11 – savior

Ursprünglich stand hier hero of war von rise against, aber da wär’s um Politik gegangen und Macht und Krieg und der dünnen Tünche Sozialisation, die uns in unseren warmen und gemütlichen Wohnzimmern glauben macht, wir wären so weit weg davon.

Aber ich will hier ja nicht moralisieren.

Deswegen etwas Gute-Laune-Musik (so lange man den Text nicht kennt und versucht zu interpretieren).

Und jetzt wo ich’s erwähnt habe, muss ich natürlich doch interpretieren:

It kills me not to know this
but I’ve all but just forgotten
What the color of her eyes were
and her scars or how she got them

Ist zwar schon fast 18 Jahre her, aber die Augenfarbe war braun und zumindest eine Narbe am linken Fuß hat sie von mir beziehungsweise einem von mir eher nicht so geschickt gesteckten Zelthering auf einem Campingplatz an der Dune du Pilat während eines Frankreich-Urlaubs1 bekommen.

Ein Urlaub, der mit einem vergessenen Reiseführer begann und im Regen auf der A5 mit Elton Johns „candle in the wind“ und der Nachricht von Lady Dianas Tod endete, als wir endlich wieder deutschen Radioempfang hatten.

Die dazwischenliegende Zeit als teilweise grotesk2 zu beschreiben wäre untertrieben und vermutlich hätten Menschen, die nicht über eine so stabile geistige Gesundheit wie ich verfügen, diesen Urlaub mit einer Persönlichkeitsspaltung bezahlt3.

Manchmal wäre es vermutlich einfacher ich würde mehr vergessen, oder wenn das nicht geht, wenigstens verdrängen.

Können die anderen doch auch.

Also dann etwas wehmütiges aber immerhin tanzbares als Nummer 11

One thousand miles away
there’s nothing left to say
but so much left that I don’t know
we never had a choice
this world is too much noise
it takes me under
it takes me under once again

  1. eines Single/Single- und nicht etwa Pärchen-Urlaubs, nur falls sich das jemand nach all der Zeit immer noch fragen sollte. Und das lag nicht an mir. Wobei es vermutlich dann doch an mir lag, aber anders halt. []
  2. was jetzt wirklich nur an mir lag, falls Du das jemals lesen solltest.
    „L’enfer, c’est les autres“ war nie ein Zitat, welchem ich Glauben geschenkt habe []
  3. muss mir jetzt keiner mehr widersprechen, das haben schon die Stimmen in meinem Kopf getan, als ich es geschrieben habe []

13 – the pretender

Ich mag intelligente Texte und Leute, die zu ihren Texten folgendes sagen:

That’s the thing with lyrics, you never want to give away specifics, because it’s nice for people to have their own idea or interpretation of the song.

finden meine volle Zustimmung.

Vielleicht sollte ich anfangen Songtexte zu schreiben, da darf man nebulös bleiben, wenn man nicht gerade für Helene Fischer schreibt.

Eh ich’s vergesse, das Lied mag ich auch.

Wenn es für kurze Zeit relativ still wird und bei „What if I say I’m not like the others?“1 die Boxen explodieren und eine ganze Disco anfängt zu hüpfen und es dem Gegenüber ins Gesicht zu singen/brüllen, bekommt man eine Ahnung davon, was ich unter Spaß verstehe2.

Stuhl auf die Seite, Lautstärkeregler nach rechts und hüpfen:

  1. also das bei 3:28 min []
  2. das nächste Mal übrigens am 13.06. falls das mal jemand live und in Farbe sehen will []

14 – in a sweater poorly knit

Das Lied habe ich zum ersten Mal gehört, als mir mein Nachbar ein Fahrrad-Video ausgeliehen hat (Life cycles).

Normalerweise schaue ich so was ja nicht, aber das ist wirklich gut gemacht und hat die passende Musik.

Deswegen gibts jetzt auch nicht das Original-Video sondern das aus dem Film (ich habs leider nur auf spanisch gefunden, aber der Typ hört relativ schnell auf zu reden1, ausserdem passts, auch wenn ich nix verstehe)

  1. nach 42 Sekunden um genau zu sein []

Ohne Zahl – Einwurf

Weil die ersten Care-Pakete mit Stimmungsaufhellern eintreffen1 und ich Sätze wie untenstehenden in meinem WhatsApp-Verlauf finde2, folgt jetzt der untaugliche Versuch einer Erklärung.
kopf

Ich hätte mit dem alten Macho-Spruch „innen sind sie alle3 rosa“4 antworten können, aber um mal  Kraftklub5 zu zitieren:

Wenn nicht jeder über meinen Witz lacht, ist das okay
Doch es wär schön, wenn ihn irgendjemand außer mir versteht

Ich habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben6.

Wenn ich einen Beitrag schreibe, sieht das in meinem Kopf vorher ungefähr so aus:
schot1 KopieAlles schön geordnet und jemand der sich damit auskennt und den Sinn erkennt kann damit ein Segelboot übers Meer bringen. Man muss die Schoten noch anbringen und die Segel setzen, aber es ist alles Wichtige da.

Weil ich ungefähr so gut schreiben wie segeln kann7, kommt am Ende aber so was raus:
schot2
Man kann prinzipiell erkennen, für was die Sachen da sind, aber anfangen kann man damit oft nichts. Alles viel zu wirr und verknotet.

Da ich mein Geld unter anderem damit verdiene, verständliche Texte zu schreiben8 sollte ich eigentlich in der Lage sein, das auch bei Freizeit-Texten hinzubekommen.

Vermutlich habe ich bei denen ein ähnliches Problem wie Schriftsteller in Diktaturen; man kann nicht einfach schreiben „der Präsident ist ein blutgieriger Menschenschlächter“. Man muss es anders formulieren, wenn man nicht selbst zum Beweis seiner These werden will.

Ich lebe glücklicherweise nicht in einer Diktatur, allerdings habe ich bei vielen Themen eine äusserst schnelle Schere im Kopf. Die ist ziemlich ungenau und schneidet lieber zu viel weg als zu wenig und den Rest verpackt sie in irgendwelche kafkaesken9 Allegorien. Die Gründe fürs Wegschneiden sind relativ vielfältig und alle ganz weit weg von Folterkeller.

Ich könnte natürlich das mit dem Schreiben auch einfach sein lassen. Oder wenn schon nicht das Schreiben, dann wenigstens das Abschicken.

Aber da geht’s mir immer noch wie früher im Schwimmbad. Wenn ich schon den 2-fachen Auerbachsalto mit 3 Schrauben gehechtet vom 5-Meter-Brett nicht hinbekomme, dann wenigstens eine Arschbombe vom Startblock.

  1. nein, nicht wirklich []
  2. das hingegen stimmt []
  3. zumindest die durchbluteten Gehirne, gilt ja nicht für jeden []
  4. Die Frage, warum Vertreter der Original-Theorie sehr oft Gelegenheit hatten, das in der Realität zu prüfen, während das für Menschen, die das für sexistische Kackscheisse hielten eher nicht galt, ist ein völlig anderes Thema []
  5. 27 – wie ich []
  6. also die Hoffnung, irgendwann mal verständlicher zu sein []
  7. beides nicht, falls sich jemand fragt []
  8. beispielsweise Betriebsvereinbarungen und Regelungsabreden dazu []
  9. also meine Vorstellung von kafkaesk. Ein Literaturwissenschaftler sieht das vermutlich anders []