Wohin das alles führen kann

Aus aktuellem Anlass mal ein Zitat von Erich Kästner:

„Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf. Sie ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat.“

Falls wir je wieder in die Zeiten einer Diktatur abrutschen haben wir schonmal alles so eingerichtet, dass die dann Herrschenden den Apparat einfach übernehmen können. Die fast komplette Überwachung der Bürger im öffentlichen und im privaten Bereich. Fragen wie:
„Warum haben Sie Herrn M. eine Email geschickt, dieser Freiheitskämpfer Terrorist will unseren Staat untergraben.“ sind dann vermutlich noch die harmloseren Fragen. Und falls die Antwort nicht befriedigt, dann haben die Herren Schäuble, Beckstein, Doehring, Bosbach, Schily und wie sie alle heissen, schonmal vorgesorgt, in dem sie das Folterverbot schon so weit abgeschafft angepasst haben, dass es schon gar nicht mehr auffällt, wenn mal einer mit gebrochenen Rippen vom Verhör kommt, oder mal für ein halbes Jahr nach Afghanistan oder für immer in Syrien verschwindet.

Wie behutsam unsere personenbezogenen Daten …

… behandelt werden, die auf Vorrat für 24 Monate gespeichert werden dürfen, zeigt ein Beispiel aus Grossbritannien, von dem der Spiegel berichtet:

Statt die Straße zu kontrollieren, filmten zwei britische Angestellte mit ihrer Überwachungskamera lieber in die Wohnung einer Frau – und ergatterten dabei mehrere intime Szenen. Der Missbrauch wurde mit Gefängnis bestraft.
Sefton – Stundenlang beobachteten die beiden Angestellten der britischen Stadt Sefton wie die Frau auf die Toilette ging, ein Bad nahm und dann nur mit einem Handtuch bekleidet vor dem Fernseher saß.
Für den Missbrauch der staatlichen Überwachungskamera erhielten die beiden nun mehrmonatige Haftstrafen. Der jüngere der beiden Voyeure, ein 37-jähriger Mann, muss für vier Monate ins Gefängnis. Sein 42 Jahre alter Komplize wurde zu zwei Monaten Haft verurteilt.

sowie ein Bericht aus Österreich, bei heise:

Österreichischen Bürgerrechtlern ist es gelungen, mittels einer billigen Satelliten-TV-Ausrüstung die Signale einer Überwachungskamera der Wiener Polizei mitzuschneiden. Wie zwei Vertreter des Datenschutzvereins Quintessenz auf dem 22. Chaos Communication Congress (22C3) in Berlin erklärten, schwenkten die Beamten bei einem der am Wiener Schwedenplatz aufgezeichneten Filme von einem Fenster der benachbarten Häuser zum nächsten und zoomten ganz dicht ran. Man hätte recht genau beobachten können, „was sich hinter den Gardinen abspielt“, so Martin Slunksy, einer der beiden Aktivisten; ein Zusammenhang mit Strafverfolgung sei für sie nicht ersichtlich gewesen.

Da vertraue ich doch voll und ganz auf die Aussagen der Europaabgeordneten, die sich nicht zu blöd dafür sind, folgende Statements abzulassen:

Reul betrachtet derweil mit dem abgenickten Gesetzesentwurf alle Bedenken der Bürger vor einer langen und untransparenten Vorhaltung ihrer persönlichen Daten für „ausgeräumt“. Es werde sichergestellt, dass nur Sicherheitsbehörden bei der Verfolgung „schwerer Straftaten“ Zugriff auf die Daten hätten und eine eigenständige Datenschutzkontrolle erfolge. Zu möglichen Angriffen durch Cyberkriminelle auf die zentralen Datenberge äußert sich Reul nicht. Gegen Missbrauch der personenbezogenen Informationen könnten Strafen verhängt werden, betont der CDU-Politiker. „Unnötige“ Daten würden nicht gespeichert. Dies sorge dafür, dass „riesige Kosten für die Industrie und hiermit für den Verbraucher nicht entstehen“.

Und wenn man mal schaut, was der Herr Reul so ist, dann findet man seine vita hier:
Zuerst Lehrer und seit 1985 Berufspolitiker. Warum wundert mich das mittlerweile nicht mehr?

Frauenmangel im Osten

dass dem Osten die Noch-Nicht-Rentner ausgehen, kann man ja überall lesen. Dass es ausserdem einen Mangel an Frauen gibt, beleuchtet eine Reportage des Länderreports des dlf.
Es gehen die jungen, die gut ausgebildeten und die Frauen. Was bleibt dann noch?
Man sollte doch einen grossen Naturpark draus machen. Teile Brandenburgs sind ja jetzt schon unbewohnt, wenn man Spiegel-online und der UNO glauben darf und der Rest wird es über kurz oder lang auch sein.

Wann kippen Traditionen?

Im Spiegel zu lesen:

Abtreibungen nach reinen geschlechtsspezifischen Erwägungen sind in Indien seit 1994 verboten. Es ist jedoch allgemein bekannt, dass viele Ärzte sich nicht daran halten. Nach einem Zensus der Regierung kamen auf 1000 Jungen schon im Jahr 1991 nur 945 Mädchen. Zehn Jahre später waren es nur noch 927. Söhne werden in traditionellen indischen Familien nach wie vor bevorzugt, weil sie das Prestige der Eltern heben und zudem keine teure Aussteuer benötigen.

Die Frage die sich stellt ist, ob die 7% der Inder, deren Söhne keine Frau abbekommen haben, weil es einfach keine mehr gab, sich wirklich besser stellen als diejenigen, die halt eine Tochter haben. Irgendwann muss doch trotz aller Traditionen der Punkt kommen, an dem man auf die Mitgift verzichtet, oder gar noch was drauflegt, nur damit der Sohnemann die Wäsche nicht mehr zu Mama bringt.