Erst die WM und jetzt das

Zuerst holt die Titanic dank eines ausgeklügelten Manövers die Fussball WM 2006 nach Deutschland und jetzt ist sie eine der wenigen Zeitungen, die die Fahne der Meinungsfreiheit hochhält.

Man findet die Bilder zwar in vielen Blogs, in den etablierten Medien (die Welt mal ausgenommen), wird aber nichts gezeigt, oder so undeutlich wie bei der Tagesschau so dass man sich eigentlich kein Bild machen kann, ob das ganze jetzt Satire oder die geschmacklose Herabwürdigung des Islams ist.

Babyboom durch Absetzbarkeit?

Die Koalition hat sich endlich geeinigt, wie Eltern die Betreuungskosten für ihre Kinder von der Steuer absetzen können.
Herausgekommen ist dabei folgendes:

dass künftig die steuerliche Absetzbarkeit von zwei Drittel der Kosten für die Betreuung von Kindern vom ersten Euro an „jetzt von der Geburt bis zum 14. Lebensjahr gewährleistet“ seien. Diese Regelung gelte auch für Alleinverdiener-Ehepaare, hier allerdings nur für Kinder zwischen drei und sechs Jahren. Grundsätzlich gelte eine Obergrenze von 4000 Euro.

Dummerweise steht da nirgends, ob sich die 4000 EUR auf die Betreuungskosten oder auf zwei Drittel der Kosten bezieht.
Gehen wir mal von den Betreuungskosten aus, dann ergibt sich für eine Familie mit

  • 20’000 EUR Bruttoeinkommen eine Steuererstattung von 630 EUR
  • 30’000 EUR Bruttoeinkommen eine Steuererstattung von 710 EUR
  • 80’000 EUR Bruttoeinkommen eine Steuererstattung von 1075 EUR

Insgesamt soll das ganze nicht mehr als 460 Millionen kosten. In Deutschland gibt es 12 Millionen Kinder unter 15 Jahren.
Das ergibt pro Kind eine Steuererstattung von 38,33 EUR, oder grob angenähert ergeben sich 230 EUR Betreuungskosten pro Jahr. Dummerweise verlangt das unser Ganztageskindergarten schon pro Monat.

Entweder die 460 Millionen sind völlig aus der Luft gegriffen (wer berechnet so etwas eigentlich), oder die Deutschen Familien zahlen viel weniger Steuern als ich bisher angenommen habe, oder nur wenige haben absetzbare Betreuungskosten für ihr Kind.

Herr Renner und der Jyllands Posten

Für die Nicht-Baden-Württemberger:
Herr Renner ist der Ex-Sozialminister Baden-Württembergs, der von seinem Amt zurückgetreten ist, weil er dem Rottenburger Bischof in einem Streit um Renners Schirmherrschaft für den Christopher Street Day in Stuttgart gesagt hat:

„Halten Sie sich da raus. Lassen Sie erst mal zu, daß Priester Kinder zeugen”.

Baden-Württemberg ist im Übrigen das Bundesland, in dem Muslime bei der Einbürgerung gefragt werden:

Wie stehen Sie zu Kritik an einer Religion? Halten Sie diese für zulässig? Setzen Sie sich damit auseinander?

And now to something completely different

Wir schwenken zu Jyllands Posten, die im September 2005 12 Karikaturen veröffentlicht hat, die den Islam zum Thema hatten. Dies nicht etwa, weil die Jyllands Posten der Meinung war, die Feuerversicherung müsse sich rentieren, oder weil man ganz allgemein auf ganz gerne auf Gefühlen Andersgläubiger rumtrampelt, sondern deshalb:

Roses (Der Feuilleton-Chef der Zeitung) Unmut wurde erregt als ein dänischer Verlag versuchte, ein Buch über den Islam zu veröffentlichen, jedoch Schwierigkeiten hatte, einen Illustrator zu finden – angeblich aus Angst vor Übergriffen radikaler Moslems. Rose sah die Presse- und Meinungsfreiheit im Lande gefährdet. Und um genau diese grundlegenden demokratischen Werte zu unterstreichen, veröffentlichte er die zwölf Karikaturen des Propheten Mohammed, die diesen unter anderem als Terroristen zeigen.

Von China lernen heisst siegen lernen

Riesiger Protest brandete auf, als bekannt wurde, dass google den chinesischen Machthabern nachkommt, und Trefferlisten manipuliert. Eigentlich unverständlich, denn google.de zensiert ebenfalls.
Man kann bzgl. Webseiten wie vho.org, unglaublichkeiten.com oder ety.com sicherlich der Meinung sein, sie nicht anschauen zu wollen, allerdings liefert man mit einer Sperrung den Betreibern noch mehr Munition, gemäss dem Motto:“ Man muss uns verbieten, weil man uns nicht widerlegen kann.“ Das stimmt zwar nicht, man kann es allerdings aufgrund der Sperre dummerweise auch nicht widerlegen.
Zensur bei google

Zensur bei google

Die etablierten Medien

greifen immer häufiger Themen rund ums bloggen auf. Je nach Zeitung wird das Thema belächelt, kritisiert, man malt den Untergang der etablierten Medienwege an die Wand …

Einen lesenswerten Artikel gibt es in der heutigen FAZ.

Inzwischen will ein neuer Trend entstanden sein: Jeder kann jetzt mitmachen, jeder ist Reporter. „Die Art der Mediennutzung verändert sich. Sie verliert ihren Vorlesungscharakter und wird zu einer Konversation”, prophezeite Dan Gillmor

Wir alle sind also jetzt die Medien! Ist das nicht toll? Weniger toll ist es dann, wenn Sendungsbewußtsein und Qualifikation weit auseinanderliegen. Überhaupt nicht phantastisch ist es, wenn das Internet noch mehr zu einer Plattform für extremistische politische oder religiöse Eiferer oder für willkürlichen Rufmord würde.

Das ist meines Erachtens kein blog-spezifisches Problem, das gibt es seit langem in Newsgroups, Foren, eigenen Homepages …