Bildungssystem und Wettbewerb

Momentan scheint es wieder in Mode zu kommen, den Wettbewerb auf dem Bildungssektor auszurufen. Was ich bei Universitäten sehr begrüsse, ist bei den Schulen meines Erachtens völlig unangebracht.

Wenn beispielsweise Herr Althaus betont, dass es mehr Wettbewerb zwischen den Ländern geben muss, dann hat er meines Erachtens nicht darüber nachgedacht, wie der Schulort der Kinder ausgesucht wird.

In den wenigsten Fällen werden die Eltern die PISA oder Pinguin-Studie zur Hand nehmen, anhand dieser ein Bundesland aussuchen und sich dort um eine Stelle bemühen. Viel häufiger sind diejenigen Familien anzutreffen, nach denen sich das Bundesland nach der Arbeitsstelle des Haupternährers richtet.

  • Was bringt es mir als arbeitsloser Betriebsschlosser in Sachsen-Anhalt, dass das dortige Bildungssystem auf Platz 1 in Deutschland steht, wenn mein nächster Arbeitsplatz in Bremen liegt?
  • In welche Schulform wird mein Kind in der 5. Klasse in Baden-Württemberg geschickt, wenn es in Brandenburg noch die Grundschule besucht hat, die dort 6 Jahre dauert?
  • Was nutzt mir das Wissen um den Wettbewerbsvorteil des bayrischen Bildungssystems, wenn BenQ pleite macht und ich bei Siemens in Hannover eine neue Anstellung finde?

Es gibt genug Gründe für Föderalismus. Es gibt auch genug Bereiche in denen Föderalismus vorteilhaft ist. Warum um alles in der Welt sucht sich die Politik immer genau diejenigen aus, die sich dafür nicht eignen?

Vermutlich wird es daran liegen, dass man als Ministerpräsident fast keine Kompetenzen mehr hat, weil alles nach Berlin und Brüssel diffundiert ist. Da bleibt halt nur der Kultusteil übrig, dessen Wurzeln allerdings nicht darin begründet liegen, dass die Väter und Mütter des Grundgesetzes Bildungswettbewerb wollten, sondern in der Angst vor einem totalitärem Regime, welches die Schulen als Indoktrinationsmedium missbraucht. Davon sind wir heute allerdings weit entfernt.

Ein Gedanke zu „Bildungssystem und Wettbewerb“

  1. Ein Umzug in ein neues Bundesland ist doch gar nicht notwendig, um die Schüler und die Eltern völlig aus der Bahn zu werfen. Es reicht schon ein Schulwechsel in derselben Stadt. Wer heutzutage von Realschule A nach Realschule B wechselt, sollte wieder in der 5. Klasse anfangen. Denn es bleibt jeder Schule überlassen, wie und wann sie den Unterrichtsstoff vermittelt. Hauptsache die Schulabgänger können dann alle das gleiche.

    Oder man macht es wie Baden-Württemberg und spaltet das Land. Die „privilegierten“ Grundschüler dürfen mit Englischunterricht beginnen. An der französischen Grenze wird aber Französisch unterrichtet. Die weiterführenden Schulen bauen auf den Vorkenntnissen auf. Wehe dem der umziehen muss.
    Mein Freundschaftsangebot an die Schweiz wäre nun, Südbaden in rätoromanisch zu unterrichten. ;o)

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