und dann höre ich auch auf, mich mit diesem Thema zu beschäftigen, versprochen 🙂
Was von den Befürwortern der Steuersenkung für Frauen nie erwähnt wird, ist die völlige Inkompatibilität mit dem jetzigen deutschen Steuersystem. Das mag man den Initiatoren noch nachsehen, die das ganze ja nicht für Deutschland „geplant“ haben. Die Chefvolkswirtin einer deutschen Landesbank sollte ein wenig besser über das Steuersystem Bescheid wissen.
Voraussetzung, dass das System auch nur im Ansatz verwirklicht werden kann (wogegen ich aus vielerlei Gründen bin), wäre zuerst die Abschaffung des Ehegattensplittings, weil man Frauen alleine sonst gar nicht erfassen kann.
Damit verschlechtert sich aber gerade im unteren Lohnbereich das verfügbare Familieneinkommen, weil die Gehaltsunterschiede bei zwei berufstätigen Eheleuten nicht mehr ausgeglichen werden können und Personen, deren Partner gerade Elternzeit nimmt, so wie Alleinstehende gestellt werden. (Natürlich ist der Vorteil bei den „Reichen“ in absoluten Zahlen um einiges grösser als bei den Ärmeren. Wenn man allerdings schaut, wen der Wegfall mehr beeinträchtigt, den mit 105’000 EUR Einkommen und 8’000 EUR Steuererhöhung, oder den mit 18’000 EUR und 1’600 EUR Steuererhöhung, wird man unzweifelhaft bei letzterem die grösseren Auswirkungen sehen).
Ein weiterer Punkt ist derjenige, dass es sich bei der Frauendiskriminierung nur um eine „gefühlte“ handelt. Alle Staatsbediensteten, all jene, deren Gehaltshöhe aufgrund eines Tarifvertrages festgelegt ist, bekommen für gleiche Arbeit gleichen Lohn. Die Betriebsschlosserin bekommt das gleiche Gehalt wie der Betriebsschlosser, die Krankenschwester das gleiche wie der Krankenpfleger, die Friseurin das gleiche wie der Friseur. Noch, denn wenn die Pläne von Frau Hermenau Realität werden sollten, dann wird der männliche Teil aus obiger Aufzählung bei gleicher Arbeit und gleichen sonstigen äusseren Umständen weniger bekommen als der weibliche Teil.
Die Diskrimierung wird daraus hergeleitet, dass Berufe, die oft von Frauen ergriffen werden, grundsätzlich niedriger eingestuft werden als Berufe, die hauptsächlich von Männern ergriffen werden.
Ein kurzer Blick auf die Realität (dass ist das ausserhalb des Parlaments Frau Hermenau), zeigt aber, dass das so absolut nicht stimmen kann. Zwar sind Friseurinnen die am schlechten bezahlteste Berufsgruppe, allerdings sind Müllwerker, Wachschutz, Möbelpacker und Berufskraftfahrer die Berufe, die ziemlich dicht darauf folgen und momentan noch grösstenteils von Männern erledigt werden.
Wenn es denn wirklich eine Ungleichbehandlung in der Einstufung gibt (was durchaus sein kann), dann sollte man dort etwas ändern.
Aber dann würde man ja aus Versehen auch Männern helfen, die diesen Beruf ergreifen, das kann natürlich nicht sein. Man würde diese Berufe ausserdem auch für Männer attraktiver machen, was zu einer Durchmischung führen würde, was ebenfalls nicht gewollt ist, da ja dann das mühsam über Jahre gepflegte Konstrukt, das für die Realität gehalten wird, zusammenbrechen würde.
Viel lieber macht man das über Steuern, denn das hilft nur Frauen, auch den nicht „diskriminierten“ Chefvolkswirtinnen von Landesbanken, Landtagsabgeordneten, Ingenieurinnen und Ärztinnen.
Ich hätte da noch eine tolle Idee, wie man mehr Frauen in die Berufswelt bekommt (leider kenne ich zuwenig Volkswirte die das für eine tolle Idee halten, oder „Verfassungsrechtler“ die das ganze als verfassungskonform ansehen könnten):
Die Mehrwertsteuer auf von Frauen erbrachte Arbeitsleistung wird von 19% auf 10% gesenkt.
Das hat den grossen Vorteil, dass private Auftragsvergeber speziell weibliche Leistungserbringer nachfragen werden, wodurch es für Betriebe attraktiver wird, weibliches Personal zu beschäftigen. Das führt dann vor allem bei personalintensiven Arbeiten wie Mauern mauern und Dach decken zu einer höheren Frauenquote.
Aber ich hör jetzt auf, bevor das noch jemand ernst nimmt 🙁