Der Spiegel berichtet heute in seiner Online-Ausgabe vollmundig:
SPD beschäftigt Mitarbeiter zu Dumpinglöhnen
darüber, dass bei der Bundestagsfraktion der SPD Mitarbeiter beschäftigt sind, die nur 6,70 EUR pro Stunde bekommen. Im Untertitel wird dann ein bisschen zugunsten der SPD aufgelöst (es handelt sich um überlassene Arbeitnehmer), allerdings auch nur halbherzig. Der schwarze Peter wird der Zeitarbeitsfirma zugeschoben, wie man einer Bildunterschrift entnehmen kann:
Mitarbeiter im SPD-Büro: Von 17,33 Euro an die Zeitarbeitsfirma gingen weniger als sieben Euro an die Mitarbeiter
Betrachtet man das ganze mal von der anderen Seite, dann ergibt sich ein ganz anderes Bild.
- Die SPD-Bundestagsfraktion zahlt einer Zeitarbeitsfirma 17,33 EUR pro Stunde inkl. 19% MwSt, da die SPD-Fraktion nicht vorsteuerabzugsberechtigt ist. Von den 17,33 EUR gehen also pro Arbeitsstunde nur noch 14,31 EUR an den Ausleiher, der Rest geht an den Staat.
- Die SPD zahlt nur für tatsächlich geleistete Stunden, Urlaub, Krankheit, Feiertage, Fortbildung etc. gehen zu Lasten der Zeitarbeitsfirma. Geht man von durchschnittlich 225 Arbeitstagen pro Jahr aus, dann muss der dort eingehende Betrag die 36 Tage (25 Tage Urlaub, 6 Feiertage unter der Woche, 5 Tage krank) mit abdecken, in denen der Arbeitnehmer Anspruch auf Lohn hat, die Zeitarbeitsfirma aber keine Einnahmen. Von den 14,31 EUR sind dann noch 12,33 EUR übrig.
- Klingt immer noch viel gegenüber den 6,70 EUR, aber wir sind ja auch noch nicht fertig. Grundsätzlich trägt die Zeitarbeitsfirma das Risiko der Nichtausleihe, wobei der Arbeitnehmer weiterhin einen Anspruch auf Lohn hat. Geht man von 90% Verleihzeit aus, dann sind wir noch bei 11,10 EUR pro Stunde.
- Zu den 6,70 EUR, die der Arbeitnehmer als Bruttolohn bekommt, muss man den Arbeitgeberanteil an der Sozialversicherung und die Beiträge zur Berufsgenossenschaft zählen, dass sind ca. 22% des Bruttolohns. Der Arbeitnehmer „bekommt“ also nicht 6,70 EUR sondern 8,18 EUR pro Stunde.
- Von den 23,43 EUR, die die Zeitarbeitsfirma pro Tag an „Gewinn“ einstreicht, muss das komplette eigene Personal der Zeitarbeitsfirma bezahlt werden, vermutlich hat man auch irgendwo ein Büro für das Miete fällig wird, man hat Aufwendugen für Werbung etc.
In meinen Augen sieht Lohndrückerei anders aus, aber vermutlich sieht man das bei der SPD anders.