Könnten die Politiker, die in den letzten Wochen und Monaten gebetsmühlenartig wiederholen, dass der € der einzige Garant für Frieden in Europa ist und Deutschland am meisten vom € profitiert hat, einen Pathos-Gang zurückschalten, wenn das Thema das nächste Mal angesprochen wird? Es wirkt langsam irgendwie ein wenig lächerlich. Vor allem für diejenigen, die sich noch an die Vor-EUR-Zeit erinnern können.
Entgegen anderslautender Gerüchte hat Deutschland auch vor 1999 Waren ins Ausland exportiert. Der prozentuale Anteil der Exporte in die (Jetzt-)Euroländer lag sogar höher. Auch Grenzübertritte waren problemlos möglich, der Schreiber dieser Zeilen hat in den 80er Jahren gefühlte 2 Monate in französischen Hypermarchés verbracht. Städtepartnerschaften gibt es auch nicht erst, seit man dafür aus irgendeinem obskuren Fördertopf der EU 5’000 € bekommt. Das Deutsch-Französische Jugendwerk existiert auch schon ein paar Jährchen länger als 12 und die Austausche, an denen ich vor 25 Jahren teilgenommen habe, waren auch ziemlich gut besucht. Interrail hat zu Zeiten von 12 unterschiedlichen Währungen auch nicht weniger Spaß gemacht (auch wenn ich heute noch wahnsinnig viele Münzen habe, die ich nicht zuordnen kann).
Ich halte es weiterhin für relativ unwahrscheinlich, dass die Militärs auf der Hardthöhe und dort, wo das frz. Ministère de la Défense sitzt, völlig enttäuscht im Jahr 1999 ihren Schlieffenplan 2.0 bzw. den Wiederaufbau der Maginot-Linie in den Schubladen haben verschwinden lassen, in der Hoffnung die Pläne von dort bei einem Scheitern des € wieder hervorziehen zu können.
Ich will jetzt keine Beispiele bringen von Staaten, die trotz einer gemeinsamen Währung übereinander hergefallen sind, aber ich finde das Spielen mit den Ängsten von Menschen ein wenig schäbig1 .
- Ich darf das, ich stehe nicht in der Öffentlichkeit und mir glaubt sowieso keiner [↩]