Island – USA – Kanada

So langsam nimmt das Sabbatical Gestalt an. Muss es auch, in anderthalb Jahren sitze ich ja schliesslich schon wieder am Schreibtisch.

Die ganzen Formulare für die Schule sind runtergeladen und die Kinder grübeln über ihrem Aufsatz, warum sie nach Kanada wollen und wie sie sich ihren Aufenthalt dort vorstellen.
Das lässt mir ein bisschen Zeit, den Beginn meiner Reise zu planen, weil ich ungefähr 4 Wochen habe, bis ich den Rest der Familie in Cranbrook vom Flughafen abhole.

Das ist gar nicht so einfach, wenn man plötzlich komplett allein entscheiden darf und mittlerweile habe ich auch schon alles zum zweiten Mal umgeworfen.

Die erste Idee war, gleich in die Rocky Mountains zu fliegen und mir in Ruhe die Nationalparks anzuschauen, da gibt es immerhin 8 Stück. Andererseits haben wir dafür ja noch genügend Zeit, wenn alle da sind.

Der nächste Plan sah vor, in den Osten Kanadas zu fliegen und dann an den großen Seen vorbei einmal quer durch den Kontinent zu fahren. Die Prärie-Provinzen scheinen allerdings nicht so spannend zu sein, wenn man sich jetzt nicht direkt für Erdölförderung oder Landwirtschaft interessiert.

Dann kam ein Kollege mit einer Idee um die Ecke, die in mir schon in der Planungsphase jenen Zauber entfacht, den Hermann Hesse so schön beschrieben hat.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Sein Originalvorschlag

„Flieg nach LA und fahr dann an der Küste den Highway No. 1 hoch“

durchläuft mittlerweile die dritte Iterationsschleife (ich werde im Büro mit agilen Methoden traktiert, ich denke in Sprint backlogs und Artefakten).

Angefangen hat es damit, dass ich ja einen Flug nach LA brauche. Der günstigste Anbieter war icelandair, die auf ihrer Homepage folgendes Angebot machen:
Stimmt, nach Island wollte ich doch auch mal. Also den Abflug 7 Tage nach vorne schieben und anfangen sich darüber zu informieren, was man in einer Woche denn so in Island anstellen kann.

Zweiter Punkt: Ich brauche ein Auto. Beim Vergleichen der Preise habe ich dann festgestellt, dass es erheblich günstiger wird, wenn man das Auto nicht erst in Kanada sondern schon in den USA zurückgibt. Das ist zwar ein wenig aufwändiger, aber wenn ich für den gleichen Preis statt eines Nissan Versa ein Ford Mustang Cabrio bekomme, bin ich dazu mehr als bereit, ich habe ja Zeit.
Ein kleines Problem gibt es allerdings noch: Ich muss noch gute Argumente finden, warum ich nicht trotzdem den Nissan nehme und mich über das gesparte Geld freue. Ich kann vermutlich nicht einfach Hesse ins Feld führen und darauf verweisen, dass in einem amerikanischen Cabrio ein viel größerer Zauber wohnt, als in einer japanischen Familienkutsche. Mal schauen.

Nächste Aufgabe: Von Seattle nach Vancouver.
Da hilft mir jetzt Mark Forster

Vielleicht, weil’s so einfach ist
Kommt’s das man so leicht vergisst
Egal wohin ich will, da fährt ein Bus
Muss da nur rein und sitzenbleiben bis zum Schluss

Greyhound fahren steht ja auch auf meiner bucket list (Okay, ich habe es gerade erst hingeschrieben und die Tinte ist noch feucht. Aber es steht da).
Der Bus bringt mich wohin ich will: Von Seattle nach Vancouver.

Und weiter im Programm: Ich muss in der Zeit auch was für später tun und einen fahrbaren Untersatz für das halbe Jahr in Kanada besorgen. Nachdem ich mich durch diverse Seiten für Langzeitmieten gequält und mir diverse Gebrauchtwagenseiten angeschaut und alles durchgerechnet habe, bin ich zum Schluss gekommen, dass es günstiger ist, ein mittelaltes, familientaugliches Auto zu kaufen und am Ende wieder zu verkaufen, als 6 Monate eines zu mieten. Zum Glück bin ich in Vancouver schon in der richtigen Provinz, so dass ich mir dort eins besorgen kann und das mit der Versicherung problemlos möglich sein sollte (ja, ich bin am Anfang immer viel zu optimistisch).

Zweitletzter Schritt: Von Vancouver durch die Rocky Mountains an den Flughafen von Cranbrook und die Familie einsammeln. Das sieht in google maps immer so kurz aus, bis man dann unten auf den Maßstab schaut.

Die letzte Station der Reise – das Haus in Fernie – ist dann auch zugleich der Anfang eines neuen Kapitels.

Und bis dahin muss ich noch eine Million Fragen klären:
Lassen mich die USA einreisen, wenn ich kein Rückflugticket habe?
Lassen mich die Kanadier einreisen, wenn ich kein Rückflugticket habe?
Brauche ich überhaupt ein kanadisches eTA, weil ich ja nicht mit dem Flieger sondern mit dem Bus komme?
Plane ich die Strecke LA-Seattle genau durch, oder lasse ich es einfach auf mich zukommen und schlafe zur Not halt mal im Auto?
Nutze ich die 23 Kilo von icelandair voll aus (auch für später, ich bleibe ja ein bisschen) oder folge ich Silbermond und reise nur mit leichtem Gepäck?

 

Ein kleiner Eltern-Rant

Im Manager-Magazin gibt es einen wunderbaren Text über die Generation Y (bevor jetzt jemand denkt, ich würde das Manager-Magazin lesen: Ich bin nur zufällig bei facebook drübergestolpert).

Ich habe mich beim Lesen oft leicht nickend mit einem „stimmt“ auf den Lippen ertappt. Und eigentlich könnte ich mich entspannt zurücklehnen, weil das „Y“ meiner Generation noch ein „ps“ hatte und wöchentlich am Kiosk lag.

Aber so ein Text hat ja immer mehrere Ebenen. Man kann das auch als eine Tirade gegen die Eltern der Millenials lesen und eigentlich muss man es auch. Eltern, die ihre Kinder verhätschelt und vertätschelt haben, so dass diese jetzt schon ein Lob erwarten, wenn sie morgens halbwegs pünktlich und angezogen zur Arbeit erscheinen und enttäuscht sind, wenn das niemand explizit an- und bemerkt.

Elternteil bin ich auch und eine gute Möglichkeit zur Selbstreflexion lass‘ ich ja grundsätzlich nicht aus.

Wie bin ich denn so als Papa?

Räume ich meinen Kindern alles aus dem Weg, weil ich aufgrund von Erfahrung, Geld, Beziehungen und Zeit viele Dinge viel einfacher klären kann, als sie?

Wie oft erledige ich Dinge meiner Kinder einfach selbst, weil es dann schneller und weniger nerviger ist?

Wie oft lobe ich meine Kinder für etwas, von dem ich der Meinung bin, dass sie das auch deutlich besser hinbekämen, wenn sie sich mehr Zeit dafür genommen oder konzentrierter daran gearbeitet hätten?

Wie oft gebe ich den Launen meiner Kinder nach, weil es deutlich stressfreier ist, wenn sie ihren Willen bekommen und ich meine Ruhe?

Tausche ich bei meinen Kindern das Erfolgsgefühl, etwas selbst erreicht zu haben, ein, gegen das Gefühl mal wieder die eigene Meinung durchgesetzt zu haben?

Gebe ich Ihnen eine Schaufel und erkläre ihnen, wie man Steine im Weg wegräumen kann, oder lass ich sie gemütlich im Schatten sitzen, während ich selbst schaufle?

Und während mir die Fragen so durch den Kopf gehen, stelle ich fest, dass ich da schrecklich inkonsequent bin und meine Eltern das irgendwie geschickter angestellt haben (das ist ein Lob, Mama und Papa). Ich hatte immer das Gefühl, dass da ein Netz ist, falls ich fallen sollte. Straucheln haben sie mich aber lassen und dadurch habe ich relativ früh gelernt, die Balance zu wahren und damit umzugehen, wenn die Welt mal wieder voll doof ist.

Was mach‘ ich jetzt mit der Erkenntnis?

Vielleicht hinterfrage ich in Zukunft ein bisschen häufiger, warum ich etwas mache.

Vielleicht überlege ich in Zukunft, ob ein „gib schon her, ich mach das jetzt“ wirklich meinen Kindern hilft, oder nur der eigenen Bequemlichkeit.

Wächst mit ihren Aufgaben: Die Giraffe

Namibia 2017 – Fragen über Fragen

Anlässlich des Namibia-Urlaubs bekomme ich relativ viele Fragen gestellt (und wer mich kennt und weiß, wie gerne ich mich reden höre, könnte vermuten, dass ich nur deshalb dort war). Bei vielen Fragen kann ich eigentlich nur mit der Juristen-Standardantwort „es kommt darauf an“ antworten. Aber dann wäre ich ja viel zu schnell fertig (siehe Klammer oben). Eine sehr häufig gestellte Frage ist, was man in Namibia denn gesehen haben muss.

Da kann ich nur sehr subjektive Antworten geben, die über das bereits erwähnte „es kommt darauf an“ hinausgehen. Aber es kommt halt wirklich darauf an:

Wo liegen meine Interessen?
Wieviel Zeit habe ich zur Verfügung?
Was darf der Urlaub kosten?
Wie gerne fahre ich Auto?

Namibia ist ein ziemlich großes Land, fast zweieinhalb mal so groß wie Deutschland mit einem Strassennetz, das zu über 80% aus ungeteerten Strassen ganz unterschiedlicher Qualität besteht. Dummerweise liegen die (vermeintlichen) Attraktionen dann auch noch in allen Ecken, vom Fish-River-Canyon im Süden bis zu den Epupa-Wasserfällen im Norden und von Swakopmund im Westen bis zum Sambesi im Osten, von dem es nicht mehr weit zu den Victoria-Wasserfällen ist (wenn man schon mal da ist). Man braucht also nicht nur Zeit bei den Sehenswürdigkeiten selbst, sondern auch Zeit für die Strecken dazwischen. Dieses Problem lässt sich auf 3 Arten entschärfen:

Zeit

Die einfachste Lösung ist Zeit. Man bleibt einfach länger. Wir waren 23 Tage im Land, sind in der Zeit 4’324 Kilometer gefahren und hatten nicht das Gefühl, die ganze Zeit im Auto zu sitzen. Da unser Autovermieter ein Tempo-Limit von 80 km/h auf ungeteerten Strassen (gravel roads) hatte, das wir nur in den seltensten Fällen ausgeschöpft haben, saßen wir das aber vermutlich doch. Weil die Landschaft aber wirklich immer faszinierend war, ist uns das nicht so aufgefallen, aber von uns hat auch keiner eine richtige Aversion gegen Autofahren. Andere können das durchaus anders sehen.

Geld

Die zweite Möglichkeit, die Zeit zwischen zwei Sehenswürdigkeiten einzudampfen, ist der Wechsel des Fortbewegungsmittels. Relativ viele Farmen, lodges und Campsites haben kleine Landeplätze, es gibt einige Anbieter, die sogenannte fly-in-Safaris im Angebot haben und bei denen die benötigte Zeit zwischen zwei Zielen auf ein Mindestmaß zusammenschrumpft.
Das kostet allerdings und wer nicht unbedingt 3’000€ pro Person und Woche ausgeben will und sich auch beim Gepäck nicht komplett zurückhält (ich hätte neben meiner Fotoausrüstung noch einen Satz Unterwäsche und ein Wechsel-T-Shirt mitnehmen können), wird vermutlich nicht auf die Option zurückgreifen wollen.

Fokussierung

Man muss ja im Urlaub nicht unbedingt das komplette Land kennenlernen. Die Flugzeit Frankfurt-Windhoek liegt mit ungefähr 10 Stunden auf Karibik-Niveau und die Preise halten sich für preisbewusste Frühbucher mit ca 600€ pro Person für Hin- und Rückflug auch in Grenzen. Da Namibia in der gleichen Zeitzone liegt wie Deutschland, muss man sich auch nicht mit Jetlag oder ähnlichem rumschlagen. Man kann sich das Land also auch auf zwei- oder dreimal aufteilen.

Wir haben uns für eine Mischung aus Zeit und Fokussierung entschieden und Dinge wie die Epupa-Fälle im Norden und die Sambesi-Region im Osten ausgelassen. So aus dem Bauch heraus und aufgrund des nur einmaligen Besuchs in Namibia ziemlich subjektiv würde ich den Süden des Landes für Leute empfehlen, die Landschaft spannend finden und den Norden mit dem Etosha-Nationalpark für Menschen, die Tiere beobachten wollen. Man sieht natürlich auch im Süden Tiere und es gibt auch im Norden Landschaft, weil die Tiere ja irgendwo stehen müssen. Aber die geballte Ladung von dem Einen oder dem Anderen gibt es schon oben bzw. unten.

Und damit ich hier nicht nur rumlabere, sondern man auch was anschauen kann, gibt es jetzt zwei Fotogalerien:

Süden/Landschaft

Norden/Tiere

Namibia 2017 – von der Idee zur Nacht unterm Sternenhimmel

Seit meine Frau vor mittlerweile 18 Jahren für 3 Wochen in Südafrika war, steht das Thema unterschwellig auf der ziemlich langen Urlaubsland-Wunschliste.

Und nachdem die Kinder langsam (zumindest teilweise) aus dem all-inclusive-Urlaub-Alter mit Spaß-Programm am Pool, 11 Mahlzeiten pro Tag und ununterbrochener Getränkeversorgung raus sind, standen die diesjährigen Ferien eher unter dem Motto

„Diesel and dust is what we breathe“1

Ich bin ja von der prinzipiellen Anlage her eher ein risikoaverser Hasenfuß, weswegen verschiedene Länder wegen diverser echter und eingebildeter Gefahren nicht in Frage kamen und sich relativ schnell Namibia als Urlaubsziel herauskristallisierte.

Erstaunlich viele Reiseanbieter haben für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas im Angebot. Das reicht von der durchorganisierten 3-Wochen-Tour im 24-Personenbus mit Übernachtung in Lodges über 14-tägige Fly-In-Safaris, bei denen die großen Entfernungen im Flugzeug zurückgelegt werden, bis zur Selbstfahrer-Reise mit Übernachtung im Dachzelt auf vorgebuchten Campsites.

Da wir in Schottland und Irland gute Erfahrungen mit selber fahren gemacht hatten, ich über die Straßenbeschaffenheit in Namibia nur unzureichend informiert war und weil der risikoaverse Teil sich schon bei der Auswahl des Reiselands durchgesetzt hatte, wollte der „face tamen“-Teil auch mal und es sollte eine Selbstfahrer-Reise werden.

Informationen, nachdem die Lektüre des Buchs „Hummeldumm“ ebenfalls zur Entscheidungsfindung beigetragen haben, entbehren jedweder Grundlage (Für diejenigen, die das Buch gelesen haben: Den Shop am Flughafen mit der Giraffe gibt es wirklich).

Ganz am Anfang der Planung stand der Flug. Hauptsache hin und wieder wegkommen, alles andere ergibt sich dann. Condor und AirNamibia bieten Direktflüge ab Frankfurt an, man kann aber auch beliebig kompliziert fliegen – beispielsweise über Addis Abbeba oder Doha und Johannesburg – und dabei eventuell ein paar Euro sparen.

Nach meiner Beobachtung empfiehlt sich eine frühzeitige Buchung der Flüge, da die Preise im Laufe der Zeit stark ansteigen. In meinem Flieger saßen Leute, die für 680€ hin und zurück geflogen sind neben Leuten, die 2’400€ für die gleiche Leistung bezahlt hatten.

Da ich von Namibia sehr wenig Ahnung hatte, habe ich ein Reisebüro gesucht, dass Selbstfahrer-Reisen im Angebot hat und wir sind an die Planung der Reise gegangen, wobei auch das „ich will schon ab und zu in einem richtigen Bett schlafen“ meiner Frau berücksichtigt wurde.

Am Ende stand folgender Plan: 13x Dachzelt, 9x Lodge/Hotel, 2x Flugzeug

✈ 27.07.2017 Flug Frankfurt-Windhoek Flugzeug
🏨 28.07.2017 Casa Blanca Boutique Hotel Windhoek
⛺ 29.07.2017 Bagatelle Kalahari Game Ranch Kalahari
⛺ 30.07.2017 Gondwana Collection Cañon Roadhouse Fish River
⛺ 31.07.2017 Gondwana Collection Cañon Roadhouse Fish River
🏨 01.08.2017 Gondwana Collection Desert Horse Inn Aus
🏨 02.08.2017 Gondwana Collection Desert Horse Inn Aus
⛺ 03.08.2017 NWR – Sesriem Campsite Sesriem
⛺ 04.08.2017 NWR – Sesriem Campsite Sesriem
⛺ 05.08.2017 Gondwana Collection Namib Desert Lodge Solitaire
🏨 06.08.2017 Swakopmund Luxury Suites Swakopmund
🏨 07.08.2017 Swakopmund Luxury Suites Swakopmund
⛺ 08.08.2017 Mowani Mountain Camp Twyfelfontein
⛺ 09.08.2017 Khowarib Lodge Khowarib
⛺ 10.08.2017 Khowarib Lodge Khowarib
⛺ 11.08.2017 NWR – Olifantsrus Camp Etosha
⛺ 12.08.2017 NWR – Olifantsrus Camp Etosha
🏨 13.08.2017 Gondwana Collection Etosha Safari Lodge Etosha
🏨 14.08.2017 Gondwana Collection Etosha Safari Lodge Etosha
⛺ 15.08.2017 NWR – Namutoni Rest Camp Etosha
⛺ 16.08.2017 NWR – Namutoni Rest Camp Etosha
🏨 17.08.2017 Wabi Game Lodge Waterberg
🏨 18.08.2017 Wabi Game Lodge Waterberg
✈ 19.08.2017 Flug Windhoek – Frankfurt Flugzeug

Anfang Dezember letzten Jahres war alles vorbereitet und gebucht und das Warten begann.

Und weil einige Bilder sehen wollten: Bitteschön

Das war es mal fürs Erste.

  1. Midnight oil – Warakurna falls sich jemand fragt, woher er die Zeile kennt []

Heidelberg

Nach vermutlich über 30 Jahren war ich mal wieder in Heidelberg.
Und weil ich momentan auf der Suche nach einem Gallery-Plugin für wordpress bin und ein bisschen rumexperimentiere, gibts jetzt ein paar Bilder.