Wenn’s denn um die Terroristen ginge

Bei Heise mal wieder zu lesen:

Prinzipiell geht es bei den Vorhaben um die Vorratsspeicherung aller so genannter Verkehrsdaten, die bei der Abwicklung von Diensten wie Telefonieren, E-Mailen, SMS-Versand, Chatten oder Filesharing anfallen. Die Kommission erhofft sich dadurch bessere Möglichkeiten zur Prävention, Aufklärung und Verfolgung schwerer Straftaten, vor allem im Bereich Terrorismus und organisierter Kriminalität.

Einen konkreten Nutzen, der sich ergibt, wenn ich weiss, dass Herr Meier am 21. Juni 2005 seine Emails bei gmx via POP3 geholt hat, ist nicht ersichtlich. Die Gegenstrategie dagegen ist einfach und da man bei Terroristen nicht unbedingt von blinden bildungsfernen Fanatikern ausgehen darf, zeigt ja die Tatsache, dass von den Attentätern des 11. Septembers 2001 viele ein Hochschulstudium abgeschlossen hatten, oder zumindest kurz davorstanden.

Also stellt sich die alte Frage: cui bono?

Wem nutzt es?

Liebe Sony BMG

von heise musste ich erfahren,

dass Sony auf einzelnen seiner mittels Digital Rights Management (DRM) kopiergeschützten CDs inzwischen eine Software einsetzt, die sich vor neugierigen Blicken versteckt und potenzielle Sicherheitslöcher reißt.

Wie schizophren muss man eigentlich sein, um einerseits die CD so zu verunstalten und andererseits munter MP3-Player zu verkaufen. Ist irgendjemand in Ihrer Firma mal aufgefallen, dass man die Musik, die sie verkaufen nicht auf die Geräte bringt, die sie verkaufen?

Das mag Ihnen egal sein, ebenso, wie Ihnen vermutlich egal ist, dass ich der Liste der von mir boykottierten Produkte neben kopiergeschützte CD auch ganz gross das Wort SONY schreibe. Ich kann nur hoffen, dass das andere auch tun.

Die Musikindustrie und die Käufer

Zitiert aus der Netzzeitung:

Die großen Musikkonzerne gehen davon aus, dass der Musikmarkt in Deutschland weiter schrumpft. Für dieses Jahr werde bereits fest mit einem Minus von sechs bis sieben Prozent gerechnet

und an allem sind wahrscheinlich wieder die bösen Raubkopierer schuld. Man sollte sich allerdings nicht so einfach einlullen lassen. Zum Vergleich:

  • Supermärkte und Lebensmittelgeschäfte rechnen für das Jahr 2004 mit einem Umsatzrückgang von 2,9%. Ich denke nicht, dass das irgendjemand auf illegal besorgte Lebensmittel schieben würde.
  • Die Reiseveranstalter rechnen mit 9.5% Rückgang. Auch da würde niemand ernsthaft in Erwägung ziehen, dass die Leute als blinde Passagiere unterwegs waren.

Aber natürlich ist es leichter, wenn man den schwarzen Peter dem bösen Raubkopierer in die Schuhe schiebt, den man am liebsten im Gefängnis von schweren Jungs vergewaltigt sieht. So zumindest die kaum verhohlene Andeutung in einem der „Raubkopierer sind Verbrecher“-Spots.

Als ehemaligem Käufer von CD fallen mir allerdings andere Gründe ein:

Durch den Kopierschutz wird es relativ kompliziert bis unmöglich, sich legal die eigenen Geräte mit der gewünschten Musik auszustatten. Meinen MP3-Player müsste ich über den Analog-Eingang füttern, ebenso meinen NetMD. Der Autoradio verweigert teilweise das Abspielen kopiergeschützter CD weil da ein „normales“ Laufwerk seinen Dienst versieht. Um am PC Musik zu hören muss ich mir entweder eine Stereoanlage neben den Rechner stellen, oder den Digitalausgang meines CD-Players aus dem Wohnzimmer quer durch die Wohnung legen, um das ganze dann via Soundkarte wieder in den PC zu bekommen.

Diesen Aufwand, nur um mir die extrem schlechte Cover-Version von „beds are burning“ anzuhören lohnt sich nicht. Da bleibe ich lieber bei meinen legal gerippten Original-CD, die mittlerweile ihre vorletzte Ruhe im Keller angetreten haben.

Die sind halt fast alle schon älter als 24 Monate und haben zum Umsatz der Musikindustrie der Jahre 2003 und 2004 nichts beigetragen. Wobei mir da gerade auffällt, dass ich am neuerlichen Rückgang dieses Jahr nicht Schuld bin 🙂

Zum Thema Illegalität und Unrechtsbewusstsein:

Es hat keiner mehr einen Überblick, was jetzt erlaubt ist und was verboten. Man darf sich auch von kopiergeschützten CD analoge Kopien ziehen, man darf das ganze auch direkt am Digitalausgang des CD-Players abgreifen um es auf den PC oder einen Standalone-CD-Brenner (ja liebe Kinder, das gab es mal zu kaufen) zu überspielen. Aber die Möglichkeit, die CD in den Rechner zu legen, mit CDEx und freedb auf den Rechner zu spielen, um die eigenen Geräte legal mit Musik zu versorgen, die ist dem rechtstreuen Bürger versagt. Statt sich, wie von der MI vielleicht erhofft, jetzt die Musik 2 oder 3mal zu besorgen, kauft er halt lieber nichts.

Und am Ende noch mal zur Verdeutlichung:

Wir reden über 6-7% Umsatzrückgang. Da bricht nicht ein kompletter Markt weg, da wird halt umgeschichtet von CD auf DVD, Klingeltöne, der auch mal ein Pfund Butter, weil Papa jetzt ALGII bekommt.

Meine Wünsche an den neuen Bundestag

nicht, dass ich grosse Hoffnung hätte, es würde etwas davon verwirklicht, aber man wird es (noch) formulieren dürfen.

Steuern
Man sollte Diätenempfänger steuerlich so behandeln wie Normalsterbliche. Also keine steuerfreie Kostenpauschale (bzw. nur die normale Werbungskostenpauschale), geldwerte Vorteile da wo sie anfallen. Im Moment bekommen MdB ca. 33% Ihres Gehaltes steuerfrei.
Vielleicht bekäme man Parlamentarier zu vernünftigeren Gesetzen „erzogen“, wenn sie bei der Einkommenssteuererklärung genau den gleichen Aufwand haben wie alle anderen. Belege sammeln, glaubhaft machen, bei Einladungen erkennen, warum sie ausgesprochen wurden und wem sie nutzen …

Altersversorgung
Man könnte man sie bei der Altersversorgung so stellen wie Normalsterbliche. Kein Anspruch bereits mit 55 sondern erst mit 65. Keine völlig überzogenen Pensionen bei geringer Amtszeit (nach 4 Jahren bereits 28% der Amtsbezüge).

Arbeitslosenversicherung
Man könnte, wenn man schon dabei ist, sie im Falle einer Abwahl und anschliessender Arbeitslosigkeit so stellen, wie Normalsterbliche. Das
bedeutet dann kein Übergangsgeld mehr für 3 Jahre sondern wie andere auch maximal 12 Monate. Das bedeutet ebenfalls, nicht Weiterbezug der letzten Bezüge für 3 Monate sondern sofortige Kürzung auf ALG-Niveau (55-65% des letzten Netto). Wenn man sich die aktuelle Situation anschaut, dann ist plötzliche Arbeitslosigkeit mittlerweile allgemeines Lebensrisiko. Wenn man bei Infineon mit Mitte 40 entlassen wird, weil das Werk geschlossen wird, dann hat man unter Umständen mit einer extremen Spezialqualifikation in Deutschland einfach keine Chance mehr auf einen Job. Und nach 12 Monaten muss man sowieso jeden Job annehmen. Ausserdem ist es nicht einsichtig, warum es dem MdB im Falle einer Abwahl erheblich besser gehen sollte als seinen Mitarbeitern.

Dann könnte das ganze auch höher vergüten. Es ergäbe sich vielleicht ein wenig mehr Bodenhaftung als bei der jetzigen Vergütungssituation.

Anzeigenkunden sind wichtiger …

… als Glaubwürdigkeit.

Eine Zeitung kündigt einer Redakteurin fristlos, weil die unbotmässig über einen Anzeigenkunden berichtet.
Das ist zumindest folgerichtig, wozu braucht man auch eine unabhängige Berichterstattung, der Abonnent weiss es ja doch nicht zu würdigen.
Es ist doch viel geschickter, dass man treue und finanzstarke Anzeigenkunden vor Schaden bewahrt.
Wenn das nur gelingt, in dem man langjährige Mitarbeiter feuert, dann ist das nur ein geringer Preis für die vielen Arbeitsplätze, die Lidl bei den badischen neuesten Nachrichten sichert.