Wenn Mutti zu lange weg ist,

denken die Kleinen, sie könnten auch mal so richtig Politik machen.

Die Junge Union, in Form der stellvertretenden Bundesvorsitzenden Dorothee Bär und der wehrpolitischen Beauftragten des Bundesvorstands Jessica Meyer, hat sich wahrscheinlich gedacht, dass das mit den 6 Monaten Wehrdienst nicht so hinkommen kann. Wo kommen wir schliesslich hin, wenn die jungen Männer nicht mehr Zucht und Ordnung lernen.

Wie das so üblich ist, gibt man eine Pressemitteilung heraus, wenn man denkt, etwas zu sagen zu haben. Aus der will ich ein bisschen zitieren:

Weil allein 40 Prozent der Zeit- und Berufssoldaten aus den Reihen der Grundwehrdienstleistenden stammen, die damit die Aufwuchs- und Durchhaltefähigkeit unserer Streitkräfte sichern, muss an der Wehrpflicht festgehalten werden.

Dass das unter anderem daran liegen könnte, dass junge Männer sich das ganze erst mal anschauen wollen, bevor sie sich auf 4 Jahre verpflichten, darauf sind die Damen Bär und Meyer nicht gekommen.

Die Junge Union tritt dafür ein, die Wehrpflicht zu bewahren und sie zu einer allgemeinen, sicherheitspolitisch begründeten Dienstpflicht für junge Männer weiterzuentwickeln.

Genau. für junge Männer. Ich lasse mal aussen vor, dass dieser Vorschlag von 2 Frauen kommt (wehrpolitische Beauftragte kann man schliesslich auch als Frau werden, das ist was völlig anderes als ein männlicher Frauenbeauftragter, also wirklich).

Schauen wir uns doch lieber mal an, wo die jungen Damen möchten, dass ihre ausschliesslich männlichen Altersgenossen einen Dienst ableisten.

Dieser Dienst kann bei Bundeswehr, Bundespolizei, beim Zoll sowie im Zivil- und Katastrophenschutz wie den Feuerwehren, dem Technischen Hilfswerk, den Sanitätsdiensten oder dem heutigen Zivildienst abgeleistet werden. Integrieren ließe sich die Anrechnung anderer Dienstformen wie etwa der Entwicklungsdienst oder das freiwillige Jahr im In- und Ausland in Bereichen wie Soziales, Ökologie, Kultur (z.B. Film, Musik), Denkmalpflege, Politik oder Sport.

Ein Sammelsurium an unausgegorenen Ideen. Damit der JU-Schnösel nicht die harte Wirklichkeit eines Altersheims oder die Hindernisbahn in Hammelburg kennenlernen muss, hat man ihm die Hintertür dergestalt eingebaut, dass er den Zwangsdienst (vermutlich auf Staatskosten) auch im Wahlkreisbüro des Parteifreunds ableisten kann.

Inwieweit das dann der Bundeswehr hilft, Nachwuchs aus den Reihen der Grundwehrdienstleistenden zu gewinnen und inwiefern sich ein freiwilliges Jahr im Bereich Kultur sicherheitspolitisch begründen lässt, wissen vermutlich nur die Damen Bär und Meyer.

Dass man als Diplom-Politologin und Diplom-Verwaltungswirtin nicht unbedingt Ahnung von dem hat, was den Rest der (jungen) Bevölkerung beschäftigt, kann ich noch nachvollziehen. Als kleiner Tipp (obwohl sie das hier sowieso nie lesen werden) es hat etwas mit den Worten Arbeitsplatz, Studienplatz und den Lücken im ArbPlSchG zu tun.

Dass man als ehemalige Musterungsbeamtin seine Ex-Kollegen nicht um den Spaß bringen will, jungen Männern das Leben zu versauen, in dem man sie tauglich schreibt, ist vielleicht irgendwie menschlich, zur Maxime politischen Handelns sollte man es aber nicht machen.

Wenn das die junge Generation ist, möchte ich alt sein, ganz alt.

Nur der Vollständigkeit halber: Ich bin 36 Jahre alt, habe 2 Jahre Wehrdienst als Reserveoffizieranwärter (mittlerweile OL d. R.) abgeleistet und bin von den Plänen der Damen nicht betroffen.