Oh, ihr Heuchler

Die geplante Verkürzung von Wehr- und Zivildienst von 9 auf 6 Monate (meiner Meinung nach immer noch 6 Monate zuviel, aber immerhin ein Anfang) hat wie erwartet Kritik hervorgerufen, bei der ich nicht umhin komme, sie ein wenig zu kommentieren.

Den Anfang macht Rainer Arnold, (ungedienter) verteidigungspolitischer Sprecher der SPD:

Die Bundeswehr hat „keine praktische Verwendung für Rekruten, die nur sechs Monate ausgebildet wurden. Die Wehrpflicht verkommt „zu einem Instrument der Nachwuchswerbung“ und einem „Schnupperkurs“.

Die Bundeswehr hatte auch keine praktische Verwendung für Rekruten, die neun Monate ausgebildet wurden. Dafür muss man sich nur mal anschauen, welche Aufgaben die Bundeswehr momentan wahrnimmt und wieviel Wissen ein Ex-GWDL, der zu keiner Wehrübung eingezogen wird, nach 5 Jahren noch hat.

Vor allem würde die Wehrpflicht durch eine Verkürzung deutlich teurer. Durch die höhere Zahl von Rekruten entstünden höhere Kosten, etwa für Ausbilder und Einkleidung. „Dadurch entzieht man der Bundeswehr Ressourcen“, sagte Arnold.

Das ist einfach nur peinlich, aber wenigstens ehrlich. Der Herr Arnold möchte also an der Zahl der 40’000 Grundwehrdienstleistenden pro Jahr festhalten. Wie es dann mit so schnöden Worten wie „Wehrgerechtigkeit“ aussieht, sagt er nicht. Wieso höhere Kosten für Ausbilder entstehen, weiss vermutlich auch nur er. Werden dann neue Zeitsoldaten eingestellt? Warum 3 GWDL in 18 Monaten eine Feldbluse mehr ruinieren als 2 GWDL in der gleichen Zeit, erschliesst sich mir nicht, zumal die Dinger sowieso nicht so lange halten. Falls der Herr Arnold das nicht weiss: Die Ausrüstung wird am Ende des Wehrdienstes zurückgegeben.

Auch auf der anderen Seite der Zwangsdienstgewinnler macht sich Empörung breit:

Der Chef des bayerischen Roten Kreuzes, Leonhard Stärk, befürchtet einem „dramatischen Kostenanstieg im Pflegebereich, wenn jeder wegfallende Zivildienstleistende durch eine Fachkraft ersetzt werden muss“.

Man müsste 65’000 Zivildienstleistende ersetzen. Zum Vergleich:

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren zum 31. Dezember 2007 rund 4,4 Millionen Menschen in Deutschland und damit etwa jeder zehnte Beschäftigte im Gesundheitswesen tätig.

Die Zivildienstleistenden machen also rund 1,4% der Beschäftigten aus. Zur genaueren Aufschlüsselung verweise ich mal auf meinen Beitrag

Die Mär vom Zivildienst

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