Man fühlt sich ein bisschen an den Anhalter erinnert, wenn man liest, was man als Privatperson denn alles machen muss, um eine .eu-Domain zu bekommen. Heise online schreibt hierzu:
Wer einen Antrag auf eine .eu-Domain in der Sunrise-Phase einreicht, erhält[..] eine E-Mail mit der Aufforderung, binnen 40 Tagen Unterlagen einzureichen, die den Anspruch auf den Namen belegen. Eine Kopie des Ausweises für die Beantragung des Nachnamens ist [..] in keinem Falle ausreichend.
Jeder Antragsteller muss eine eidesstattliche Versicherung eines Rechtsanwaltes vorlegen, dass der Name im jeweiligen EU-Land geschützt ist. Der Antrag muss beim Einreichen der Unterlagen zahlreiche formale Anforderungen erfüllen, beispielsweise dürfen die durchgehend nummerierten Seiten (weißes, undurchsichtiges, nur einseitig bedrucktes Papier im DIN-A-4- oder Letterformat) weder geklammert, geheftet, geklebt oder gefaltet beziehungsweise retuschiert sein. Außerdem muss jede Antragsseite vom Antragssteller paraphiert, also mit einem Namenskürzel versehen werden.
Zahlreiche Kanzleien bieten die passende Dienstleistung im Internet zu Festpreisen an. Diese [..] liegen zumeist zwischen 65 und 150 Euro, die zusätzlich zu den meist 100 Euro Registrierungsgebühren zu entrichten sind.
Inwieweit sich .eu als tld allerdings durchsetzt ist meines Erachtens noch völlig offen. .info-Domains, die es auch schon ein paar Jährchen gibt, werden meines Erachtens bei der Sucheingabe selten bis gar nicht benutzt. Auf meiner alten homepage kam über die .info-tld nur der googlebot vorbei. Was bringt denn ein toller Domain-Name, wenn niemand das so zwingende .eu anhängt, sondern es mit de, net, com probiert.
Für Privatpersonen dürfte es sowieso darauf hinauslaufen, dass ihr Nachname entweder schon während der Markenphase vergeben wurde (um ritter.eu kloppen sich wahrscheinlich mindestens ein Schokoladenhersteller, ein Anlagenbauer und ein Modeversand), so dass man sowieso keine Chancen hatte oder man haut sich mit dutzenden Anderer Menschen innerhalb der EU um die Domain, oder man ist so selten, dass man auch in der letzten Phase ab April 2006 noch an die Domain kommt.
Für alle, die mit Ihrem Nachnamen nicht zum Zuge kommen, bleibt ja noch, das ganze noch so zu probieren:
- familie-nachname.eu
- vorname-nachname.eu
- nachname-vorname.eu
- nachname-wohnort.eu
- …
Die Unsitte, welche bereits vor etlichen Jahren angesteuert wurde, neue künstliche Top-Level-Domains zu kreieren, ist wohl nach wie vor mehr der Profitgier als dem reellen Nutzen zuzuordnen. Von Unicode für Domain-Namen ganz zu schweigen, aber unter dem Deckmantel des Fortschritts lässt sich so mancher Bock zum Gärtner machen.