Ist der Ruf erst ruiniert …

anders kann ich es mir nicht erklären, dass SONY-BMG sich wirklich für nichts zu schade ist, wenn es darum geht, die ehrliche Kundschaft zu gängeln. Heise und der Spiegel berichten über die nächste Panne mit einem Kopierschutz:

MediaMax entfaltet seine Sicherheitslücke [..]. Die MediaMax-Software installiert auf dem Rechner einen Ordner, über den andere Nutzer mit niedrigen Zugriffsrechten trotzdem die Möglichkeit haben, Kontrolle über den Computer zu erlangen. Ein Nutzer muss dazu lediglich die von MediaMax in dem Ordner installierten Programme durch eigene Software austauschen.

Was mich aber wirklich dazu bringt, von SONY-CDs vor allem eines zu halten (nämlich Abstand) findet sich im nächsten Absatz:

Sony BMG hat laut EFF versprochen, die Kunden über Banner-Einblendungen in Player-Software [..] zu informieren.

Nicht nur, dass man mich in der Benutzung gängeln will, nein man schiebt auch noch Werbung auf meinen Rechner (und wer weiss, was da sonst noch passiert).

Ich als ehrlicher Kunde, möchte meine CD am Computer anhören können, weil ich mir nicht in jedem Zimmer eine komplette Audio-Infrastruktur (AKA Stereoanlage) hinstellen will, ich will das ganze schnell und effizient auf meinen MP3-Player überspielen, und nicht auf irgendwelche analoge Krücken via MP3-coding-fähigem MP3-Player zurückgreifen müssen, ich will mir die Musik vom Server im Keller ins Wohnzimmer streamen können …,

All das will mir die Musikindustrie nicht mehr gestatten. Da ich in der glücklichen Lage bin, auf die Musikindustrie verzichten zu können (es liegen hier noch über 1000 CD aus der Vor-Kopierschutzzeit rum, die eigentlich für jede Gelegenheit die richtige Musik bieten), kaufe ich halt nichts mehr ein. Den Rückgang der Verkaufszahlen schiebt man natürlich auf die bösen Raubkopierer, es wäre ja auch zu peinlich, wenn man die eigene Produktpolitik dafür verantwortlich machen müsste.

Zum Glück gibt es für neue Musik (die von der besten Ehefrau von allen gewünscht wird) auch noch die Möglichkeit, sich dass ganze via legalem Download zu holen. Die Musikindustrie sollte sich allerdings nicht wundern, wenn man auch als Konsument die Zeichen der Zeit (aka Globalisierung) erkannt hat, und dort einkauft, wo es am günstigsten ist.

Das Ende des Internets in Frankreich

bei heise zu lesen:

Besondere Empörung hat ein kürzlich eingebrachter Änderungsvorschlag an dem bisherigen Entwurf ausgelöst, dem zufolge Software für die Übertragung kopiergeschützten Materials ohne die Integration von Wasserzeichen oder DRM verboten werden soll.

Was dann mit Email-Programmen, mit denen man Bilder verschicken kann, mit ftp-Programmen fürs Update der eigenen Homepage, mit Chat-Software und Newsreadern geschieht, kann man sich vorstellen. Falls nicht, kann man sich ja schonmal den Ratschlag der Verlegerverbände der französischen Musikindustrie zu Gemüte führen:

„You shall stop publishing free software,“ and warn they are ready „to sue free software authors who will keep on publishing source code“

Das Internet als reine Konsumbude. Schöne neue Welt.

Haftung für Kommentare

Bei heise und Spiegel zu lesen:

Das Hamburger Landgericht hat eine einstweilige Verfügung bestätigt, nach der es heise online verboten ist, Forenbeiträge zu verbreiten, in denen dazu aufgerufen wird, durch den massenhaften Download eines Programms den Server-Betrieb eines Unternehmens zu stören. Die Kammer erklärte, sie sei überzeugt, dass der Verlag allein durch die Verbreitung auch ohne Kenntnis für die im Forum geäußerten Inhalte haftbar zu machen sei. Er könne schließlich die Texte vorher automatisch oder manuell prüfen.

Es ist natürlich vielen ein Dorn im Auge, dass man sich in diesen Zeiten noch einfach so äussern kann, wo doch sowohl der fundamentalistische Islamist als auch der kriminelle Raubkopierer an den Grundpfeilern der freiheitlich demokratischen Grundordnung sägt, und dabei von Neonazis und Kinderschändern tatkräftig unterstützt werden. Saddam und Gomera hätten wir, würden nicht verantwortungsvolle Innenminister die Redaktionsräume von Zeitungen durchsuchen lassen oder Richter blind Durchsuchungsbeschlüsse von Staatsanwäten durchwinken.

Was mich erstaunt

an diesem Bericht im focus:

Zur Kontrolle von Steuererklärungen haben die Finanzämter die seit April mögliche Kontenabfrage bei den Banken bereits in mehr als 7000 Fällen genutzt. In den kommenden Monaten wolle man die Kontrollen auf eine Zahl „im vierstelligen Bereich täglich“ erhöhen. Der Beschluss zum künftigen Mengengerüst solle im Dezember ergehen.

ist die Tatsache, dass es im allgemeinen doch sinnvoller ist, man machte die Anzahl der Abfragen an der Anzahl der Verdachtsfälle fest, statt einfach mal ein paar Zahlen in den Raum zu werfen?

Gut, es gibt ja auch Städte, die in der Haushaltsplanung schon den Betrag stehen haben, den sie durch Falschparker und Zu-Schnell-Fahrer im nächsten Jahr einnehmen werden.