Ich habe in den letzten 7 Tagen erstaunlich viele Gespräche geführt, die alle ungefähr so begannen:
„Du bist so ein Arsch“
gefolgt von
„Wir fahren zwar Audi, aber das sind doch wir“
„Wir haben zwar keine Kinder, aber Du hast Doch uns gemeint“
„Wir machen gar keinen All-Inclusive-Urlaub“
„Wir haben gar kein Haus, wir haben eine Eigentumswohnung“
was mir sehr viele Erdmännchen-Momente beschert hat.
Deshalb würde ich gerne versuchen für Alle (auch für die, die vielleicht nur gegrummelt haben, ohne gleich zum Hörer oder der Tastatur zu greifen) etwas klarzustellen (wir alle wissen, wie oft ich mich damit nur noch tiefer in die Kacke reite, es könnte also halbwegs interessant werden).
Ich weiß, dass Menschen unterschiedlich sind. „One size fits all“ passt bei einem Schal, aber ganz sicher nicht bei einem Lebensentwurf.
Weil es mich doch ein wenig erstaunt hat, warum gerade die Beschreibung des Personenkreises zu so heftigem Widerspruch geführt hat, der laut statistischem Bundesamt der häufigste ist und der in Umfragen immer einen der vorderen Plätze erreicht, wenn es darum geht die Idealvorstellung zu benennen, habe ich ein bisschen nachgedacht und mir ist das Kommunikationsquadrat von Friedemann Schulz von Thun eingefallen, das auch unter der Bezeichnung „4-Ohren-Modell“ bekannt ist.
Das Modell geht davon aus, dass man eine Nachricht immer von 4 Seiten aus hören kann. Und damit das nicht zu theoretisch wird, gleich die praktische Umsetzung.
Sachinformation
Daten, Fakten, Sachverhalte
Das kann wahr oder falsch sein, relevant oder belanglos, vollständig oder ergänzungsbedürftig. Meines Erachtens war der Satz:
„bis zum bodenständigen Menschen mit 40-Stunden-Woche, Frau, Kindern, Haus, 2 Daimler in der Garage und dem jährlichen 10-Tage-All-inclusive-Urlaub irgendwo, wo es warm ist“
eine Sachinformation, die natürlich nicht umfassend sondern ergänzungsbedürftig ist und die vermutlich sicher ein bisschen viel zu flapsig formuliert war.
Selbstoffenbarung
Eine bewusste und beabsichtigte Selbstdarstellung und eine unbewusste, unfreiwillige Selbstenthüllung
Es stimmt, dass ich persönlich das momentan für mich nicht für so erstrebenswert halte, aber so geht es ja jedem von uns ganz oft. Völlig egal, ob wir uns nicht vorstellen können, mal Teilzeit zu arbeiten, für den Job alle 3 Jahre umzuziehen, auch „nach 20 Arbeitsjahren noch auf der Mitarbeiterebene rumzuhängen“ oder zu einer „Helikopter-Mutter im Renault Kangoo“ zu werden. Wir unterscheiden uns allerhöchstens darin, wie viel Toleranz und Akzeptanz wir anderen Lebensentwürfen entgegen bringen und mit welchem Absolutheitsanspruch wir unseren eigenen als den einzig Wahren vertreten.
Beziehungsebene
Wie stehe ich zum Empfänger und was halte ich von ihm
Es ist nicht so, dass ich persönlich das für „sterbenslangweilig“, „spießig“ oder was auch immer halte. Ich glaube auch nicht, dass die betreffenden Personen „scheintote Zombies [sind], die keinen Spaß im Leben haben“. Da muss ich jetzt Mark Forster zitieren:
So wie Du glaubst, ist so wie Du lebst
Und das ist okay, solang‘s für Dich passt
Halt daran fest, für mich geht das nicht
Nicht mehr, nicht weniger.
Appell
Was will ich damit bewirken
Ich will gar nichts bewirken. Es ist auf jeden Fall nicht so, dass ich irgendwas möchte, was auch nur ansatzweise in „was soll ich denn Deiner Meinung nach tun, alles hinschmeissen und in die Karibik auswandern?“ zum Ausdruck gekommen ist.
Manchmal ist es nicht schlecht, wenn man in all der Hektik und Routine mal schaut, ob es noch so läuft, wie man sich das vorgestellt hat und ob man zufrieden ist. Wenn das so ist, ist alles gut und wenn es das nicht ist, dann bin ich sicher nicht derjenige, der eine Idee hat, wie es stattdessen aussehen könnte und wie man dahin kommt.
Ich weiß eigentlich nur zwei Dinge. Der Satz „das hätte ich schon viel früher machen sollen“ fällt bei Menschen meiner Altersklasse (und der darüber) häufiger und die größte Hürde, die man überwinden muss, wenn man etwas ändern will ist oft die im eigenen Kopf.
Falls ich Irgendjemanden verärgert oder sauer gemacht habe, möchte ich in aller Form um Entschuldigung bitten, das war definitiv nicht beabsichtigt.
Das Angebot mit dem Getränk steht noch.
Ich weiß dass wir alle unterschiedlich sind, das macht es ja so spannend.
Zum Abschluss möchte ich noch für eine Minute Brian zu Wort kommen lassen:
(no offense intended, ich find‘ das einfach witzig)
(Und der Vollständigkeit halber: Bis auf ein Zitat habe ich bei allen nachgefragt, ob ich das hier auch so schreiben darf)