Frank-Jürgen Weise durfte einen Gastkommentar in der Zeitung mit den grossen Buchstaben schreiben. Und weil zu grossen Buchstaben vermutlich nur grosse Zahlen passen, hat der Herr Weise die Zahl 300 – 350 Milliarden EUR aus dem Hut gezaubert und auf diese Höhe die Arbeitsleistung in der Schwarzarbeit beziffert.
Ich habe zugegebenermaßen Probleme mit 12-stelligen Zahlen, weshalb ich mir seit neuestem immer eine kurze Gegenrechnung verordnet habe:
Ich kenne die Preise für Schwarzarbeit nicht, da mein Elektriker aber inkl. korrekt abgeführten Sozialabgaben und einer ordnungsgemäßen Rechnung (die ich beim FA einreichen kann und mir somit einen Teil wieder zurückholen kann) nur 38 EUR pro Stunde verlangt, und ich jetzt einfach mal davon ausgehe, dass das von der Komplexität am oberen Ende der Schwarzarbeit läuft (oder wer lässt sich nach Praxisschluss schwarz die Zähne richten oder bekommt beim Rechtsanwalt eine Erstberatung), dann sind 20 EUR Stundenlohn für Schwarzarbeit vermutlich nicht zu wenig, zumal das ganze ja netto in die Tasche des bspw. Fliesenlegers fliesst, der im Arbeitsverhältnis stehend und LstKl. IV pro Stunde gerade mal 9 EUR netto bekommt.
300 Milliarden durch 20 ergibt 15 Milliarden Schwarzarbeitsstunden.
Deutschland hat rund 43,2 Millionen Erwerbspersonen, das sind alle Menschen, die entweder einer Beschäftigung nachgehen, oder arbeitslos sind und im allgemeinen unter erwerbsfähig geführt werden. Nicht dabei sind Rentner, Kinder, Studenten, Wehr- und Zivildienstleistende. Wenn man da auch einige bei der Schwarzarbeit verortet, kommt man auch 45 Millionen Menschen, die schwarz arbeiten könnten.
300 Milliarden durch 45 Millionen ergibt 6’700 EUR Schwarzarbeitslohn pro Erwerbsperson.
Natürlich geht nicht jeder einer Schwarzarbeit nach. Da gibt es diejenigen, die
- einfach nichts können, was sich auf dem Schwarzmarkt verwerten lässt,
- soviel reguläre Arbeit haben, dass an Schwarzarbeit nicht zu denken ist,
- aus moralischen Gründen nicht schwarz arbeiten,
- aus Angst vor Entdeckung nicht schwarz arbeiten
- genug Geld haben und lieber ein freies Wochenende als ein dickes Bankkonto
- …
Wenn man davon ausgeht, dass vielleicht 25% aller Erwerbspersonen einer halbwegs häufigen Schwarzarbeit nachgehen (es gibt da leider keine Statistiken, ist ja alles schwarz), dann ist man bei ca. 11 Millionen Personen mit einem Durchschnittsschwarzarbeitseinkommen von 27’000 EUR und einer Stundenbelastung von 1’300 Stunden angelangt.
Man kann das ganze auch von hinten aufzäumen. Wenn man mal davon ausgeht, dass 50% der Schwarzarbeit von privaten Haushalten nachgefragt wird und ca. 50% der Haushalte nennenswert Schwarzarbeit nachfragen, dann ist man bei ca. 15’000 EUR, die ein durchschnittlicher Haushalt pro Jahr in Schwarzarbeit investiert. Dafür bekommt er dann 750 Stunden Schwarzarbeit. Selbst wenn man davon ausgeht, dass nur 20% der Schwarzarbeit in Privathaushalten abgeleistet wird und 80% aller Haushalte nennenswert Schwarzarbeit nachfragen, kommt man immer noch auf annähernd 100 Stunden Schwarzarbeit pro Jahr, bzw. 2 Stunden pro Woche.
Irgendwie stimmt da was nicht.
Vielleicht meint der Herr Weise ja auch was anderes, nämlich dass die Schwarzarbeit als reguläre Arbeit soviel kosten würde. Also:
- 300 Milliarden minus Mehrwertsteuer = 252 Milliarden EUR
- 252 Milliarden minus AG-Anteil Sozialversicherung = 210 Milliarden EUR
- 210 Milliarden durch Durchschnittsverdienst = 11,5 Milliarden Stunden
- 11,5 Milliarden Stunden durch durchschnittliche Jahresarbeitszeit = 6,4 Millionen Arbeitsplätze
Auch da stimmt irgendwie was nicht.
20 EUR die Stunde sind übertrieben. In den klassischen Branchen gewerblicher Bau und die private Haushaltshilfe liegt der Durchschnitt bei 6 – 7 EUR.