50 Cent würde ein Verbraucher laut Aussagen des Energiefachmanns des vzbw pro Monat sparen, sollten die deutschen Kernkraftwerke länger am Netz bleiben dürfen.
Dummerweise findet man nirgends die genaue Berechnung, allenfalls auf Spiegel.de findet sich ein Teil davon, der aber eher verdunkelt denn erhellt.
Da werden Laufzeitverlängerungen mit der Gesamtverlängerung verrechnet etc.
Krawinkel legt seiner Rechnung die Annahme zugrunde, dass bei einer Restlaufzeitverlängerung zwei Drittel der Atomkraftwerksleistung von derzeit 140 Terawattstunden zehn Jahre lang weiterlaufen würden. Dies ergebe 900 Terawattstunden zusätzlich in einem Zeitraum von etwa 25 Jahren. Pro Jahr stünden demnach in Deutschland durchschnittlich 36 Terawattstunden Atomstrom zusätzlich zur Verfügung, dies entspreche rund sieben Prozent der gesamten Stromproduktion.
Bei heutigen Großhandelspreisen betrage der Preisvorteil von Atomstrom gut fünf Cent pro Kilowattstunde, von denen die Hälfte (2,5 Cent) an den Verbraucher weitergegeben werde. Wären also sieben Prozent des Stroms 2,5 Cent billiger, werde die Stromrechnung insgesamt um 0,175 Cent pro Kilowattstunde billiger. Ein Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 300 Kilowattstunden monatlich hätte demnach einen Preisvorteil von einem halben Euro.
Ich bin ja nun kein Energiefachmann beim vzbw, allerdings scheint mir obige Rechnung ein wenig seltsam.
Ich würde ja anders rechnen:
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Ein 700 Megawatt-Kohlekraftwerk liefert pro Jahr ca. 5 TWh
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Die Laufzeit eines Kohlekraftwerks beläuft sich auf 50 Jahre
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Ein Kohlekraftwerk hat eine Gesamtlaufleistung von ca. 250 TWh
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Man benötigt 4 700 Megawatt-Kraftwerke, um den „Ausfall“ der AKW zu kompensieren.
Mit obigen Zahlen berechnet man, wieviel die 4 Kohlekraftwerke (beginnend bei der Planung, über die Betriebsphase, endend beim Rückbau) kosten und berechnet, wieviel die weiterlaufenden Atomkraftwerke (inkl. erhöhter Endlagerkosten (so man die schon weiß)) kosten.
Das ganze subtrahiert man voneinander, teilt durch 25*12 Monate, multipliziert mit dem Anteil der privaten Haushalte am Stromverbrauch und dividiert am Schluss noch durch die Anzahl der Haushalte. Wenn man die 50% Kostenvorteilsweitergabe durch die Energieerzeuger als realistisch annimmt, dann halbiert man den erhaltenen Wert nochmal.
Wenn ich das ganze rückwärts rechne, dann passiert folgendes:
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150 EUR Gesamtersparnis pro Haushalt
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6 Milliarden Gesamtersparnis für private Haushalte
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24 Milliarden EUR Gesamtersparnis für Energieabnehmer
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48 Milliarden EUR Gesamtersparnis für Energieerzeuger
Der Brennstoff für die Kohlekraftwerke kostet in dieser Menge ca. 35 Milliarden EUR, das ganze könnte also sogar hinkommen, auch mit meiner Milchmädchen-Rechnung.
So macht man übrigens aus 50 Cent, 48 Milliarden EUR 🙂
Das Problem mit der Kernenergie ist das Restrisiko. Das lässt sich einfach nicht berechnen. Egal wieviel man da kurzfristig spart.
Was hat Tschernobyl gekostet – also an Folgekosten?
Und noch ein Haken: Gewinne der Stromkonzerne durch Atomkraft werden internalisiert, Kosten der Endlagerung externalisiert (geht ja auch schon gar nicht anders, der langen Halbwertszeiten von Atommüll wegen), am Schluss zahlt also die Gesellschaft für den „günstigen“ Strom.
Kann leider keine Zahlen liefern. Aber dafür gibt es ja Dich 😉
Ich muss besser formulieren 🙂
Es ging mir prinzipiell gar nicht so sehr um den Vergleich des Risikos von Atomkraft und sonstiger Stromerzeugung. Ich fand die Darstellung und die Art und Weise der Berechnung einfach etwas merkwürdig.
Das mit der Externalisierung hat man übrigens auch bei konventioneller Stromerzeugung. Die Einführung von CO2-Zertifikaten ist da nur ein Tröpfchen auf ein sehr heißes Gebirgsmassiv.
Die einzig erfolgversprechende Lösung scheint mir das Stromsparen zu sein. Nur ist man halt als Mensch auch oft sehr bequem (ich schliesse mich da überhaupt nicht aus) und Energieverbrauch z.B. im Standby-Betrieb spielt bei der Geräteauswahl keine Rolle …