Landtagswahlen in Baden-Württemberg 2016

Eigentlich bin ich ja mit Politik durch, aber nachdem ich am Wochenende ein Gespräch mit jemandem geführt habe, der nach Jahrzehnten zum allerersten Mal grün wählt, muss ich meine Abstinenz kurz unterbrechen.

Baden-Württemberg steht wirklich vor einem politischen Umbruch, der vermutlich noch größer sein wird, als beim letzten Mal, als die Wahl zwar einen grünen Ministerpräsidenten hervorgebracht hat, die CDU aber trotzdem mit weitem Abstand die stärkste Kraft im Land wurde.

Wenn man sich die Prognosen anschaut und die März-Zahlen mittelt (INSA, Forschungsgruppe Wahlen und Infratest dimap), kommt man zu folgendem möglichen Wahlergebnis:

Grüne 32,5%
CDU 28,8%
SPD 12,8%
AfD 12,2%
FDP 7%
Sonstige 6,7%

Weil Baden-Württemberg ein etwas anderes Wahlrecht hat, als sonst bei Landtagswahlen üblich, wird das in Bezug auf die Direktkandidaten ziemlich interessant. Man hat nur eine Stimme und wählt damit gleichzeitig die Partei und den Kandidaten im Wahlkreis.

Im März 2011 hat die CDU noch 60 von 70 Wahlkreisen gewonnen. Wenn man berücksichtigt, dass sie voraussichtlich 1/4 ihrer Wählerinnen und Wähler verliert, die Grünen über 30% hinzugewinnen werden und die SPD fast komplett ausfällt, weil sie von ihrem bisher schlechtesten Landtagswahlergebnis noch mal fast auf die Hälfte abrutscht, wird das spannend.

Natürlich kann man die Prozentzahlen nicht einfach auf die Wahlkreise umrechnen, weil gerade in Baden-Württemberg auch die Landtagswahlen Persönlichkeitswahlen sind und den Befragten in den Prognosen vermutlich gar nicht immer so klar war, dass sie nur eine Stimme haben. Aber in vielen Wahlkreisen hat bei der CDU ein Generationswechsel stattgefunden (auch wenn der in meinem Wahlkreis nur 4 Jahre Altersunterschied beträgt), viele Neulinge treten gegen MdL an und die allgemeine Stimmung ist für die CDU so schlecht wie schon lange nicht mehr. Angefangen bei der Bundespolitik und endend beim Spitzenkandidaten.

Wenn man die Zahlen auf die Wahlkreise runterbricht, könnten die Grünen mehr Direktmandate erzielen als die CDU.

Es gibt noch sowas wie schwarze Hochburgen, aber es gibt immer weniger. Im Regierungspräsidium Tübingen könnten von den 11 Wahlkreisen 5 an die Grünen gehen, unter anderem mein Wahlkreis Ravensburg und der direkte Nachbar Bodensee.
Es gibt ein paar Kreise, bei denen der Vorsprung der CDU das letzte Mal so groß war, dass vermutlich nur der Bau eines atomaren Endlagers im betreffenden Wahlkreis dazu führen könnte, dass der CDUler nicht gewinnt (Balingen, Sigmaringen, Wangen, Ehingen, Biberach).

Ich wage jetzt mal eine Prognose:

Nach der Landtagswahl 2016 wird es fürs Regierungspräsidium Tübingen

  • 7 CDU-MdL
  • 6 Grüne-MdL
  • 2 SPD-MdL
  • 2 AfD-MdL
  • 1 FDP-MdL

geben. Das sind 3 weniger als jetzt, aber aufgrund der geringeren Zahl an Überhangmandaten wird der neue Landtag vermutlich kleiner ausfallen als die 138 Mandate, die vor 5 Jahren vergeben wurden.

Ich lass die stehen, auch wenn sie mir vermutlich nächsten Montag peinlich ist.

Wer ein bisschen mit den Zahlen spielen will, findet hier ein Excel, das ich vom statistischen Landesamt habe und das für die Prognose ein bisschen angepasst ist. So im Nachhinein hätte man die SPD auch ganz rausnehmen können, die wird mit den Direktmandaten nichts zu tun haben.

Kreise

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.