Es muss schlecht stehen um die SPD Teil II

Massnahmen, die nur ganz wenig Wähler treffen, aber irgendwie das kuschelige Gefühl vermitteln, hier würde mal jemand für soziale Gerechtigkeit sorgen, von oben nach unten umverteilen, den schmierigen Managern mit ihren völlig überzogenen Gehältern die rote Karte zeigen, kurzum Massnahmen, die nicht wegen ihrer praktischen Auswirkungen sondern wegen ihres politischen Zeichens getroffen werden, scheinen bei der SPD gerade in Mode zu kommen. Sind ja bald Wahlen und irgendwie muss man das „abgehängte Prekariat“ ja vergessen machen, dass ALG-II und „föordern und fordern“ von der guten alten Tante SPD kommt.

  • Die Reichensteuer soll erhöht und der Betrag, ab dem sie bezahlt werden soll, soll gesenkt werden. Künftig soll die Höhe des zu versteuernden Einkommens, ab dem 49,585% EkSt+SolZ bezahlt werden müssen, bei Ledigen bei 125’000 EUR liegen.
  • Der Eingangssteuersatz soll auf 10% gesenkt werden.

Für diejenigen, die weder vom einen betroffen sind, noch vom anderen viel spüren werden, ändert sich nichts.

Weitergehende Steuersenkungen, etwa bei der von der Progression stark betroffenen Mittelschicht, seien nicht geplant, hieß es.

Dabei wäre doch genau da ein Ansatzpunkt.

Wenn man sich die Einkommensteuerbelastung in der Splittingtabelle zwischen 1958 und 2009 anschaut, dann stellt man fest, dass eine Familie im Jahr 1960 mit einem Familieneinkommen von 60’000 EUR noch 21’696 EUR Einkommensteuer bezahlen musste, während es heute gerade noch 11’396 EUR – also etwas mehr als die Hälfte – sind.

Dummerweise gibt es da noch so etwas wie Inflation.

Laut IWF und statistischem Bundesamt lag der Verbraucherpreisindex in Deutschland im Januar 2009 im Vergleich zum Jahr 1960 bei rund 400%. Unter Berücksichtigung der Inflation betrug das Einkommen, welches heute durch 60’000 EUR repräsentiert wird im Jahr 1960 bei 15’000 EUR. Und für 15’000 EUR musste man im Jahr 1960 gerade mal 3’269 EUR Einkommensteuer bezahlen. Der Durchschnittsteuersatz ist trotz vermehrt auftretenden „grössten Steuersenkungen in der Geschichte der Bundesrepublik“ gerade mal von 21,7% auf 19% gesunken. Für die meisten Arbeitnehmer macht mittlerweile allerdings nicht die Steuer den grössten Anteil an Abzügen aus, sondern die Sozialversicherungen.

Im Jahr 1960 lag der Beitragssatz zur Sozialversicherung für den Arbeitnehmer bei 12,2% im Jahr 2009 liegt er bei 20,3%.

Inflationsbereinigt hatte eine Familie im Jahr 1960 bei einem leicht überdurchschnittlichen Einkommen eine Nettoquote von 67%. Im Jahr 2009 liegt die Nettoquote bei 59,8%.

Nicht berücksichtigt ist die Verdoppelung der Mehrwertsteuer, die Verfünffachung der Mineralölsteuer und weitere Steuern wie die Stromsteuer. Gut, man hat in diesem Zeitraum die Leuchtmittelsteuer, Zündwarensteuer, Salzsteuer und Zuckersteuer abgeschafft, aber so hoch lagen die nicht.

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