ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Ich lasse jetzt mal das mit der blauen Ersatzflüssigkeit beiseite und zitiere mich einfach selbst:
Viele Diskussionen über das Internet entzünden sich an der Diskrepanz zwischen den Vorstellungen der “alten Hasen”, den Bedingungen die mittlerweile vorherrschen (Abmahnungen wg. Urheberrechts- und Markenverletzungen, herausgeklagte Domains etc.) und der Vorstellung von nicht internet-affinen Menschen, wie denn alles zu sein habe.
Das Problem stellt sich immer, wenn etwas aus einer Nische zu einem ”Massenprodukt für alle” wird.
In der guten alten Zeit hatte man auf Pogo-Konzerten richtig viel Spass. Man hörte geile Musik, wurde ein wenig rumgeschubst, schubste zurück und ab und an gab es eine kleine Dusche (teilweise mit Bier) von der Bühne.
Einige besorgte Eltern wollten wissen, was denn auf diesen Konzerten so abgeht und gingen mit. Der Grossteil wandte sich nach dem ersten Konzert irritiert ab und verbot auch den Kindern den Besuch.
Ein Teil aber besann sich darauf, dass wir ja ein Rechtsstaat seien und Pogo-Konzerte keinen rechtsfreien Raum darstellten. Sie bewaffneten sich mit Anwälten, liessen während des Konzerts strafbewehrte Unterlassungserklärungen mit Kostennote ausstellen weil andere Besucher sie belästigten, verklagten den Veranstalter wegen der zu lauten Musik und die Band, weil ein Ihnen entgegengeschmettertes “Motherfucker” den Tatbestand der Verleumdung i.V. mit dem Tatbestand der üblen Nachrede und teilweise den Tatbestand der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener erfüllte.
Pogo-Konzerte waren nicht mehr ganz so lustig, man hätte sich aber vielleicht noch arrangieren können, wenn, ja wenn nicht die Geschäftemacher in ihnen eine neue Einnahmequelle gewittert hätten.
Plötzlich war es interessant, weil in dem aufgeklärten konsumscheuen Randmarkt plötzlich auch Nichtkenner der Materie auftraten. Es war die Möglichkeit schlechthin, Merchandising zu betreiben, oder sich ein Monopol auf das Ausschenken von Getränken zu sichern und den Besuchern das Mitbringen der eigenen Getränke zu verbieten. Für bestimmte Tanzschritte wurde ein Geschmacksmusterschutz eingerichtet, bestimmte Wortkombinationen unterlagen dem Markenrecht und das ganze versandete. Das die Bewegung tot war erkannte man daran, dass der Springer-Konzern eine POGO-Bild auflegte, in der Begriffe wie Stagediving (sprich Stäitschdeiwing) erklärt wurden.
Noch heute kann man im Fernsehen die Überreste sehen. Aus DAF wurden die Wildegger Herzbuben, aus den Konzerten der Musikantenstadl. Nur ab und an blitzt etwas von der spielerischen Bewegung und dem Körperkontakt der früheren Konzerte auf, wenn Florian Silbereisen ganz offiziell eine Schunkelrunde einläutet.
Das ist ganz klar nicht mehr das, was die früheren Besucher wollten, aber es ist ziemlich sicher das, was die Mehrheit durchsetzte.