Wie man anhand der letzten Wahl schön nachvollziehen kann, gibt es bei der Sitzverteilung anhand des kombinierten Wahl-/Landkreisergebnisses ein paar Schönheitsfehler.
Zunächst wird für die Anzahl der Sitze, die ein Wahlkreis zu vergeben hat die Bevölkerung herangezogen, nicht die Wahlberechtigten. Der Einfluß von Nichtwahlberechtigten (Nicht-EU-Ausländer, Kinder und Jugendliche) ist vermutlich gering, allerdings kann aufgrund der Verteilung der Sitze schon ein kleiner Unterschied einen Sitz ausmachen.
Dann stimmen die prozentualen Anteile an der Kreisbevölkerung auch nie mit der genauen Anzahl der zu vergebenden Sitze überein (anders als in der Schule ist ein krummes Ergebnis kein Zeichen dafür, dass man sich verrechnet hat). Da ich die genauen Bevölkerungszahlen aus dem Jahr 2004 nicht habe, habe ich die Wahlberechtigen genommen, es soll ja nur ein Beispiel sein 🙂
Wahlkreis | Wahlberechtige | Sitze nach d’Hondt | Sitze ungerundet |
I | 35236 | 11 | 10,56 |
II | 17450 | 5 | 5,23 |
III | 17966 | 5 | 5,38 |
IV | 15518 | 5 | 4,65 |
V | 22376 | 7 | 6,70 |
VI | 16777 | 5 | 5,03 |
VII | 23225 | 7 | 6,96 |
VIII | 20454 | 6 | 6,13 |
IX | 14368 | 4 | 4,30 |
X | 16910 | 5 | 5,07 |
Hätte der Wahlkreis Baienfurt (III) 3% mehr und der Wahlkreis Vogt (IV) 2% weniger, dann würde ein Sitz vom Wahlkreis IV in den Wahlkreis III wandern.
Viel stärker wirkt sich allerdings aus, dass nicht auf die tatsächlich abgegebenen Stimmen abgestellt wird. Die Unterschiede in der Wahlbeteiligung lagen bei der letzten Kreistagswahl allerdings bei 15,1%. Während im Wahlkreis Weingarten (II) nur 42,6% der Wahlberechtigten auch tatsächlich Wählen gegangen sind, waren es im Wahlkreis Vogt (IV) immerhin 58,1%. Wären die Sitze für die Wahlkreise alleine nach den abgegebenen Stimmen vergeben worden, hätten die Wahlkreise Ravensburg (I) und Weingarten (II) jeweils einen Sitz weniger gehabt und die Wahlkreise Baienfurt (III) und Wangen (VII) jeweils einen Sitz mehr.
Wenn im Kreis ziemlich einheitlich gewählt wird, ist das zwar fürs Endergebnis relativ nebensächlich, aber die Wahlkreise haben ziemlich unterschiedlich gewählt. Auf Landkreisebene hat bspw. die SPD 11,4% erreicht, im Wahlkreis Baienfurt (III) hat sie gerade mal 5,7% erreicht, im Wahlkreis dagegen Ravensburg (I) immerhin 13,8%. Bei den Freien Wählern (Landkreisergebnis 23,4%) scheint es ebenfalls stark auf die Kandidaten angekommen zu sein. Im Wahlkreis Baienfurt (III) kamen sie auf 42,7%, im Wahlkreis Bad Waldsee (VI) gerade mal auf 16,7%.
Vor Verteilung der Ausgleichssitze hätte sich der Kreistag wie folgt zusammengesetzt:
CDU | FVW | SPD | Grüne | ödp | FDP | |
Stimmen | 282913 | 147573 | 71886 | 76377 | 39184 | 13112 |
Sitze | 34 | 19 | 3 | 4 | 0 | 0 |
%-Stimmen | 44,83% | 23,39% | 11,39% | 12,10% | 6,21% | 2,08% |
%-Sitze | 56,67% | 31,67% | 5,00% | 6,67% | 0,00% | 0,00% |
Würde der Kreistag nur nach Landkreisergebnis besetzt werden, sähe der Kreistag so aus:
CDU | FVW | SPD | Grüne | ödp | FDP | |
Stimmen | 282913 | 147573 | 71886 | 76377 | 39184 | 13112 |
Sitze | 28 | 14 | 7 | 7 | 3 | 1 |
%-Stimmen | 44,83% | 23,39% | 11,39% | 12,10% | 6,21% | 2,08% |
%-Sitze | 46,67% | 23,33% | 11,67% | 11,67% | 5,00% | 1,67% |
Gäbe es nicht die Regelung aus § 20 VI LKrO, nach der die Zahl der Kreisräte nicht 20% über der nominellen Zahl liegen darf, hätte der Kreistag 77 Mitglieder gehabt und sähe der Kreistag so aus:
CDU | FVW | SPD | Grüne | ödp | FDP | |
Stimmen | 282913 | 147573 | 71886 | 76377 | 39184 | 13112 |
Sitze | 34 | 19 | 9 | 9 | 5 | 1 |
%-Stimmen | 44,83% | 23,39% | 11,39% | 12,10% | 6,21% | 2,08% |
%-Sitze | 44,16% | 24,68% | 11,69% | 11,69% | 6,49% | 1,30% |
Und weil die Gesetze nun mal so sind, wie sie sind, sah der Kreistag von 2004 bis 2009 so aus:
CDU | FVW | SPD | Grüne | ödp | FDP | |
Stimmen | 282913 | 147573 | 71886 | 76377 | 39184 | 13112 |
Sitze | 34 | 19 | 7 | 7 | 4 | 1 |
%-Stimmen | 44,83% | 23,39% | 11,39% | 12,10% | 6,21% | 2,08% |
%-Sitze | 47,22% | 26,39% | 9,72% | 9,72% | 5,56% | 1,39% |