Besonders dann, wenn im Fernsehen mal wieder eine populär-wissenschaftliche Sendung lief und ich mitbekomme, wie der Inhalt der Sendung über Tage durchs Großraumbüro schwappt und sich dabei immer mehr verändert, weil manche Sachen halt doch nicht immer und für Alle so einfach sind, dass man sie so nebenbei versteht.
Und ich meine damit nicht mal Sendungen wie
„Galileo special – Jumbo Schreiner hat Lieferheld fertiggespielt“
da ist schon das Original zum davonlaufen.
Es gibt auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ab und zu mal Sendungen, mit denen man vermutlich die Gebühren rechtfertigen möchte, ohne auf „Sturm der Liebe“, „Rote Rosen“ oder „Herzflimmern – die Klinik am See“ zurückgreifen zu müssen.
Beginnen möchte ich mit einem Zitat von Einstein
Mache die Dinge so einfach wie möglich – aber nicht einfacher.
dem ich ein Zitat von Friedrich Nietzsche gegenüberstellen möchte
Das Halbwissen ist siegreicher als das Ganzwissen: es kennt die Dinge einfacher als sie sind und macht daher seine Meinung fasslicher und überzeugender.
Ich bin von meinem Wesen her ja grundsätzlich eher bei Nietzsche als bei Einstein, aber es sollte dann zumindest Halbwissen sein und nicht nur die Aneinanderreihung von Fachworten, gepaart mit einem
„WIR WERDEN ALLE STERBEN“
in Großbuchstaben.
Ich habe mich beim Thema „Hamsterkäufe und Zivilschutz“ noch mühsam zurückgehalten, weil es nichts bringt einzuwerfen, dass die Konzepte dazu weder neu sind noch wirklich unsinnig. Ich lebe in Deutschland.
Ich weiß, dass man einem Großteil meiner Mitbürgerinnen und Mitbürger das Denken so erfolgreich abgewöhnt hat, dass sie einen Online-Rechner brauchen um ausrechnen zu können, wie viel sie denn innerhalb eines Zeitraums von 14 Tagen trinken und essen und dass sie Checklisten benötigen, auf denen die Nahrungsmittel stehen, die prinzipiell dazu geeignet sind, über einen längeren Zeitraum bevorratet zu werden und zwar auch dann, wenn die Tiefkühltruhe mal keinen Strom hat. Wer glaubt, dass ich übertreibe bekommt jetzt einen Screenshot aus dieser Checkliste1:
Ich schwanke bei solchen Sätzen ja immer zwischen einem „Ach was“ von Loriot und einem „Nein! doch! Oh!“ von de Funès. Aber vermutlich gibt es wirklich ausreichend Menschen, die diesen Hinweis benötigen, genau so wie den Einleitungssatz der Checkliste, der da lautet:
„Berücksichtigen Sie bei Ihrer Planung persönliche Vorlieben, Diät-Vorschriften und Allergien.“
Sonst würden sie womöglich Reis kaufen, obwohl sie den gar nicht mögen, oder Nudeln obwohl sie eine Glutenallergie haben.
Ich trete übrigens trotzdem noch für ein allgemeines Wahlrecht ein, auch wenn mir das in letzter Zeit zunehmend schwerer fällt.
Anscheinend kamen in letzter Zeit einige Sendungen über Zucker. Irgendeine Redaktion hat das Thema mal wieder entdeckt und dann wird es gemolken, bis die nächste Sau am Horizont erscheint, die durchs Dorf gejagt werden möchte. Das wäre mir prinzipiell egal, wenn man mich in der Pause dann nicht ständig auf den Zuckergehalt meines Kaffees ansprechen würde, zusammen mit dem Hinweis, dass das alles so gefährlich wäre und dass ich sterben müsse. STERBEN!
Ich bin mir bewusst, dass alles Seiende endlich ist und damit auch ich. Das würde die Leute aber nur verwirren, deshalb erwähne ich es am Anfang solcher Diskussionen auch nicht. Ich halte mich auch zurück, wenn man mir erklärt, dass früher alles besser war. Ein Hinweis auf die extrem gestiegene Lebenserwartung in den letzten 150 Jahren (bei Frauen immerhin von 38 Jahren auf knapp 83 Jahre) oder die Tatsache, dass vor 180 Jahren ungefähr 1 Million Iren jämmerlich verhungert sind und weitere 2,5 Millionen auswandern mussten, hilft auch nicht unbedingt weiter, weshalb ich das auch oft unerwähnt lasse. Es geht schließlich um meinen Zucker im Kaffee. Und der wird mich umbringen. Weil der ist ja schädlich. Und dann fangen sie an, die unglaublich vereinfachenden und größtenteils sachlich falschen Erklärungen. Ist natürlich auch kompliziert, das alles mit seinen Einfach- und Mehrfachzuckern, den diversen biologischen Regelkreisen und den ganzen lateinischen Fachworten. Und dabei hat der im Fernsehen das doch so schön mit bunten Bildchen erklärt und außerdem sind die Amis alle so fett, weil die ja nur noch junk-food essen und alles überzuckert ist, weil da Glucosesirup drin ist.
Mittlerweile lasse ich es sein darauf hinzuweisen, dass Koinzidenz, Korrelation und Kausalität zwar mit dem gleichen Buchstaben anfangen, aber trotzdem unterschiedliche Sachverhalte beschreiben und das mit dem gleichen Anfangs-Buchstaben nur eine Koinzidenz ist.
Ich werde meinen Kaffee (200ml) weiterhin mit 5 Stück Würfelzucker trinken, was einem Zuckeranteil von ca. 7% entspricht.
Die Insulinantwort meines Körpers ist im Gegensatz zur Idiotenantwort meines Kopfes nämlich noch völlig in Ordnung.