Schuluniformen die Zweite

Nachdem das Thema ja mittlerweile in immer breiteren Kreisen Zustimmung findet, lasse ich mal meinen ersten Beitrag stehen und fange mal von vorne an:

Die Schuluniform soll gemäß Aussage ihrer Verfechter zwei Dinge beseitigen:

  • Mangelnden Integrationswillen
  • Verdecken der Grösse des Elterngedbeutels und damit verbunden:

Eitel Sonnenschein in den Klassenzimmern

Proletarier, die mit Geschäftsführerkindern auf dem Schulhof spielen, weil sie nicht wissen, dass die Eltern des Anderen Hartz IV bekommen

Konzentration auf den Unterricht statt Konzentration auf das Präsentieren von Statussymbolen Meiner Meinung werden damit nur die Symptome bekämpft, und das auch noch auf denkbar ungeeignete Weise. Die Eltern, die ihre Töchter vollverschleiert in den Unterricht schicken, werden vermutlich die Tochter gar nicht mehr in den Unterricht lassen. Das funktioniert auch in Deutschland trotz Melderechtsrahmengesetz und Einwohnermeldeamt noch relativ gut. Dass im Elternhaus (wieder) die Heimatsprache gesprochen wird und kein Deutsch lässt sich mit Schuluniformen ebensowenig ändern wie die Grüppchenbildung nach Nationalitäten auf dem Schulhof. Anders als manch einer denkt, reichen Mund und Ohren dazu, die dazugehörigen Kleidungs’accessoires‘ können bei Bedarf auch völlig problemlos wegfallen. Auch den sozialen Frieden stärkt man nicht durch eine einheitliche Kleidung. Wenn man die Beiträge der einzelnen Politiker so liest, könnte man auf die Idee kommen, die Kinder hätten sich die Ausgrenzung über die getragene Klamotten bzw- Schuhmarke selbst ausgedacht. Das ist mitnichten der Fall. Die Kinder leben das nach, was ihnen diese (Konsum-)gesellschaft vorlebt. Dass man das im Unterreicht mal thematisiert, was man kindgerecht auch durchaus schon in der Grundschule kann, ist vermutlich zu kompliziert.

WM-Tickets zu verschenken

Irgendwie will sich bei mir nicht so recht Mitleid einstellen, wenn ich Theo Zwanziger und Wolfgang Miersbach lese, die beklagen, dass das Organisationskomitee der Fussball-WM von Ministern, Abgeordneten und Kommunalpolitikern immer öfter Absagen bekommt.

Es herrscht offensichtlich Angst, dass Post vom Staatsanwalt kommt, nur weil man eine Einladung annimmt

Ausgangspunkt sind Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Karlsruhe, gegen den Chef den EnBw Utz Claassen, der einen Teil des Freikontingents an Eintrittskarten der EnBw an das gesamte baden-württembergische Kabinett, Landräte und Regierungspräsidenten verschenken wollte.

Der Verdacht, dass da politische Landschaftspflege betrieben wird, ist nicht von der Hand zu weisen.

Einen anderen Grund, warum man als Energieversorger 139 Landtagsabgeordnete, 35 Landräte und 4 Regierungspräsidenten Eintrittskarten zur Fussball-WM schenken sollte, erschliesst sich mir nicht. Herrn Claassen anscheinend auch nicht, denn statt einer guten Begründung liefert er nur die Aussage, dass er sich korrekt verhalten habe.

Erstaunlich ist eigentlich nur, dass sich die „Eliten“ des Landes so schlecht an die Vorstellung gewöhnen können, für private Vergnügungen auch zu bezahlen.

Schuluniformen wieder ein Thema

Etwas überrascht war ich schon, als ich das Thema Schuluniformen mal wieder in den Nachrichten fand.

Mag sein, dass man Frau Zypries auf einen unwesentlichen Satz ihrer Aussage reduziert, allerdings lässt sich in allen Zeitungen folgender Satz lesen:

Damit beseitigen wir nicht nur die Burkas, sondern auch Probleme, die sich durch soziale Unterschiede ergeben

Besser lässt sich nicht zeigen, dass in Berlin nur noch Symptombekämpfung betrieben wird, statt die Ursachen zu erforschen und dort anzupacken. Aber vermutlich passte das, was dann ans Licht käme auch gar nicht ins Weltbild.
Weder Familien, die sich nicht integrieren wollen oder können, werden dadurch auf den Boden der „freiheitlich demokratischen Grundordnung“ geholt, noch lassen sich die sozialen Probleme lösen, wenn die Kinder am Vormittag scheinbar das gleiche anhaben.
Aber auch die Reaktionen der Gegner einer Schuluniform sind – gelinde gesagt – gewöhnungsbedürftig:

Von Seiten der Kultusministerkonferenz hieß es bisher, man habe sich aus historischen Gründen gegen Schuluniformen entschieden. Zu frisch seien noch die Erinnerungen an die Uniformen der Hitlerjugend und des Bundes Deutscher Mädel.

Aua. Übrigens haben 100% aller Nazis vor der Verübung von (Kriegs-)Verbrechen geatmet. Da sollte die Kultusministerkonferenz ansetzen und als kollektives Zeichen mal 10 Minuten Abstand von dieser, von den Nazis aufs übelste in den Dreck gezogenen, Tradition nehmen.

Sony BMG und das schlechte Image

Weil es ja nicht reicht, dass der Name Sony BMG mit Rootkits in Verbindung gebracht wird, die aus dem Computer eines unbedarften Hörers einer SONY BMG-CD eine Virenschleuder machen können, zeigt die Firma auch den Künstlern, was eine Harke ist.

Weil ja nach der Logik von Sony BMG Managern auch beim elektronischen Vertrieb via iTunes Verpackungskosten anfallen und scheinbar auch das ein oder andere Stück zu Bruch gehen kann, werden diese Kosten vom Musikkonzern einbehalten.

Wenn es SONY BMG passt – im Zusammenspiel mit Zahlungen an die Urheber – ist ein Kauf via iTunes vergleichbar mit dem Kauf einer CD. Gegenüber dem Käufer allerdings wird ein Kauf dem Kauf einer Lizenz gleichgesetzt, mit der man deutlich weniger Rechte hat, was beispielsweise dann eine Rolle spielt, wenn man die Musik nicht mehr hören mag und verkaufen will. Der Verkauf ist nämlich anders als der Verkauf einer CD nicht gestattet.

Und zum Schluss noch die Höhe der Vergütung für den Urheber. Pro verkauftem Song landen satte 4,5 ct bei den Urhebern.

Da mag man eigentlich nur noch 2 Dinge erwähnen:

  • Die Verwerter – allen voran SONY BMG – wollen höhere Preise bei iTunes durchsetzen, weil sie anscheinend mit der Verteilung: 30% itunes, 65% Verwerter, 5% Urheber unzufrieden sind.
    • Die 5-15 ct pro Lied, die der russische Online-Shop allofmp3 pro Lied verlangt sind eigentlich nicht zuwenig, wenn damit nur die Urheber vergütet werden müssen.

    Der Splitter im Auge des anderen

    wird natürlich immer viel stärker wahrgenommen als der Balken im eigenen, allerdings mutet die Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Grünen schon seltsam an.

    Die EU plant die Errichtung einer Agentur für Grundrechte. An den Verhandlungen darüber beteiligt sich die Bundesregierung laut eigener Aussage aktiv. So weit so gut mag man denken. Wenn man sich dann allerdings anschaut, wo die Bundesregierung eine der Kernaufgaben der Agentur sieht, mag man sich doch ein wenig wundern.

    Sie gehe davon aus, dass die Bekämpfung von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus eine der Kernaufgaben der Agentur sein wird, schreibt die Regierung in ihrer Antwort.

    Natürlich gehören auch Religionsfreiheit und das Recht auf körperliche Unversehrtheit zu den Grundrechten, allerdings habe ich die Grundrechte bisher immer als Schutzrechte des Bürgers gegen den Staat gesehen und nicht als Rechte des Einzelnen gegenüber einem anderen.

    Viel spannender in diesem Kontext wären doch

    Aber da müsste man halt bei sich selbst anfangen.

    Natürlich spricht die Regierung nur von einer der Kernaufgaben und natürlich sind auch die angesprochenen Punkte wichtig.