Sabbatical – Kassensturz

Ich bin zurück aus Kanada, sitze tagsüber wieder im Büro und was bleibt sind die Erinnerungen, eine Festplatte voller Bilder und ein fettes Grinsen im Gesicht.

Ich wurde schon vor Beginn des Sabbaticals relativ häufig gefragt, was das denn alles kosten würde, aber damals hatte ich nur eine grobe Budgetplanung.
Mittlerweile sind alle Rechnungen eingegangen und ich kann festhalten: Ich habe das Budget aber sowas von gerissen. Das ist nicht weiter schlimm, es war ja keine fixe Obergrenze sondern nur „roughly estimated“.

Die Frage kann ich allerdings immer noch nicht richtig beantworten. Das liegt nicht daran, dass ich es nicht weiß, sondern daran, dass wir ja eigentlich mehrere Dinge gleichzeitig gemacht haben:

Ich habe ein Sabbatical gemacht, meine Kinder haben ein Auslandsjahr in der Schule genossen und meine Frau hat genaugenommen zwei sehr lange Urlaube in Kanada verbracht, die durch zweieinhalb Monate Arbeitsaufenthalt zuhause miteinander verbunden waren.

Dann haben wir in der Zeit auch noch mehrere „Kurzurlaube“ gemacht, bei denen man geteilter Meinung sein kann, ob sie jetzt dazu zählen oder nicht. Man muss schließlich nicht nach New York fliegen und einen Marathon laufen, oder für 4 Tage mit der ganzen Familie nach Vancouver fliegen um die Stadt, Wale und Otter anzuschauen.

Aber weil zumindest einige gesagt haben, dass sie so was auch planen und für einen Überblick dankbar wären, liste ich jetzt die Kosten einfach nach Kategorien auf. Zusammenzählen muss jeder selbst.

Mindereinnahmen

Gehaltseinbußen

Die Mindereinnahme lässt sich relativ einfach berechnen, denn prinzipiell habe ich für die 6 Monate kein Gehalt bekommen. Es fehlt also ein halbes Jahreseinkommen.
Das sind in einem tarifgebundenen Metallunternehmen in der Gehaltsgruppe EG15 mit allen Sonder- und Zusatzleistungen in Lohnsteuerklasse 3 ungefähr 28’000€ netto und damit auch der größte Posten der Gesamtrechnung. Da steht ein ungefähr, weil ich sowohl in der Anspar- als auch der Freistellungsphase ein vermindertes Gehalt bekommen habe und damit die Steuerprogression reingespielt hat und ich Tarifsteigerungen mitgemacht habe, die bei einem unbezahlten Urlaub so nicht gewirkt hätten.

Rentenminderung

Ich hätte das nicht extra aufgeführt, aber da ich explizit danach gefragt wurde, kommt es auch in die Aufstellung.
Weil ich mit dem verminderten Gehalt unter der Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung liege, wirkt sich obige Mindereinnahme auch teilweise auf die Rente aus, die ich später irgendwann mal bekommen werde. Wegen des sabbaticals habe ich 0,8 Rentenpunkte weniger auf dem Konto, was zur Zeit einer Bruttorente von 24€ pro Monat entspricht.

Wieviel das am Ende sein wird, könnte ich erst sagen, wenn ich tot bin, aber dann kann ich es aus naheliegenden Gründen nicht mehr und selbst wenn ich es könnte, wäre es mir vermutlich egal.

Fixkosten

Darunter fasse ich grob alles zusammen, was in Blöcken und größtenteils schon vor Beginn des Kanada-Aufenthalts bezahlt werden musste.

Schulausgaben für die Kinder

Die Kinder sind über das Rocky Mountain International Student Program RMISP des School District No. 6 in British Columbia, Canada an ihren Schulplatz gekommen. Ich habe das direkt mit dem Büro des RMISP ausgekaspert, mittlerweile kommt man wohl nur noch über die diversen „study abroad“-Anbieter rein.
Ich möchte an dieser Stelle kurz betonen, dass diese Änderung meines Wissens nicht an mir, meinem Verhalten oder an meinen Kindern liegt.

Sei’s drum, ich habe ja die Rechnungen. Da wären zum einen meine Tochter, die 5 Monate Schulgebühren (4’400€), Programmgebühren (670€) und eine Krankenversicherung (350€) für die Zeit benötigt hat. Den größeren Batzen hat mein Sohn gekostet, der mit 10 Monaten Schulgebühren (8’700€), Programmgebühren (670€), Krankenversicherung (700€) und 5 Monaten Aufenthalt in einer Gastfamilie (3’200€) zu Buche schlägt.

Zusammen also 18’690€.

Unterkunft

Wie wir zu dem Haus gekommen sind, wäre vielleicht einen eigenen Beitrag wert, aber hier soll es ja nur um die Kosten gehen.

Die Vorgaben waren relativ klar: Wir brauchen für 7 Monate eine möblierte Wohnung oder Haus mit mindestens 3 Schlafzimmern und 2 Bädern.
Ich habe eine gemischtgeschlechtliche Nachkommenschaft im Teenager-Alter. Ich wollte mir weder die Nerverei antun, die beiden in ein Zimmer zu sperren noch wollte ich stundenlang vor der geschlossenen Bad-Tür verbringen.

Die Angebote waren dementsprechend dünn gesät, weil der Markt dort entweder „groß“ oder „möbliert“ im Angebot hat, aber nur sehr selten beides. Mit Hilfe eines Maklers vor Ort habe ich das perfekte Haus gefunden, was allerdings mit insgesamt 12’500€ all-inclusive (Strom, Gas, Wasser, Internet) zu den Gesamtkosten beiträgt.

Auto

Die ursprüngliche Planung, ein Auto zu kaufen, zuzulassen und am Ende wieder abzustossen habe ich aufgrund vielfältiger Stolpersteine sein gelassen (für Fachleute möchte ich nur kurz einwerfen, dass das Steuersystem in British Columbia im Gegensatz zum deutschen kein „Allphasen-Netto-Umsatzsteuer mit Vorsteuerabzug“-System ist).

Da man ohne Auto in Kanada ziemlich aufgeschmissen ist, wurde es am Ende ein Mietwagen. Es lohnt sich, im Web nach Gutschein-Codes und ähnlichem zu suchen, überraschenderweise haben die bei Avis funktioniert, was aber trotzdem nichts daran geändert hat, dass ich am Ende für 205 Tage Mittelklasse-Auto (das dann in Vancouver kostenlos in einen SUV upgegraded wurde) mit Vollkasko-Versicherung 4’750€ bezahlen musste.

Flüge

Meine Kinder und ich sind jeweils einmal hin und zurück, meine Frau zweimal, insgesamt also 10 Flüge mit einer Menge Übergepäck, die mit insgesamt 4’150€ in die Gesamtrechnung eingehen. Da hätte man sicher noch etwas optimieren können, aber wir wollten alle eher nicht so oft zwischenlanden (Das hat zumindest für meine Frau und meine Tochter nicht so gut geklappt, aber auch das ist eine andere Geschichte).

Krankenversicherung

Meine Kinder waren über die Schule versichert und meine Frau war als Beamtin und dank des gesplitteten Aufenthalts über ihre deutsche Krankenversicherung abgedeckt, so dass nur ich eine Versicherung benötigte, die dann auch noch erstaunlich günstig war. Für 780€ konnte ich einen Haken hinter den Punkt auf der Checkliste setzen.
Bernd, der mich im Februar besucht hat, hat auf seiner Seite bodensee-overlander.de dankenswerterweise einen tollen Überblick geschrieben, den ich selbst genutzt und an dieser Stelle nur wärmstens weiterempfehlen kann. Nicht nur die Übersicht, sondern den ganzen Blog.

Variable Kosten

Lebenshaltung

Auch in Deutschland hätten wir essen, trinken, Geschirr spülen und Popo abputzen müssen, weswegen ich da jetzt mal überschlägig von 15% höheren Lebenshaltungskosten ausgehe. Manche Dinge sind billiger, manche Dinge sind teurer und wir haben ca. 1’000€ mehr für die Dinge des täglichen Bedarfs ausgegeben.

Insgesamt liefen ungefähr 1’700 Liter Benzin durch den Mietwagen, was ungefähr das doppelte von dem ist, was wir in einem halben Jahr in Deutschland verfahren. Da der Sprit in Alberta aber nur ca. 65 ct/L kostet, ergeben sich am Ende zumindest für mich da keine Mehrkosten und es bleibt bei den 1’000€.

Chichi

Dieses Wort kenne ich schon länger. Die griffige Definition, dass man damit all das bezeichnet, was nichts zur reinen Funktionalität beiträgt, am Ende aber den entscheidenden Unterschied zwischen einem „so lala“-Ergebnis und einem „adventure of a lifetime“ ausmacht, verdanke ich allerdings meiner Nachbarin, Lauftrainerin und Freundin Claudie, die damit die perfekte Überschrift für diese Kategorie geliefert hat.

Ich liste da jetzt nicht alles auf, sondern nur beispielhaft den New York Marathon, der inklusive Flug, Hotel und Startgeld mit 1’500€ in der Liste steht, der Jahres-Ski-Pass für meinen Sohn, der im Vorverkauf 520€ gekostet hat, die Whale-Watching-Tour in Vancouver mit 400€ und last but not least der Besuch des Icefield-Parkway, der durch die 2 Übernachtungen auch auf 300€ kommt (konnte ja auch keiner ahnen, dass wir in den frühesten Wintereinbruch seit über 50 Jahren kommen. Schön war’s trotzdem).

Insgesamt ist der Chichi-Anteil an den Gesamtkosten mit knapp 12’000€ relativ hoch, aber ich halte es da ein wenig mit George Best, der meinte

„I spent a lot of money on booze, birds and fast cars. The rest I just squandered.“

Bei mir waren es zwar andere Sachen, aber die Grundeinstellung ist die gleiche.

Zusammenfassung (tldr)

Die Antwort auf die Frage, was das denn jetzt alles gekostet hat, ist mit  „Knapp 80’000€“ also genau so richtig oder falsch beantwortet wie mit jedem kleineren Betrag. Ich persönlich würde die Einkommenseinbuße und verschiedene Chichi-Sachen nicht mitrechnen, hatte in Deutschland auch ein paar Einsparungen (Auto, Strom, Wasser) und lande dann irgendwo bei etwas über 45’000€.

Ja, das klingt im ersten Moment erschreckend viel, auf der anderen Seite bekommt man für das Geld gerade mal einen mittelmäßig ausgestatteten Range Rover Evoque, BMW 318i Touring oder VW Passat und ich sammle halt eher Momente als Dinge.
Andere sehen das anders und kaufen sich zum Glück Autos mit Getrieben, Lenkungen oder Dämpfern meines Arbeitgebers, weil die mich schon längst hätten entlassen müssen, wenn es nur Leute wie mich gäbe.

An dieser Stelle also ein ehrliches Danke, durch das Erfüllen Eurer Träume finanziert ihr meine Träume quasi mit.

Falls irgendjemand spezifische Fragen hat, kann er mir gerne schreiben (in die Kommentare oder per Mail), anrufen, auf einen Kaffee vorbeikommen oder sich sonst irgendwie melden. Ich versuche alles so  umfänglich wie möglich zu beantworten.

 

 

Kanada im April

Eigentlich möchte ich den Eindruck der Bilder nicht durch selbstverfassten Text schmälern. Das mache ich vermutlich später, denn in den anderthalb Wochen, die ich zum „sabbatical pre-check“1 in Kanada war, ist doch einiges passiert. Aber zuerst die Bilder und das Video.

Bilder

Video

  1. Hauptsache der Projekttitel klingt gut []

Island – USA – Kanada

So langsam nimmt das Sabbatical Gestalt an. Muss es auch, in anderthalb Jahren sitze ich ja schliesslich schon wieder am Schreibtisch.

Die ganzen Formulare für die Schule sind runtergeladen und die Kinder grübeln über ihrem Aufsatz, warum sie nach Kanada wollen und wie sie sich ihren Aufenthalt dort vorstellen.
Das lässt mir ein bisschen Zeit, den Beginn meiner Reise zu planen, weil ich ungefähr 4 Wochen habe, bis ich den Rest der Familie in Cranbrook vom Flughafen abhole.

Das ist gar nicht so einfach, wenn man plötzlich komplett allein entscheiden darf und mittlerweile habe ich auch schon alles zum zweiten Mal umgeworfen.

Die erste Idee war, gleich in die Rocky Mountains zu fliegen und mir in Ruhe die Nationalparks anzuschauen, da gibt es immerhin 8 Stück. Andererseits haben wir dafür ja noch genügend Zeit, wenn alle da sind.

Der nächste Plan sah vor, in den Osten Kanadas zu fliegen und dann an den großen Seen vorbei einmal quer durch den Kontinent zu fahren. Die Prärie-Provinzen scheinen allerdings nicht so spannend zu sein, wenn man sich jetzt nicht direkt für Erdölförderung oder Landwirtschaft interessiert.

Dann kam ein Kollege mit einer Idee um die Ecke, die in mir schon in der Planungsphase jenen Zauber entfacht, den Hermann Hesse so schön beschrieben hat.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Sein Originalvorschlag

„Flieg nach LA und fahr dann an der Küste den Highway No. 1 hoch“

durchläuft mittlerweile die dritte Iterationsschleife (ich werde im Büro mit agilen Methoden traktiert, ich denke in Sprint backlogs und Artefakten).

Angefangen hat es damit, dass ich ja einen Flug nach LA brauche. Der günstigste Anbieter war icelandair, die auf ihrer Homepage folgendes Angebot machen:
Stimmt, nach Island wollte ich doch auch mal. Also den Abflug 7 Tage nach vorne schieben und anfangen sich darüber zu informieren, was man in einer Woche denn so in Island anstellen kann.

Zweiter Punkt: Ich brauche ein Auto. Beim Vergleichen der Preise habe ich dann festgestellt, dass es erheblich günstiger wird, wenn man das Auto nicht erst in Kanada sondern schon in den USA zurückgibt. Das ist zwar ein wenig aufwändiger, aber wenn ich für den gleichen Preis statt eines Nissan Versa ein Ford Mustang Cabrio bekomme, bin ich dazu mehr als bereit, ich habe ja Zeit.
Ein kleines Problem gibt es allerdings noch: Ich muss noch gute Argumente finden, warum ich nicht trotzdem den Nissan nehme und mich über das gesparte Geld freue. Ich kann vermutlich nicht einfach Hesse ins Feld führen und darauf verweisen, dass in einem amerikanischen Cabrio ein viel größerer Zauber wohnt, als in einer japanischen Familienkutsche. Mal schauen.

Nächste Aufgabe: Von Seattle nach Vancouver.
Da hilft mir jetzt Mark Forster

Vielleicht, weil’s so einfach ist
Kommt’s das man so leicht vergisst
Egal wohin ich will, da fährt ein Bus
Muss da nur rein und sitzenbleiben bis zum Schluss

Greyhound fahren steht ja auch auf meiner bucket list (Okay, ich habe es gerade erst hingeschrieben und die Tinte ist noch feucht. Aber es steht da).
Der Bus bringt mich wohin ich will: Von Seattle nach Vancouver.

Und weiter im Programm: Ich muss in der Zeit auch was für später tun und einen fahrbaren Untersatz für das halbe Jahr in Kanada besorgen. Nachdem ich mich durch diverse Seiten für Langzeitmieten gequält und mir diverse Gebrauchtwagenseiten angeschaut und alles durchgerechnet habe, bin ich zum Schluss gekommen, dass es günstiger ist, ein mittelaltes, familientaugliches Auto zu kaufen und am Ende wieder zu verkaufen, als 6 Monate eines zu mieten. Zum Glück bin ich in Vancouver schon in der richtigen Provinz, so dass ich mir dort eins besorgen kann und das mit der Versicherung problemlos möglich sein sollte (ja, ich bin am Anfang immer viel zu optimistisch).

Zweitletzter Schritt: Von Vancouver durch die Rocky Mountains an den Flughafen von Cranbrook und die Familie einsammeln. Das sieht in google maps immer so kurz aus, bis man dann unten auf den Maßstab schaut.

Die letzte Station der Reise – das Haus in Fernie – ist dann auch zugleich der Anfang eines neuen Kapitels.

Und bis dahin muss ich noch eine Million Fragen klären:
Lassen mich die USA einreisen, wenn ich kein Rückflugticket habe?
Lassen mich die Kanadier einreisen, wenn ich kein Rückflugticket habe?
Brauche ich überhaupt ein kanadisches eTA, weil ich ja nicht mit dem Flieger sondern mit dem Bus komme?
Plane ich die Strecke LA-Seattle genau durch, oder lasse ich es einfach auf mich zukommen und schlafe zur Not halt mal im Auto?
Nutze ich die 23 Kilo von icelandair voll aus (auch für später, ich bleibe ja ein bisschen) oder folge ich Silbermond und reise nur mit leichtem Gepäck?

 

Namibia 2017 – Fragen über Fragen

Anlässlich des Namibia-Urlaubs bekomme ich relativ viele Fragen gestellt (und wer mich kennt und weiß, wie gerne ich mich reden höre, könnte vermuten, dass ich nur deshalb dort war). Bei vielen Fragen kann ich eigentlich nur mit der Juristen-Standardantwort „es kommt darauf an“ antworten. Aber dann wäre ich ja viel zu schnell fertig (siehe Klammer oben). Eine sehr häufig gestellte Frage ist, was man in Namibia denn gesehen haben muss.

Da kann ich nur sehr subjektive Antworten geben, die über das bereits erwähnte „es kommt darauf an“ hinausgehen. Aber es kommt halt wirklich darauf an:

Wo liegen meine Interessen?
Wieviel Zeit habe ich zur Verfügung?
Was darf der Urlaub kosten?
Wie gerne fahre ich Auto?

Namibia ist ein ziemlich großes Land, fast zweieinhalb mal so groß wie Deutschland mit einem Strassennetz, das zu über 80% aus ungeteerten Strassen ganz unterschiedlicher Qualität besteht. Dummerweise liegen die (vermeintlichen) Attraktionen dann auch noch in allen Ecken, vom Fish-River-Canyon im Süden bis zu den Epupa-Wasserfällen im Norden und von Swakopmund im Westen bis zum Sambesi im Osten, von dem es nicht mehr weit zu den Victoria-Wasserfällen ist (wenn man schon mal da ist). Man braucht also nicht nur Zeit bei den Sehenswürdigkeiten selbst, sondern auch Zeit für die Strecken dazwischen. Dieses Problem lässt sich auf 3 Arten entschärfen:

Zeit

Die einfachste Lösung ist Zeit. Man bleibt einfach länger. Wir waren 23 Tage im Land, sind in der Zeit 4’324 Kilometer gefahren und hatten nicht das Gefühl, die ganze Zeit im Auto zu sitzen. Da unser Autovermieter ein Tempo-Limit von 80 km/h auf ungeteerten Strassen (gravel roads) hatte, das wir nur in den seltensten Fällen ausgeschöpft haben, saßen wir das aber vermutlich doch. Weil die Landschaft aber wirklich immer faszinierend war, ist uns das nicht so aufgefallen, aber von uns hat auch keiner eine richtige Aversion gegen Autofahren. Andere können das durchaus anders sehen.

Geld

Die zweite Möglichkeit, die Zeit zwischen zwei Sehenswürdigkeiten einzudampfen, ist der Wechsel des Fortbewegungsmittels. Relativ viele Farmen, lodges und Campsites haben kleine Landeplätze, es gibt einige Anbieter, die sogenannte fly-in-Safaris im Angebot haben und bei denen die benötigte Zeit zwischen zwei Zielen auf ein Mindestmaß zusammenschrumpft.
Das kostet allerdings und wer nicht unbedingt 3’000€ pro Person und Woche ausgeben will und sich auch beim Gepäck nicht komplett zurückhält (ich hätte neben meiner Fotoausrüstung noch einen Satz Unterwäsche und ein Wechsel-T-Shirt mitnehmen können), wird vermutlich nicht auf die Option zurückgreifen wollen.

Fokussierung

Man muss ja im Urlaub nicht unbedingt das komplette Land kennenlernen. Die Flugzeit Frankfurt-Windhoek liegt mit ungefähr 10 Stunden auf Karibik-Niveau und die Preise halten sich für preisbewusste Frühbucher mit ca 600€ pro Person für Hin- und Rückflug auch in Grenzen. Da Namibia in der gleichen Zeitzone liegt wie Deutschland, muss man sich auch nicht mit Jetlag oder ähnlichem rumschlagen. Man kann sich das Land also auch auf zwei- oder dreimal aufteilen.

Wir haben uns für eine Mischung aus Zeit und Fokussierung entschieden und Dinge wie die Epupa-Fälle im Norden und die Sambesi-Region im Osten ausgelassen. So aus dem Bauch heraus und aufgrund des nur einmaligen Besuchs in Namibia ziemlich subjektiv würde ich den Süden des Landes für Leute empfehlen, die Landschaft spannend finden und den Norden mit dem Etosha-Nationalpark für Menschen, die Tiere beobachten wollen. Man sieht natürlich auch im Süden Tiere und es gibt auch im Norden Landschaft, weil die Tiere ja irgendwo stehen müssen. Aber die geballte Ladung von dem Einen oder dem Anderen gibt es schon oben bzw. unten.

Und damit ich hier nicht nur rumlabere, sondern man auch was anschauen kann, gibt es jetzt zwei Fotogalerien:

Süden/Landschaft

Norden/Tiere

Namibia 2017 – von der Idee zur Nacht unterm Sternenhimmel

Seit meine Frau vor mittlerweile 18 Jahren für 3 Wochen in Südafrika war, steht das Thema unterschwellig auf der ziemlich langen Urlaubsland-Wunschliste.

Und nachdem die Kinder langsam (zumindest teilweise) aus dem all-inclusive-Urlaub-Alter mit Spaß-Programm am Pool, 11 Mahlzeiten pro Tag und ununterbrochener Getränkeversorgung raus sind, standen die diesjährigen Ferien eher unter dem Motto

„Diesel and dust is what we breathe“1

Ich bin ja von der prinzipiellen Anlage her eher ein risikoaverser Hasenfuß, weswegen verschiedene Länder wegen diverser echter und eingebildeter Gefahren nicht in Frage kamen und sich relativ schnell Namibia als Urlaubsziel herauskristallisierte.

Erstaunlich viele Reiseanbieter haben für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas im Angebot. Das reicht von der durchorganisierten 3-Wochen-Tour im 24-Personenbus mit Übernachtung in Lodges über 14-tägige Fly-In-Safaris, bei denen die großen Entfernungen im Flugzeug zurückgelegt werden, bis zur Selbstfahrer-Reise mit Übernachtung im Dachzelt auf vorgebuchten Campsites.

Da wir in Schottland und Irland gute Erfahrungen mit selber fahren gemacht hatten, ich über die Straßenbeschaffenheit in Namibia nur unzureichend informiert war und weil der risikoaverse Teil sich schon bei der Auswahl des Reiselands durchgesetzt hatte, wollte der „face tamen“-Teil auch mal und es sollte eine Selbstfahrer-Reise werden.

Informationen, nachdem die Lektüre des Buchs „Hummeldumm“ ebenfalls zur Entscheidungsfindung beigetragen haben, entbehren jedweder Grundlage (Für diejenigen, die das Buch gelesen haben: Den Shop am Flughafen mit der Giraffe gibt es wirklich).

Ganz am Anfang der Planung stand der Flug. Hauptsache hin und wieder wegkommen, alles andere ergibt sich dann. Condor und AirNamibia bieten Direktflüge ab Frankfurt an, man kann aber auch beliebig kompliziert fliegen – beispielsweise über Addis Abbeba oder Doha und Johannesburg – und dabei eventuell ein paar Euro sparen.

Nach meiner Beobachtung empfiehlt sich eine frühzeitige Buchung der Flüge, da die Preise im Laufe der Zeit stark ansteigen. In meinem Flieger saßen Leute, die für 680€ hin und zurück geflogen sind neben Leuten, die 2’400€ für die gleiche Leistung bezahlt hatten.

Da ich von Namibia sehr wenig Ahnung hatte, habe ich ein Reisebüro gesucht, dass Selbstfahrer-Reisen im Angebot hat und wir sind an die Planung der Reise gegangen, wobei auch das „ich will schon ab und zu in einem richtigen Bett schlafen“ meiner Frau berücksichtigt wurde.

Am Ende stand folgender Plan: 13x Dachzelt, 9x Lodge/Hotel, 2x Flugzeug

✈ 27.07.2017 Flug Frankfurt-Windhoek Flugzeug
🏨 28.07.2017 Casa Blanca Boutique Hotel Windhoek
⛺ 29.07.2017 Bagatelle Kalahari Game Ranch Kalahari
⛺ 30.07.2017 Gondwana Collection Cañon Roadhouse Fish River
⛺ 31.07.2017 Gondwana Collection Cañon Roadhouse Fish River
🏨 01.08.2017 Gondwana Collection Desert Horse Inn Aus
🏨 02.08.2017 Gondwana Collection Desert Horse Inn Aus
⛺ 03.08.2017 NWR – Sesriem Campsite Sesriem
⛺ 04.08.2017 NWR – Sesriem Campsite Sesriem
⛺ 05.08.2017 Gondwana Collection Namib Desert Lodge Solitaire
🏨 06.08.2017 Swakopmund Luxury Suites Swakopmund
🏨 07.08.2017 Swakopmund Luxury Suites Swakopmund
⛺ 08.08.2017 Mowani Mountain Camp Twyfelfontein
⛺ 09.08.2017 Khowarib Lodge Khowarib
⛺ 10.08.2017 Khowarib Lodge Khowarib
⛺ 11.08.2017 NWR – Olifantsrus Camp Etosha
⛺ 12.08.2017 NWR – Olifantsrus Camp Etosha
🏨 13.08.2017 Gondwana Collection Etosha Safari Lodge Etosha
🏨 14.08.2017 Gondwana Collection Etosha Safari Lodge Etosha
⛺ 15.08.2017 NWR – Namutoni Rest Camp Etosha
⛺ 16.08.2017 NWR – Namutoni Rest Camp Etosha
🏨 17.08.2017 Wabi Game Lodge Waterberg
🏨 18.08.2017 Wabi Game Lodge Waterberg
✈ 19.08.2017 Flug Windhoek – Frankfurt Flugzeug

Anfang Dezember letzten Jahres war alles vorbereitet und gebucht und das Warten begann.

Und weil einige Bilder sehen wollten: Bitteschön

Das war es mal fürs Erste.

  1. Midnight oil – Warakurna falls sich jemand fragt, woher er die Zeile kennt []