Wer unter 8,50 € Mindestlohn zahlt ist ein böser Ausbeuter, zumindest wenn man beispielsweise die Kommentare in diesem Facebook-Beitrag liest.
es spart Steuergeld, das zur Subventionierung von Billiglöhnen unnötig verbraucht wird. Das es Arbeitsplätze kostet, glaube ich nicht …!!! Es werden lediglich die Gewinne der Ausbeuter geschmälert – wie schlimm ist das denn??
Sorry, aber wer es sich nicht leisten kann, jemanden vernünftig zu bezahlen, sollte halt gar nicht erst eine Genehmigung bekommen, Leute anzustellen.
jobs die nicht anständig bezahlt sind braucht auch keiner, also können die ruhig wegfallen. immer dieses gespenst arbeitsplatzverlust! als ob es um diese scheiss-jobs schade ist
Nehmen wir mal meine Friseurin. Ein Haarschnitt kostet dort 15€ und dauert ca. 15 Minuten. Da ich um die prekäre Situation von Friseurinnen weiß, bekommt sie 5€ Trinkgeld. Ich habe nachgefragt, die darf sie behalten. Es ist nicht steuer- und sozialversicherungspflichtig, deshalb sind die 5€, die ich gebe auch 5€, die meine Friseurin bekommt.
Wenn ich das Ganze nicht direkt an sie gebe sondern indirekt über das Unternehmen ihres Chefs, dann sieht das Ganze folgendermaßen aus:
Gegeben | 5,00 € |
Mehrwertsteuer | 0,80 € |
AG-Anteil Sozialversicherung | 0,74 € |
Bruttolohn | 3,46 € |
AN-Anteil Sozialversicherung | 0,72 € |
Einkommensteuer1 | 0,70 € |
Netto bei der Friseurin | 2,04 € |
Der böse Ausbeuter ist nicht ihr Chef (zumindest nicht in diesem Fall) sondern der Staat und die Sozialversicherungen.
- 30% Steuerbelastung,
- 29% Sozialversicherungsbeiträge,
- 41% Nettolohn.
- Grenzsteuersatz beachten [↩]
Ha, deswegen braucht meine Friseuse bei mir mindestens 45 Minuten für einen Haarschnitt (schaut deswegen nicht unbedingt besser aus wie vorher) und bekommt dafür 70 CHF 🙂
Du lässt ja auch in der Schweiz schneiden, dem Hort der Kapitalisten.