so sehr, wie sich der Betrag aufschlüsselt.

Kalkulation

Ich weiß, dass da noch ganz viele Dinge fehlen, wie Administrationskosten (irgendwoher müssen die Leute ja wissen, dass ich etwas anbiete und irgendwer muss ja auch die Pläne machen …), aber ich finde das, was jetzt rauskommt auch schon obszön hoch genug.


Keine Angst, wir sind gleich fertig. Es fehlt nur noch ein Schritt um die Frage zu beanworten, für wieviel wir die Stunde babysitten anbieten müssen, um zumindest die direkten Personalkosten zu decken. Dafür teilen wir die errechneten 32’405€ durch die ebenfalls errechneten 1’477 Stunden, die der Arbeitnehmer zur Verfügung steht.

Heraus kommen knapp 22€. Nur für die direkten Personalkosten. Wer nur 22€ verlangt, wird über kurz oder lang in die Insolvenz rutschen.

Was ich am traurigsten oder je nach Stimmung am lustigsten finde ist, was am Ende beim Babysitter ankommt. Denn 12€ Stundenlohn bedeuten ja nicht 12€ netto. Um auch die bezahlten Tage (Urlaub, Feiertag, Krankheit) zu berücksichtigen, nehme ich für folgendes Schaubild  einfach die Jahresbasis (ändert nichts am Inhalt):

Vielleicht wäre es ja mal ein Ansatzpunkt, im Bereich des Niedriglohnsektors den blauen Anteil zu vergrößern, statt einfach alles aufzublähen. Denn allzu viele Menschen, die sich für den Kinobesuch einen offiziellen Babysitter leisten können, wird es nicht geben, wenn der mit knapp 100€ zu Buche schlägt.

 

 

  1. Rentenniveau []
  2. Nein, ich lebe nicht mit der Hybris, dass wirklich jemand wichtiges meine Beiträge liest, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt []
  3. kleine Kinder und Tiere gehen immer []
  4. Bundesurlaubsgesetz []
  5. EntFG []
  6. Fehlzeiten 2016 []
  7. Umsatzsteuergesetz []

Island – USA – Kanada

So langsam nimmt das Sabbatical Gestalt an. Muss es auch, in anderthalb Jahren sitze ich ja schliesslich schon wieder am Schreibtisch.

Die ganzen Formulare für die Schule sind runtergeladen und die Kinder grübeln über ihrem Aufsatz, warum sie nach Kanada wollen und wie sie sich ihren Aufenthalt dort vorstellen.
Das lässt mir ein bisschen Zeit, den Beginn meiner Reise zu planen, weil ich ungefähr 4 Wochen habe, bis ich den Rest der Familie in Cranbrook vom Flughafen abhole.

Das ist gar nicht so einfach, wenn man plötzlich komplett allein entscheiden darf und mittlerweile habe ich auch schon alles zum zweiten Mal umgeworfen.

Die erste Idee war, gleich in die Rocky Mountains zu fliegen und mir in Ruhe die Nationalparks anzuschauen, da gibt es immerhin 8 Stück. Andererseits haben wir dafür ja noch genügend Zeit, wenn alle da sind.

Der nächste Plan sah vor, in den Osten Kanadas zu fliegen und dann an den großen Seen vorbei einmal quer durch den Kontinent zu fahren. Die Prärie-Provinzen scheinen allerdings nicht so spannend zu sein, wenn man sich jetzt nicht direkt für Erdölförderung oder Landwirtschaft interessiert.

Dann kam ein Kollege mit einer Idee um die Ecke, die in mir schon in der Planungsphase jenen Zauber entfacht, den Hermann Hesse so schön beschrieben hat.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Sein Originalvorschlag

„Flieg nach LA und fahr dann an der Küste den Highway No. 1 hoch“

durchläuft mittlerweile die dritte Iterationsschleife (ich werde im Büro mit agilen Methoden traktiert, ich denke in Sprint backlogs und Artefakten).

Angefangen hat es damit, dass ich ja einen Flug nach LA brauche. Der günstigste Anbieter war icelandair, die auf ihrer Homepage folgendes Angebot machen:
Stimmt, nach Island wollte ich doch auch mal. Also den Abflug 7 Tage nach vorne schieben und anfangen sich darüber zu informieren, was man in einer Woche denn so in Island anstellen kann.

Zweiter Punkt: Ich brauche ein Auto. Beim Vergleichen der Preise habe ich dann festgestellt, dass es erheblich günstiger wird, wenn man das Auto nicht erst in Kanada sondern schon in den USA zurückgibt. Das ist zwar ein wenig aufwändiger, aber wenn ich für den gleichen Preis statt eines Nissan Versa ein Ford Mustang Cabrio bekomme, bin ich dazu mehr als bereit, ich habe ja Zeit.
Ein kleines Problem gibt es allerdings noch: Ich muss noch gute Argumente finden, warum ich nicht trotzdem den Nissan nehme und mich über das gesparte Geld freue. Ich kann vermutlich nicht einfach Hesse ins Feld führen und darauf verweisen, dass in einem amerikanischen Cabrio ein viel größerer Zauber wohnt, als in einer japanischen Familienkutsche. Mal schauen.

Nächste Aufgabe: Von Seattle nach Vancouver.
Da hilft mir jetzt Mark Forster

Vielleicht, weil’s so einfach ist
Kommt’s das man so leicht vergisst
Egal wohin ich will, da fährt ein Bus
Muss da nur rein und sitzenbleiben bis zum Schluss

Greyhound fahren steht ja auch auf meiner bucket list (Okay, ich habe es gerade erst hingeschrieben und die Tinte ist noch feucht. Aber es steht da).
Der Bus bringt mich wohin ich will: Von Seattle nach Vancouver.

Und weiter im Programm: Ich muss in der Zeit auch was für später tun und einen fahrbaren Untersatz für das halbe Jahr in Kanada besorgen. Nachdem ich mich durch diverse Seiten für Langzeitmieten gequält und mir diverse Gebrauchtwagenseiten angeschaut und alles durchgerechnet habe, bin ich zum Schluss gekommen, dass es günstiger ist, ein mittelaltes, familientaugliches Auto zu kaufen und am Ende wieder zu verkaufen, als 6 Monate eines zu mieten. Zum Glück bin ich in Vancouver schon in der richtigen Provinz, so dass ich mir dort eins besorgen kann und das mit der Versicherung problemlos möglich sein sollte (ja, ich bin am Anfang immer viel zu optimistisch).

Zweitletzter Schritt: Von Vancouver durch die Rocky Mountains an den Flughafen von Cranbrook und die Familie einsammeln. Das sieht in google maps immer so kurz aus, bis man dann unten auf den Maßstab schaut.

Die letzte Station der Reise – das Haus in Fernie – ist dann auch zugleich der Anfang eines neuen Kapitels.

Und bis dahin muss ich noch eine Million Fragen klären:
Lassen mich die USA einreisen, wenn ich kein Rückflugticket habe?
Lassen mich die Kanadier einreisen, wenn ich kein Rückflugticket habe?
Brauche ich überhaupt ein kanadisches eTA, weil ich ja nicht mit dem Flieger sondern mit dem Bus komme?
Plane ich die Strecke LA-Seattle genau durch, oder lasse ich es einfach auf mich zukommen und schlafe zur Not halt mal im Auto?
Nutze ich die 23 Kilo von icelandair voll aus (auch für später, ich bleibe ja ein bisschen) oder folge ich Silbermond und reise nur mit leichtem Gepäck?