Der Kontraindikator

Meine Handlungen sind ja bei ganz unterschiedlichen Dingen ein verlässlicher Hinweisgeber darauf, dass man etwas nicht tun sollte:

  • Wenn ich Aktien kaufe, fällt der Kurs,
  • wenn ich Aktien verkaufe, steigt der Kurs,
  • wenn ich eine Band toll finde, löst sie sich auf,
  • wenn mir eine Eissorte schmeckt, schmeisst sie die Eisdiele aus dem Programm
  • youtube-Videos, die ich anschauen will, sind in meinem Land grundsätzlich nicht verfügbar1
  • die Kasse an der ich mich anstelle wird grundsätzlich am langsamsten abgefertigt, weil vor mir
    • es Leute „passend haben“ (sich die Münzen aber erst pressen lassen müssen)
    • der EAN-Code nicht lesbar ist und Herr Müller aus der Abteilung Dauerwurst am Regal nachschauen muss, was es denn kostet
    • den Leuten das Geld nicht reicht und sie sich nicht entscheiden können, was die denn da lassen
    • das Papier am Bondrucker ausgeht
    • jemand das Obst nicht abgewogen hat oder der Aufkleber abgegangen ist und irgendwo im Einkaufswagen liegt
  • Regalsysteme, die ich toll finde werden aus dem Programm genommen, so dass ich nichts mehr erweitern kann oder nur in anderen Farben2

Microsoft wollte nicht abseits stehen und hat einen neuen Punkt hinzugefügt:

  • Software-Implementierungslösungen, die ich gut finde, werden abgekündigt und sind in neueren Versionen nicht mehr vorhanden.

Ich habe mir ja schon überlegt, das als Service anzubieten (vom einfachen „ich kaufe mir jetzt Aktie xy“ bis hin zu einem T-Shirt auf dem steht „hier nicht antellen, diese Schlange ist die langsamste“)., aber vermutlich bekomme ich das dann auch so hin, dass es wieder schiefgeht.

  1. dafür noch mal vielen Dank liebe GEMA []
  2. dafür danke liebes Bauhaus []

Und dafür wollt ihr ein Leistungsschutzrecht?

Die Süddeutsche Zeitung hat vermutlich jemanden beschäftigt, der sich durch die Bundestagsdrucksachen liest und ist dabei auf BT-Drs 17/8928 gestossen, in der die Linke unter anderem wissen will:

Welcher Rentenanspruch ergäbe sich rechnerisch aus einer geringfügigen Beschäftigung in Höhe von 400 Euro innerhalb eines Jahres jeweils bei Wahrnehmung und Nichtwahrnehmung der Möglichkeit der freiwilligen Aufstockung der Rentenbeiträge, wenn dieser über 45 Jahre ausgeübt wer den würde?

Davon abgesehen, dass das jeder selbst ausrechnen kann, denn die Zahlen stehen bei der Deutschen Rentenversicherung, plustert die Süddeutsche Zeitung das Ergebnis auf, als wäre man einem riesigen, bisher vertuschten Skandal auf die Schliche gekommen:

Millionen Frauen müssen befürchten, im Alter arm zu werden – obwohl sie arbeiten. Betroffen sind vor allem Minijobberinnen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken hervor, die der „Süddeutschen Zeitung“ vorliegt.

Das wusste wirklich niemand. Wie konnten sie nur.

Davon abgesehen, liegt die Antwort der Bundesregierung ziemlich bald jedem mit Internet-Anschluß vor, die BT-Drs  17/9117, aus der die Süddeutsche vermeintlich konspirativ zitiert, wird vermutlich bald online gestellt1 .

Aber zurück zum Thema. Wer bei google nach „45 Jahre gearbeitet – 140 Euro Rente“ sucht, findet über 200 Treffer. Fast alle zitieren die Süddeutsche Zeitung, nur ganz wenige sind auf die Idee gekommen, selbst in die Drucksache zu schauen, oder nachzudenken, bevor sie etwas schreiben. Dann wäre nämlich aufgefallen, dass die vermeintliche Schlagzeile eine Binsenwahrheit ist.

Aber für die versammelte Presse zum nachlesen und etwas vereinfacht:

Deutsche Renten werden nach sogenannten Entgeltpunkten berechnet. Für jeden Beitrag erwirbt man Anteile an Entgeltpunkten. Im Jahr 2012 bekommt man bei einem Bruttogehalt von 2’625 €/Monat einen Entgeltpunkt fürs ganze Jahr. Für ein Bruttogehalt von 400 € bekommt man einen entsprechenden Bruchteil, nämlich 0,1523 Entgeltpunkte (400/2625). Bei Minijobbern kommt als Ausnahme dazu, dass der Arbeitnehmer nichts abführen muss, der Arbeitgeber aber 15,1% des Bruttolohns. Der Arbeitnehmer kann zwar auf die aktuell 19,6% aufstocken, er muss aber nicht. Wenn nur der Arbeitgeber bezahlt, dann gibt es noch weniger, nämlich 0,1174 Entgeltpunkte (400/2625*15,1/19,6).

Nach 45 Beitragsjahren hat die Minijobberin, die den Anteil des Arbeitgebers aufgestockt hat dann 6,85 Entgeltpunkte (45*0,1523), diejenige, die nicht aufgestockt hat 5,28 (0,1174*45).

So ziemlich jedes Jahr wird der sogenannte Rentenwert angepasst, der multipliziert mit den persönlichen Entgeltpunkten die Rentenhöhe ergibt. Momentan liegt dieser Wert bei 27,47 €.

Jetzt noch eine einfache Multiplikation und man kommt auf 145,04 € bzw. 188,17 €.

Aus 400 € Monatsverdienst werden also 188,17 € Rente. Man bekommt also 47,25% des letzten Bruttogehalts als Rente ausgezahlt.

<Trommelwirbel>

dieses Verhältnis gilt für alle Arbeitnehmer unterhalb der Beitragsbemessungsgrenze

</Trommelwirbel>

Wer 45 Jahre durchschnittlich verdient (momentan 2’625 €/Monat) bekommt am Ende 1236,15 € Rente (45 * 27,47 €).

Wo ist da jetzt die Meldung?In insgesamt über 200 Zeitungen?

Ich meine, was hatte die Süddeutsche Zeitung denn erwartet? Dass da plötzlich 600 € Rente für einen Minijobber draus werden?

Die gesetzliche Rentenversicherung basiert auf einem Umlagesystem. Jeder eingenommene Euro geht spätestens 2 Monate später als Rentenzahlung wieder raus. Es bleiben nur die Entgeltpunkte. Aber selbst wenn es ein kapitalgedecktes System wäre. Der Minijobber (bzw. sein Chef) zahlt in seinen 45 Beitrags-Jahren insgesamt 42’336 € (45 * 12 * 400 * 0,196) ein.

Sollte er den Rentenbeginn um 15 Jahre überleben, bekommt er insgesamt 33’780,60 € als Rente und weitere 2’472 € zahlt die Rentenversicherung an die Krankenversicherung.

Wie ich gerade sehe, bin ich nicht der erste, dem das auffällt.

[Update]

Die oben erwähnte Bundestagsdrucksache ist online und zwar hier:

http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/091/1709117.pdf

[/Update]

  1. sie ist es jetzt, der Link funktioniert []

Für was die öffentlich-rechtlichen so Geld ausgeben

Zuerst entwickelt man aus Moderatorenazubis vollwertige Marken und anschliessend kauft man sie über deren Produktionsfirmen wieder zurück ins Programm.

  • GÜNTHER JAUCH wird produziert von I & U Information und Unterhaltung TV Produktion GmbH & Co. KG.
  • ANNE WILL ist eine Produktion der Will Media GmbH im Auftrag der ARD für Das Erste unter redaktioneller Federführung des NDR. Die Sendung wird realisiert im Studio Berlin-Adlershof in Kooperation mit CineCentrum.
  • „hart aber fair“ ist eine Gemeinschaftsproduktion der Produktionsfirmen „Ansager & Schnipselmann“ (A&S) und klarlogo im Auftrag des WDR.
  • maybrit illner wird produziert von doc.station
  • Peter Hahne wird produziert von doc.station
  • Markus Lanz wird produziert von die fernsehmacher
  • Lafer, Lichter, lecker wird produziert von die fernsemacher
  • beckmann wird produziert von Cinecentrum im Auftrag von Beckground TV

Ist es wirklich ausschlaggebend, wer denn als Stichwortgeber in so einer Sendung agiert, bzw. sollte es das sein?

Wenn ich die letzte Günther Jauch Sendung revue passieren lasse, dann wäre es nicht nur günstiger sondern vermutlich auch gehaltvoller gewesen, jemand unbekannteres hätte moderiert, oder es hätte überhaupt jemand moderiert.

der 15. Rundfunkänderungsstaatsvertrag

Liebe schleswig-holsteinische FDP-Landtagsfraktion,

das knirschen Eurer Zähne, ob der Zustimmung zum 15. Rundfunkänderungsstaatsvertrag ist ja ganz nett, aber ändert das irgendwas daran, dass ab 2013 jeder, unabhängig davon, ob er ein Rundfunkgerät hat oder nicht, Rundfunkgebühren zahlen muss?
Muss ich echt die ganzen Sprüche anlässlich des JMStV rauskramen, wo ihr so auf Eure Eigenständigkeit und Unabhängigkeit gegenüber dem Koalitionspartner gepocht habt? Wo ist die hin? In 6 Monaten seid ihr doch sowieso Geschichte, muss es da echt Koalitionstreue bis zum Schluß sein? Auch noch den letzten Wähler vergraulen mit einer Abgabe, deren gesamten Sinn ihr immer dann in Frage stellt, wenn ihr gerade Opposition seid oder sachlich nicht zuständig (MdB z.B.)?

mit liberalen Grüßen
Markus Ritter

 


Sehr geehrter Herr Beck,

ich habe Ihre Äusserungen bezüglich der Änderung gelesen.

Kurt Beck sprach von einem Paradigmenwechsel in der Finanzierung des öffentlichen-rechtlichen Rundfunks. „Es geht uns vor allem darum, die Kontrollbedürftigkeit innerhalb des Systems deutlich zu reduzieren und dabei die Privatsphäre der Rundfunkteilnehmer zu schonen.“

Hätten Sie ehrlicherweise aber nicht einfach sagen müssen:

Die Sause zu meinem 65. Geburtstag wird schon geplant und sie soll toll werden. Selbstverständlich zahlt das ZDF wieder mit und damit die genug Geld für Geschenke und Bewirtung haben, habe ich jetzt dafür gesorgt, dass sich alle daran beteiligen müssen können, unabhängig davon, ob sie einen Fernseher oder Radio besitzen.

Mit freundlichen Grüßen
Markus Ritter


zweierlei Maß?

Als Konsequenz aus der Affäre forderte CDU-Vize Christian Wulff den Rücktritt des Bundespräsidenten.

(Quelle: Rheinische Post 31.01.2000)

Es ist tragisch, dass Deutschland in dieser schwierigen Zeit keinen unbefangenen Bundespräsidenten hat, der seine Stimme mit Autorität erheben kann. Es handelt sich in NRW offensichtlich um eine Verfilzung mit schwarzen Reise-Kassen jenseits der parlamentarischen Kontrolle. Dies stellt eine Belastung des Amtes und für Johannes Rau dar.

(Quelle: Berliner Zeitung 30.01.2000)

Ich leide physisch darunter, dass wir keinen unbefangenen Bundespräsidenten haben.

(Quelle: Christian Wulff im Focus, 31.01.2000)

Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet. Denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden. Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge?

(Quelle: Evangelium nach Matthäus Kapitel 7, Vers 1-3)