Zum Urteil des Bundesverfassungsgericht zur Berechnung der ALG-II-Leistungen und den Reaktionen darauf, kann ich mich einiger Kommentare nicht enthalten. Ich hab’s versucht, ich hab’s wirklich versucht, aber wenn ich z.B. in der Welt so etwas lese:
Zwar wollen die meisten Fürsorgeempfänger sicherlich gerne arbeiten – doch nur zu einem Lohn, der ihr Transfereinkommen übersteigt. Einen solchen Job aber dürften viele der Langzeitarbeitslosen auf dem regulären Arbeitsmarkt nicht bekommen. Hartz IV belohnt somit die Nichtteilhabe am Arbeitsmarkt, statt die Menschen zur Selbsthilfe zu animieren.
kann ich einfach nicht anders. Würde der Absatz aus der Welt stimmen, gäbe es keine Friseurinnen, Wachschützer, Müllmänner, Verkäufer bei Schlecker, niemandem im Hotel & Gaststättengewerbe, es gäbe keine Gebäudereiniger und Hilfskräfte im Pflegebereich.
Selbst einem entrückten WELT-Redakteuer sollte aufgefallen sein, dass ihm immer noch jemand die Haare schneidet, er in der Wirtschaft bedient, sein Hotelzimmer täglich gereinigt, der Mülleimer geleert wird und irgendjemand bei seiner Oma im Pflegeheim die 3,8 Liter-Windel wechselt (letzteres wäre dann mal einen eigenen Beitrag wert).
Woher hat er dann seine Einsichten?
Ich bestreite nicht, dass es Menschen gibt, die es sich mit ALG-II und Schwarzarbeit gemütlich eingerichtet haben, ich bestreite nur, dass diese Menschen repräsentativ sind.
Deine Frage ist berechtigt- vielleicht ist das alles nur „wohlmeinende“ Propaganda?!
Dein letzter Satz ist auch stimmig, denn für S-Arbeit braucht der vermeintliche Schlaue ein eigenes Angebot, Kontakte und ein soziales Umfeld, dass ihn nicht denunziert.
Das dürfte für die wenigsten „Hartzler“ zutreffen- vielleicht gerade mal für Alleinstehende ohne Kinder.
In meinem Bekanntenkreis (inkl. Partei mit dem höchsten ALG2-EmpfängerInnen-Anteil) fallen mir spontan nur zwei Leute ein, die „schwarz“ arbeiten- und das auf einem sehr niedrigen Level (dreistellig maximal pro Quartal)- ein echtes Zuckerschlecken ist das nicht, zumal beide Angst vor den Achstellungen der Ämter haben.
Inwiefern ein Journalist seine Erfahrungen womöglich verallgemeinert, das wäre auch noch eine spannende Frage.
(Dein Blog ist übrigens bei mir seit heute als RSS-feed gelistet- „Blog eines nachdenkenden FDPlers“)