Freier Handel und Globalisierung wird ja gerne in Sonntagsreden angeführt, nie ohne darauf hinzuweisen, welche phänomenalen Vorteile sich aus dem freien Handel für den Verbraucher ergeben.
Sollte aus dem Vorteil für den Verbraucher mal ein Nachteil für die Industrie ergeben, ist allerdings relativ schnell Schluss mit freier Handel und dergleichen.
Grauimporte sind den Herstellern ein Greuel (oder schreibt man das jetzt Gräuel weil von Grauen kommend?), verhindern sie doch, dass man auf gewissen Märkten völlig überteuerte Preise verlangen kann, weil der dortige Markt das halt hergibt.
Da werden dann in Presseerklärungen blumige Worte gefunden wie:
Jürgen Schmitz, Country Director der Canon Consumer Imaging Deutschland: „Grauimporte schädigen nicht nur unsere Marke und unseren Fachhandel, sie schädigen das gesamte europäische Wirtschaftssystem [..]“
Für den Konsumenten nicht ersichtlich umgeht der Parallelimporteur rechtliche Bestimmungen, nutzt illegale Wege und verschafft sich Ware, die nicht für den europäischen Markt – und damit auch nicht für dessen Bedarf – bestimmt ist. Über fehlende Garantie, fehlende Bedienungsanleitungen und eventuell fehlendes Zubehör werden günstigere Preise möglich, als sie der deutsche Fachhandel bieten kann.
und so weiter …
Obige Aussagen stammen aus einer Presserklärung, die Canon anlässlich einer einstweiligen Verfügung gegen den „Grauimporteur “ Essential Systems erwirkt hat.
Um mal blind ein Beispiel rauszugreifen: Die Canon EOS 50D soll nach dem Willen von Canon ohne Steuern in der Schweiz 1250 EUR kosten, in Deutschland 1090 EUR und in Hongkong Singapur 990 EUR. Die Garantiebedingungen sind in allen Ländern gleich, die gesetzlichen Gewährleistungsvorschriften sind in Deutschland am strengsten.
Bei den Strassenpreisen ist das ganze dann interessanterweise in der Schweiz am günstigsten, dort gibt’s die EOS 50 D ohne Steuern schon für 813 EUR, in Deutschland kostet sie um die 840 EUR.
Natürlich möchte man sich als Hersteller nicht seine lustigen VK-Spielchen verderben lassen durch einen hergelaufenen Importeur, der einfach dort kauft, wo es am günstigsten ist. Glücklicherweise gibt es ja das Markenrecht und so kann man weiterhin das hohe Lied des Freihandels pfeifen, während man den Gegner rüde durch einstweilige Verfügungen vom Platz foult.