nicht auflösbare Form-Inhalt-Gewichtungs-Differenz
Sprechende Abkürzungen sind Gold wert, auch wenn man sie danach erklären muss.
Oft werde ich gefragt (eigentlich werde ich nicht oft gefragt, aber ich muss jetzt schreiben, dass ich oft gefragt werde, weil ansonsten die Beschäftigung mit einer Antwort keinen Sinn ergäbe), ich werde also oft gefragt (der aufmerksame Leser wird gemerkt haben, dass ich die vorige Klammer fast 1-zu-1 von Harald Schmidt geklaut habe), warum ich gewissen Anlässen fern bleibe.
Seit heute kann ich einfach mit „naFIGDi“ antworten.
Vermutlich handelt es sich bei dem durch mich nicht besuchten Anlass um einen freiwilligen, bei dem formelle Kleidung erwünscht war bzw. ist.
Das explizite Erwähnen dieses Umstands führt automatisch zu einer FIGDi des Einladenden zu mir, da anscheinend (oder doch nur scheinbar) die Form – die Kleidung – über den Inhalt – ihren Träger – gestellt wird, was bei mir im Allgemeinen genau umgekehrt ist.
Das mag ganz eng damit zusammenhängen, dass ich mich in formeller Kleidung (zumindest in der von der Stange) grundsätzlich unwohler fühle als in einer Jeans und einem locker über der Hose getragenen Hemd (wobei dem eng vom Anfang des Satzes damit eine ganz andere Bedeutung zukommt als zuerst gedacht), allerdings ist das nicht komplett ausschlaggebend.
Es ist mir grundsätzlich egal, ob mein Gegenüber rasiert ist oder nicht, in einem Anzug aus der Savile Row oder Jeans aus dem Textil-Discount steckt, ob der oberste Hemdknopf geschlossen hinter einer Krawatte verborgen ist, oder sein Kopf aus einem T-Shirt mit Rundhals-Ausschnitt schaut.
Mein Spass an der Teilnahme an einem gesellschaftlichen Event definiert sich über die teilnehmenden Menschen, nicht über die Klamotten, die sie tragen. Solange ich olfaktorisch nicht belästigt werde, bin ich relativ schmerzfrei, um es mal salopp auszudrücken.
Ich bin nicht so vermessen anzunehmen, dass wegen meiner bekannten Nichtteilnahme an freiwilligen (also weder beruflich noch ehefraulich verpflichtenden) Feierlichkeiten einer der Einladenden seine bisherige Praxis aufgibt. Das ist allerdings auch nicht mein Ziel. Mein Sendungsbewusstsein ist in diese Richtung nur mangelhaft ausgeprägt)
Natürlich sind nicht alle FIGDi auch naFIGDi, da ist schon die beste Ehefrau von allen (also meine, falls da Unklarheiten bestanden haben sollten) vor, die mich mit den richtigen Argumenten zu überzeugen weiss.
Auch gegenüber älteren Mitmenschen, die noch beigebracht bekommen haben, dass sich der Respekt gegenüber anderen Menschen nicht in der Art und Weise der Kommunikation mit ihnen, sondern in der gewählten Bekleidung zeigt, lässt sich eine naFIGDi fast immer vermeiden.
Das Ziel der Nichtteilnahme ist einfach ein maximaler Vergnügungsfaktor bei allen Beteiligten. Den Gutgekleideten wird die Laune nicht durch das Nichtvorhandensein einer Krawatte um meinen Hals vermiest und mir wird sie es nicht durch ihr Vorhandensein.
So richtig verständlich erklären allerdings, warum es dem Ambiente schadet, wenn man Denim statt Business attire trägt, konnte mir bis anhin niemand. Auch nicht, warum es dem Ansehen weniger schadet, nach dem 7. Rotwein und 3. Grappa vom Stuhl zu kippen und mit Alkoholvergiftung und Blaulicht von einer Feier abgeholt zu werden, statt mit Jeans auf einer zu erscheinen.
And now for something completely different
- Nehmen Sie einen Käfig mit fünf Affen. Hängen Sie eine Banane an die Käfigdecke und stellen Sie eine Leiter darunter. Es dauert nicht lange, und ein Affe wird versuchen, die Leiter hochzuklettern um an die Banane zu kommen.
- Sobald der Affe die Leiter berührt, besprühen sie alle Affen mit kaltem Wasser. Nach einer Weile wird ein anderer Affe versuchen, auf die Leiter zu steigen. Als Ergebnis werden wieder alle Affen mit kaltem Wasser besprüht.
- Stellen Sie das kalte Wasser ab. Falls ein anderer Affe versuchen sollte, die Leiter zu erklimmen, wird er von den anderen Affen zurückgehalten werden, obwohl man sie diesmal nicht besprüht.
- Nehmen Sie einen der Affen aus dem Käfig und ersetzen Sie ihn mit einem neuen Affen. Der neue Affe sieht die Banane und wird versuchen, sie über die Leiter zu erreichen. Zu seinem Unverständnis wird er von allen anderen Affen angegriffen. Spätestens beim übernächsten Versuch wird ihm klar, dass er verprügelt wird, wenn er versucht die Banane zu erreichen.
- Als nächstes tauschen Sie einen weiteren der ursprünglichen Affen aus. Der neue Affe wrd zur Leiter gehen und sofort von den restlichen Affen angegriffen. Auch der zuletzt dazugekommene Affe nimmt am Angriff teil.
- Tauschen Sie alle noch verbliebenen ursprünglichen Affen aus dem Käfig mit neuen Affen aus. Alle Neuankömmlinge versuchen die Banane zu erreichen und alle werden von den bereits vorhandenen Affen verprügelt.
Obwohl nach dem 5. Tausch kein einziger der ursprünglich mit Wasser bespritzten Affen mehr vorhanden ist, wird keiner mehr versuchen, die Banane zu holen.
Warum nicht?
WEIL WIR DAS SCHON IMMER SO GEMACHT HABEN!
MAKRUS ICH WILL EIN KIND VON DIR!!! 😉
Ich kann Dir gerne ein Gespräch mit meiner Frau vermitteln, die hat schon 2. Vielleicht will sie (zumindest zeitweise) eins abgeben 🙂
Roger,
ist der Markus Deine letzte Hoffnung Dich in diesem Leben auf diesem Planeten in diesem Universum fortzupflanzen ?
Beim Spiegel gefunden:
„Was mich am meisten stört an meinem Job als Chef der US-Zentralbank, ist die Tatsache, dass ich einen Anzug tragen muss.“
Ben S. Bernanke