Als ich 1994 anfing Verfahrenstechnik zu studieren, gab es gerade mal wieder eine Ingenieurs-Schwemme und die Empfehlungen gingen zu BWL, VWL und Jura. Ingenieure hätten nur eine sichere Zukunft und zwar beim Arbeitsamt (so hiess die Bundesagentur für Arbeit damals noch).
Hätte man sich an den Rat gehalten, dann hätte man zwar verstanden, dass es einen Schweinezyklus auch bei den benötigten Akademikern gibt, aber einen Job hätte man vermutlich trotzdem nicht bekommen, weil zu Beginn des neuen Jahrtausends eine Juristenschwemme das Land überzog.
Das Problem bei Grossfirmen, deren Vorstand auf die Quartalszahlen starrt wie das Kaninchen auf die Schlange ist, dass man schon bei kleineren Tälern versucht, das teure Personal loszuwerden, statt zu versuchen, mit dem bestehenden Personalstand eine Flaute zu überstehen.
Das mag auf den ersten Blick teurer sein als die hire-and-fire Mentalität, die sich teilweise eingestellt hat, aber es bleibt know-how erhalten, das die nachfolgende Ingenieurs-Generation nicht aus Dokumentationen lernen muss, die Identifikation mit dem Unternehmen steigt (wobei das bei vielen Managern ja schon ein Schimpfwort zu sein scheint, die agile Führungskraft wechselt mindestens alle 5 Jahre die Firma) und man wird als verlässlicher Arbeitgeber attraktiver.
Der Schrei nach ausländischen Ingenieuren ist natürlich viel einfacher, die wird man am Ende auch viel schneller wieder los und es spricht doch für ein Land wie die Bundesrepublik, dass wir auch die Bildung auslagern und Länder wie Estland, Weissrussland und Indien die Ausbildung bezahlen lassen, die uns hier zu teuer scheint.