a head full of dreams #ahfod

Dieser Moment, wenn man nach einem Konzert wieder zuhause ist, mit geschlossenen Augen auf dem Sofa liegt und anfangen muss zu lachen.

Unbezahlbar

Aber ich sollte vielleicht vorne anfangen.

Well high up above or down below.
5 metres from the band at a Coldplay show

Vielleicht noch weiter vorne.

Also in Bezug auf die Geschichte, noch weiter vorne beim Konzert ging nicht.

Ich überspring‘ jetzt mal den Teil, wie ich an die Karten gekommen bin und wie abstrus mittlerweile die Einlasskontrollen sind, weil mir vermutlich immer noch keiner erklären kann, welches Gefahrenpotenzial von 200 Gramm Nussmischung in Originalverpackung ausgeht.
Aber man diskutiert nicht mit der Security. Die setzen ja nur um, was sich irgendwo irgendjemand ausgedacht hat und vielleicht unterschätze ich auch nur die Möglichkeiten, die ein zu allem entschlossener Mensch hat, der mit Erdnüssen bewaffnet ist.

Egal.

Kurz nach 5 standen wir zusammen mit ca. 100 anderen Leuten vor der original verpackten Bühne. Und weil bis zur Vorgruppe der Vorgruppe noch ungefähr 2 Stunden Zeit zu vertreiben waren, kamen wir mit den Umstehenden ins Gespräch, die hatten ja auch nichts besseres zu tun.

Auf coldplay-Konzerten trifft man eine bunte Mischung. Vom Mittzwanziger, der gerade auf seinem dreiundzwanzigsten Coldplay-Konzert ist, bis zum Mittvierziger-Pärchen, bei dem der Ehemann die Karten bei ebay ersteigert hatte um seine Frau zu überraschen (ist ihm gelungen) und deren letzter Konzertbesuch 25 Jahre zurückliegt.

Wenn ich versuche, die Zeit bis zum Konzert in Worte zu fassen, stelle ich fest, dass sie die Einlasskontrollen an Abstrusität um Längen schlägt und mir vermutlich sowieso keiner glauben würde. Deshalb nur zwei Dinge:

  • Mathilde aus Marburg, Du hast ein tolles Grundschulabschlusszeugnis und Deine Eltern sind völlig zurecht sehr stolz auf Dich.
  • Normalerweise versuchen wir immer (nur ab und zu), irgendwo günstiger reinzukommen, in dem wir uns als Familie ausgeben (Zoo in München, diverse Skigebiete mit Familienpass). Dass wir wildfremden Menschen die Rückseite unserer Personalausweise zeigen um zu beweisen, dass wir nur Nachbarn und Freunde mit ähnlichem Musikgeschmack sind, war deshalb eine völlig neue Erfahrung. Aber man lernt ja immer dazu.

Genug der Worte, erst mal ein paar Bilder (Wenn man draufklickt, werden sie groß).

 

Zum Konzert will ich gar nicht viel schreiben. Es war gigantisch und coldplay sind auf jeden Fall eine Band, bei der sich ein Konzertbesuch definitiv lohnt.

Falls sich irgendjemand für den Zusammenhang zwischen 2. Weltkriegs-Fliegerbomben, dem Stresemann-Platz, Hähnchen süss-sauer, Äppelwoi in Dosen, völlig überfüllten Strassenbahnen und einem Moscow Mule interessiert, kann ich das gerne im persönlichen Gespräch erzählen.

Ich stelle nämlich gerade fest, dass es nach dem Konzert noch viel abstruser war, als davor. Aber irgendwoher muss das mit geschlossenen Augen auf dem Sofa liegen und anfangen zu lachen ja kommen.

And you get a head
A head full of dreams
You can see the change you want to
Be what you want to be

Use your illusion

Wer auf den blog gestossen ist, weil er aufgrund des Beitragstitels und der Bilder eine Konzertkritik zum Guns N‘ Roses Auftritt in München gesucht hat, muss leider weiter suchen. Das hier wird mal wieder eine Opa erzählt vom Krieg von früher Geschichte, die den Konzertbesuch nur als Auslöser nimmt, mal wieder was zu bloggen.

Kennt man ja von alten Leuten, dass Kleinigkeiten ausreichen, um gewisse Synapsen zu befeuern, die auf eine weit entfernte Vergangenheit referenzieren.

Nun denn.

Wir schrieben das Jahr 1989. Erich Honecker feierte 40 Jahre DDR und ich feierte, dass ich den Anfang von Patience pfeifen konnte. Nicht so gut wie Axl Rose, aber immerhin so, dass es von der Plattenverkäuferin im Media-Elektra erkannt wurde.
G N’ R Lies war mein erstes Album von Guns N‘ Roses und im Laufe der Zeit sollten noch ein paar dazukommen. Begonnen hat aber alles damit:

Shed a tear 'cause I'm missin' you
 I'm still alright to smile
 Girl, I think about you every day now
 Was a time when I wasn't sure
 But you set my mind at ease
 There is no doubt you're in my heart now

Zwei Jahre später war die Illusion der Deutschen Demokratischen Republik zu Ende, weil die Leute lieber Hans-Dietrich Genscher in der Prager Botschaft gefeiert hatten statt die Erichs in Berlin und ich hatte use your illusion im Plattenschrank stehen.

Give me a whisper
 And give me a sigh
 Give me a kiss before you
 tell me goodbye

Meine Illusion hat bis gestern Abend gehalten, als der erste Gedanke war: „Wer ist der Mann da auf der Bühne?“

Anscheinend war es Axl Rose. Erkannt hätte ich ihn nicht, aber als er anfing zu singen

She's got eyes of the bluest skies
 As if they thought of rain
 I hate to look into those eyes
 And see an ounce of pain
 Her hair reminds me of a warm safe place
 Where as a child I'd hide

setzte die Erkenntnis ein, dass der Mann der gleiche ist, der vor 25 Jahren Stephanie Seymour in November rain geheiratet hat.

Der damalige Neid hat sich gelegt.

Die Zeit heilt ja bekanntlich alle Wunden. Und sei es nur dadurch, dass sie mit anderen augenscheinlich nicht so gut umgegangen ist, wie mit einem selbst.

When you were young and your heart 
 Was an open book
 You used to say live and let live

But if this ever changin' world
 In which we live in
 Makes you give in and cry
 Say live and let die
 Live and let die

Es ist ein wenig seltsam, die „Idole“ seiner Jugend nach 25 Jahren auf der Bühne zu sehen. Und ich war nicht der Einzige, dem das so ging.


Die Stimmung war zumindest dort, wo ich stand, ein wenig schräg. Das hatte nichts mit Guns N‘ Roses zu tun, die fast 3 Stunden lang wirklich ihr Bestes gegeben haben.

Aber die Erkenntnis, dass es nicht reicht, das alte T-Shirt rauszukramen und den alten Liedern zu lauschen, um wieder dort zu sein, wo man vor einem Vierteljahrhundert war, ist ja auch was wert.

When I look into your eyes
 I can see a love restrained
 But darlin' when I hold you
 Don't you know I feel the same

Nothin' lasts forever
 And we both know hearts can change
 And it's hard to hold a candle
 In the cold November rain

Und damit wäre dann eigentlich auch schon alles gesagt.

2016

Es ist nicht so, dass ich mir das Jahr 2016 schönsaufen müsste, dafür ist es persönlich viel zu gut gelaufen.

Und weil ganz oft andere Menschen viel mehr zum „gut gelaufen“ beigetragen haben, als sie selbst glauben und als ich es ihnen gesagt habe, werde ich einfach auf sie trinken.

Auf meine Freunde

Auf Euch, die ihr irgendwie mehr in mir seht, als den stets zu lauten Klugscheißer.
Wer sich jetzt denkt „unfair, ich sollte dann wenigstens mittrinken dürfen“, darf sich eingeladen fühlen. Ich hab’s nicht so mit großen Worten.

Doch mal wieder Politik

Der CDU-Rechtspolitiker Patrick Sensburg legt einen Drei-Punkte-Plan vor: „Gezielte Desinformation zur Destabilisierung eines Staates sollte unter Strafe gestellt werden“, sagte er unserer Redaktion. Auch müssten Verleumdungen im Internet „stärker verfolgt werden“. Da wäre die Justiz gefragt. Zum anderen müssen wir überlegen, „ob es eine Art ,Prüfstelle‘ geben soll, die Propaganda-Seiten aufdeckt und kennzeichnet“.

(Berliner Morgenpost vom 13.12.2016)

Und jetzt muss ich ein wenig Artikelrecycling aus dem Jahr 2011 betreiben:

ehemalige Stasi-Untersuchungshaftanstalt Berlin-Hohenschönhausen

Freiheit ist nichts, was man sich einmalig erkämpft, dann abhakt und beruhigt und gedankenlos auf die Seite legen kann. Freiheit muss verteidigt und neu erkämpft werden. Und zwar so, dass sie nicht das erste Opfer dieses Kampfes wird.

Von Angela Merkel gibt es den schönen Satz:

„Dann ist das nicht mehr mein Land“.

Wenn ich mich so umschaue, dann ist es bald auch nicht mehr meins. Vielleicht war es das auch nie.

Für ein Fußballspiel während einer EM und der Party dazu versammeln sich Hunderttausende auf den Straßen, die Geschichte von Pietro Lombardi und Sarah1 können vermutlich Millionen nacherzählen, die Einschaltquoten, wenn sich F-Promis im australischen Dschungel in Kakerlaken wälzen, sind gut zweistellig. Das ist zwar alles nicht so meins, aber Menschen sind unterschiedlich und wenn’s Spaß macht.

Aber merkt ihr eigentlich, dass man Euch Stück für Stück die Freiheit nimmt?
Am Anfang hat man noch Kinderschänder und Terroristen bemühen müssen, um den Unsinn irgendwie begründen zu können. Mittlerweile reicht es schon, dass irgendjemand Quatsch erzählt, den eigentlich jeder 10-Jährige als solchen erkennen müsste, wenn er seinen Kopf nicht nur zum Tragen einer Mütze hat.

Eine Prüfstelle, die Propaganda-Seiten kennzeichnet? Echt jetzt?
Was haben Sie für ein Menschenbild Herr Sensburg?

Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muß man vor allem ein Schaf sein.
Albert Einstein

Mission accomplished!

  1. ich musste ihren Namen googlen []

german loan words lesson one: Schadenfreude

Alle die jetzt einen englischsprachigen Beitrag erwarten, muss ich enttäuschen, dafür ist mein Englisch zu schlecht. Ich finde es nur bemerkenswert, dass es „Schadenfreude“ als Lehnwort in die englische Sprache geschafft hat.

Wer je einen Film von Monty Python gesehen hat, wird vermutlich mit mir übereinstimmen, dass auch die Briten das Gefühl der Schadenfreude kennen. Ein eigenes Wort dafür erschaffen können aber wohl nur Deutsche. „Berufsverbot“ ist übrigens ein anderes Wort, dass es vom deutschen in den englischen Sprachgebrauch geschafft hat, aber das nur nebenbei, es geht ja um Schadenfreude.

Es war alles so schön geplant, sogar der Blogbeitrag war schon vorbereitet, mit Reminiszenzen an Leonard Cohen, Frank Sinatra, Zitaten von Terry Pratchett und Albert Einstein. Ich hatte sogar schon eine schöne Grafik gemacht (ja, meine Designbeauftragte mag das anders sehen und das schön in Anführungszeichen setzen. Wahrscheinlich hat sie damit auch recht, aber man muss ja immer auch sehen, wo man herkommt. Einen 2-jährigen lobt man ja schliesslich auch noch für’s Bäuerchen, während das bei einem 43-jährigen eher schräg wirkt).

Und dann haben die New York Road Runners die Dreistigkeit, mich einfach nicht zu ziehen, sondern mir so eine Mail zu schicken

Mag sein, dass es noch ganz viele Möglichkeiten gibt, doch durch Manhattan zu rennen. Die einfachste wäre, einfach bei einem der unzähligen Anbieter von Marathonreisen einfach einen Startplatz zu kaufen.

Aber jetzt bin ich bockig.

Bäääh!

Ich glaube ja weder an Zeichen noch an Schicksal, aber nachdem der Halbmarathon in New York dieses Jahr irgendwie an neuen Reifen gescheitert ist (völlig andere Geschichte) und der nächstes Jahr am Lospech, soll es vielleicht einfach nicht sein, dass ich im März am Times Square vorbeirenne.

Und deshalb gönne ich jetzt allen, die meine Beiträge lesen und sich oft denken „ach nee, was macht er denn jetzt schon wieder“ diesen kleinen Moment der Schadenfreude. Ich bin ganz bei Euch, ich find‘ mich manchmal auch nervig.