Das statistische bundesamt hat in Zusammenarbeit mit EUROStat die Zahlen für die Lohnkosten in der EU herausgegeben.
Diverse Zeitungen z.B. Welt online machen aus dem Ergebnis folgendes:
Eine Arbeitsstunde ist in Deutschland zuletzt deutlich teurer geworden: Sie kostete 2009 im Durchschnitt 30,90 Euro – 4,1 Prozent mehr als 2008. Damit verlieren die deutschen Unternehmen im EU-Vergleich an Wettbewerbsfähigkeit.
Da werden munter Äpfel mit Birnen verglichen, ist ja schliesslich alles Obst.
Die reinen Arbeitskosten lassen sich nicht mit dieser Milchmädchen-Rechnung auf die Wettbewerbsfähigkeit übertragen.
Nehmen wir mal an, im Baugewerbe hat ein Unternehmen im Jahr 2008 die Löcher noch durch Bauarbeiter schaufeln lassen und diesen 15 EUR pro Stunde bezahlt. Im Jahr 2009 entlässt das Unternehmen die 4 Arbeiter, schafft einen Bagger an und stellt einen Baggerführer ein, dem es 25 EUR die Stunde bezahlt. Die Arbeitskosten pro Stunde steigen um 66%, trotzdem kann das Unternehmen hinterher wettbewerbsfähiger sein als vorher.
Auch in der Industrie gibt es ganz unterschiedliche Tätigkeiten. Früher wurden Teile oft noch von Hand zusammengebaut (Scheibenwischermotoren bei Bosch durfte ich sogar selbst mal machen). Mittlerweile macht das statt 5 Arbeitnehmern eine Maschine, die nur noch von einer Person beaufsichtigt wird. Der Stundenlohn dieser Person ist um einiges höher als der Einzellohn der ehemaligen Bandarbeiter.
Die reine Lohnkostenbetrachtung sagt nichts über die Wettbewerbsfähigkeit aus.
Wie das ganze ausgehen kann, wenn man das trotzdem glaubt und nur auf die Lohnkosten schielt, kann man an Nokias Rumänien-Abenteuer sehen, oder den vielen nach Deutschland zurückkehrenden Firmen.
np (tribute to CERN): R.E.M. – it’s the end of the world