Heute mal wieder nur Musik:
Autor: schritter
17 – every you and every me
Ab und an wird mir gegenüber mal angemerkt, ich würde zu viel denken beziehungsweise in meinem Kopf zu viel interpretieren.
Grundsätzlich bin ich gleicher Meinung, denn manchmal ist eine Rose nur eine Rose1.
Manchmal ist sie aber auch erheblich mehr und ich kann das nicht einfach an- und ausknipsen, was dann mitunter zu interessanten Diskussionen führt, weil ich der Meinung bin, ich hätte es doch gesagt, dabei habe ich es nur zwei Metaebenen höher und ironisch gebrochen dekonstruiert angedeutet. Auf der anderen Seite lese ich manchmal Sachen aus Sätzen heraus, die sich dann am Ende einfach nur als Zeilen des jeweiligen Lieblingslieds ohne aktuellen Bezug entpuppen.
Das war ganz früher2 erheblich einfacher und sei es nur deshalb, weil ein einfaches „wenn die Hölle zufriert“ Interpretationen nicht so zugänglich ist wie ein „Carve your name into my arm, Instead of stressed I lie here charmed“3.
Der Vorschlag, den Kopf doch einfach abzuschalten hat dummerweise den Nachteil, dass es das in verschiedenen Situationen nicht unbedingt besser gemacht hätte4.
Ich kann zwar ein bis zwei Ebenen runterschalten, aber so tief, dass sich mein Teil der Konversation auf ein simples „ficken?“ beschränkt, schaff ich’s dann doch nicht5, obwohl ich vor kurzem feststellen durfte, dass das manchmal zielführend sein kann6.
Bevor jetzt die Hälfte der Leute anfängt, mir Haloperidol-Care-Pakete zu schicken, darf Placebo7 singen
- die Rose könnte hier jetzt einfach nur für irgendeinen Gegenstand stehen, oder eine Anspielung auf Gertrude Stein sein, die aber vermutlich die wenigsten kennen [↩]
- so um die siebte Klasse herum [↩]
- inklusive der sie umschliessenden Textzeilen. Als guter Jurist lese ich grundsätzlich immer 3 Paragraphen davor und danach [↩]
- Freud und so [↩]
- alleine deshalb, weil ich mich das nicht traue und vielleicht auch noch, weil ich dann eine Antwort hätte und ich ähnlich wie Schrödingers Katze Probleme damit habe, dass nachgeschaut wird [↩]
- nein, nicht bei mir, ich war nur unfreiwilliger Zeuge, wobei Zeuge in dem Zusammenhang vielleicht ein wenig missverständlich klingt [↩]
- was auf Latein „ich werde gefallen“ bedeutet, weshalb es ironischerweise das ist, was ich die Hälfte meines Lebens wollte [↩]
18 – old friends
19 – Julia
aaaaaah, Schreibblockade.
20 – message in a bottle
Just a castaway, an island lost at sea
Another lonely day, with no one here but me
trifft eigentlich ziemlich gut die Stimmungslage, die ich Ende der 80er bis Mitte der 90er hatte.
Ja, ich kann das völlig problemlos in Dekaden angeben.
Das war auch ungefähr das Jahrzehnt, in dem ich meine Ironie-, Sarkasmus- und Zynismusfähigkeiten zur vollen Reife gebracht habe. Das ist übrigens wie fahrradfahren. Wenn man es einmal gelernt hat, vergisst man es nicht mehr, weshalb ich manchmal auch heute noch aufpassen muss nicht in alte Verhaltensmuster abzurutschen, wenn ich betrunken oder müde bin, Kopfweh habe, oder von Idioten umzingelt bin.
Bei den Idioten ist das nicht weiter schlimm, die haben es erstens oft genug verdient und zweitens bekommen sie es vielfach gar nicht mit. Ausserdem bin ich mittlerweile wieder schnell im wegrennen.
Bei den anderen tut es mir oft schon in dem Moment leid, in dem ich höre, was ich sage. Da ist es dann allerdings oft schon zu spät. Besonders im betrunkenen Zustand artet dann der Versuch zu retten, was eigentlich nicht zu retten ist, in ein völliges Fiasko aus.
Mit ein Grund, warum ich mich grundsätzlich1 nur in Gegenwart von Leuten betrinke, die mir entweder egal sind, oder die mich so gut kennen um zu wissen, dass ich eigentlich nicht der wütend kläffende Terrier bin.
- ein juristisches grundsätzlich, das heißt, Ausnahmen sind möglich [↩]