Ich bin beeindruckt. Da kämpft die momentane Koalition fast eine Woche in aller Öffentlichkeit und mit harten Bandagen unter Androhung eines möglichen Koalitionsbruches um die Umsetzung der Erhöhung der Werbungskostenpauschale von 920 EUR auf 1000 EUR schon im Jahr 2011, statt erst im Jahr 2012.
Das hätte ich mir bei wirklich wichtigen Themen gewünscht, aber die waren ja alternativlos(TM).
Zurück zur Werbungskostenpauschale und ihrer Erhöhung.
Die Welt schreibt
Es werden jedoch nicht alle Arbeitnehmer profitieren. Der Vorteil beträgt etwa 3 Euro pro Monat oder 36 Euro im Jahr.
Ist es eigentlich zu viel verlangt, wenn man das ein wenig ausführlicher schreibt? Muss ja nicht gleich eine Steuerabhandlung sein, aber das ganze ist in 2 Sätzen so erklärt, dass es auch stimmt.
- Alle Arbeitnehmer, die über 1’000 EUR Werbungskosten pro Jahr haben, profitieren nicht von der Erhöhung (das sind zum Beispiel all diejenigen, die mehr als 15 Kilometer einfachen Arbeitsweg haben((laut dieser Statistik sind das annähernd 50% aller Arbeitnehmer)) ).
- Alle übrigen Arbeitnehmer profitieren mit ihrem persönlichen Grenzsteuersatz von der Erhöhung der Pauschale um 80 EUR. Das sind maximal 35,55 EUR pro Jahr, wenn man ein zu versteuerndes Einkommen von über 52’552 EUR hat. Da man als Angestellter seit 2010 höhere Vorsorgeaufwendungen geltend machen kann, rutscht die Grenze in Richtung 60’000 EUR Bruttogehalt. Ein zusammenveranlagtes Ehepaar mit 70’000 EUR Jahresbrutto zahlt ca. 24 EUR weniger Steuern pro Jahr, der ledigen Kik-Verkäuferin mit 15’000 EUR Jahresbrutto erspart die Erhöhung ca. 15 EUR Einkommensteuer.
Und dafür dieser Aufstand. Ich weiss, dass auch die grösste Reise mit einem ersten Schritt beginnt, aber muss man sich ausgerechnet das da zum ersten Schritt wählen?
Ach so, vor 11 Jahren lag die Pauschale übrigens bei umgerechnet 1’022 EUR. Inflationsbereinigt müsste sie momentan so bei 1’300 EUR liegen.