41 – Losing my religion

Ich halte mich eigentlich für einen ziemlich rationalen Menschen1. Ich stehe dem Konzept von Religionen eher skeptisch gegenüber, glaube nicht wirklich ans Schicksal und gehe schwarzen Katzen nicht aus dem Weg.

Aber ich habe auch die ein oder andere irrationale Seite, die ich vermutlich völlig problemlos mit „self-fullfilling-prophecy“ erklären könnte, wenn ich mich mal lassen würde.

Eine dieser Irrationalitäten hängt mit dem nächsten Lied zusammen.

Damals(TM) als das M in MTV noch für Music stand und die Videos nicht nur auf 50% des Bildschirms gezeigt wurden, habe ich noch oft reingezappt. Besonders oft vor meinen Fahrstunden, weil mit irgendwas muss man sich ja ablenken. Besonders oft kam zu der Zeit „losing my religion“ von REM. Und weil ich viele Fahrstunden gebraucht habe, konnte ich recht häufig vor eben jenen MTV schauen. Und mit der Zeit (wie schon erwähnt hatte ich viele Fahrstunden) glaubte ich eine Gesetzmäßigkeit erkannt zu haben. Immer wenn ich vor der Fahrstunde Michael Stipe lauschen und zuschauen durfte, wie er im spotlight steht, habe ich die nachfolgende Fahrstunde mit Bravour hinter mich gebracht, immer wenn er nicht sang, war die Fahrstunde eher mau.

Man kann sich darüber streiten, ob man bei einer Grundgesamtheit von 25 überhaupt irgendwas ableiten kann. Ich konnte. Und zwar etwas, was weit über Koinzidenz und Korrelation hinausging. Kausalität2.

Und ja, das ist natürlich völliger Unsinn und der einzige, der dafür sorgen konnte, dass die Fahrstunden erfolgreich werden, war ich.

Dann bin ich Jahre später mit meiner Ex-Freundin3 in den Urlaub geflogen und kurz vor dem Flughafen lief im Radio „losing my religion“, was mich zur Bemerkung veranlasste, dass heute wohl irgendwas gut laufen würde. Ausser einem „pah“ kam nicht als Antwort.

Wir sind damals frühmorgens nach Göteborg geflogen, wollten den Tag in der Stadt verbringen und dann abends mit der Fähre nach Dänemark.

In Göteborg angekommen, teilte uns ein sehr netter Schwede mit, dass unser Gepäck irgendwo anders sei. „Aha, irgendwas läuft also gut“ war die einzige Bemerkung meiner Ex-Freundin zu dem Thema. Lauter Ungläubige.

Um das Ganze abzukürzen: Wir haben einen netten Tag ohne Gepäck schleppen in einem der vielen Venedigs des Nordens4 verbracht und am Abend hat ein netter Mensch von SAS unsere Koffer an die Fähre gebracht.

Genug gelabert, Vorhang auf für REM:

 

  1. wer jetzt höhnisch auflacht und „ganz bestimmt“ murmelt, kann gleich wieder gehen []
  2. ich glaube fest an den Bildungsauftrag dieses Blogs []
  3. mit der ich jetzt verheiratet bin, nicht die andere []
  4. ich kenne mindestens 3 Städte, die sich damit schmücken []

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