Überall Terroristen

Wie z.B. hier zu lesen ist

wird derzeit bundesweit gegen Hunderte Chemikalienkäufer und -verkäufer ermittelt. Das berichtet das Nachrichtenmagazin ‚Focus‘. Der Handel ist jedoch legal.
[..]
Mit großer Sorge verfolgen deutsche Sicherheitsbehörden den zunehmenden Online-Handel mit Chemikalien. Wie das Blatt berichtet, kann das Bundeskriminalamt (BKA) „prinzipiell nicht ausschließen“, dass brisante Substanzen auf diesem Weg in die Hände von Terroristen gelangen. Die Magdeburger Oberstaatsanwältin Silvia Niemann warnte, es sei „kinderleicht“, über das Internet an Gefahrenstoffe zu kommen, auch an „Substanzen zur Herstellung brisanter Sprengstoffe“.

Jetzt da ich weiss, dass sich die Magdeburger Oberstaatsanwältin Silvia Niemann um unser aller Wohl und Leben sorgt, kann ich schon viel besser schlafen.

Zwei kleine Randbemerkungen mag ich mir aber doch nicht verkneifen:

  • Leute, die wie Frau Niemann keinerlei auch nur ansatzweise geartetes Wissen von Chemie haben, werden sich beim Versuch brisante Sprengstoffe herzustellen, vermutlich nur selbst aus dem Genpool der Menschheit entfernen, während man es mit ein wenig Aufmerksamkeit in der Chemie-Stunde einer Oberstufe hinbekommen sollte, sich auch ohne Online-Handel etwas hochexplosives zusammenzumischen.
  • Dass das BKA prinzipiell nichts ausschliessen kann, ist eigentlich so klar, dass es kaum der Erwähnung wert ist. Ziemlich sicher kann das BKA auch nicht ausschliessen, dass auf dem Weg des Onlinehandels gefährliche Messer in die Hände von Terroristen gelangen.
  • Vermutlich werden auch bald die Chemiebaukästen verboten und man schafft in den Schulen die Naturwissenschaften ab. Ist eh nur unsinniges unbewiesenes Zeugs.

    Ach ja, auch ganz interessant sind die Stellungnahmen von diversen Betroffenen, die einen eigentlich nur den Kopf schütteln lassen:

    Naja, ich zitier mal die Liste der mitgenommenen Gegenstände.

  • eine Papiertüte mit unbekannter weißer, kristalliner Substanz Aufschrift Zucker
  • zwei Plastiktüten mit weißer, harzförmiger Substanz ohne weitere Aufschrift.
  • Erstes war Zucker, zweites war Paraffin zum Kerzen Gießen.

    Ehrlich oder dämlich?

    Bei heise zu lesen:

    AOL (will) erst einmal in zehn deutschen Städten DSL-Anschlüsse mit einer Bandbreite von 16 MBit/s anbieten.
    [..] Auch erhoffe man sich, mit höherer Bandbreite auch mehr Werbung auf den AOL-Portalen schalten zu können.

    Genau, ich kaufe mir einen grösseren Briefkasten, damit mir der Briefkastenhersteller dann mehr Werbung einwerfen kann.

    Politiker und pawlowsche Hunde

    bei heise und spiegel zu lesen:

    Das Bundesverfassungsgericht (will) eine Grundsatzentscheidung zum polizeilichen Zugriff auf E-Mails und Handy-Verbindungsdaten fällen. [.. ] der Schwerpunkt der Prüfung soll nach Angaben des Magazins aber auf dem Schutz des Fernmeldegeheimnisses liegen. Insbesondere geht es [..] darum, ob die Suche nach gespeicherten E-Mails oder Telefonverbindungen nur unter den strengen gesetzlichen Voraussetzungen erlaubt ist, die für einen Eingriff in das Fernmeldegeheimnis gelten.
    Die[..] Entscheidung wäre nach Ansicht von Landesjustizminister Ulrich Goll (FDP) „das praktische Ende der Bekämpfung von Kinderpornografie oder ähnlich schwerwiegenden Delikten“.

    Lieber Herr Goll,
    von einem Justizminster erwarte ich eigentlich , dass er sich ein wenig mit der Strafprozessordnung auskennt, und nicht in pawloscher Manier mit dem Sabbern anfängt, wenn das Glöckchen klingelt.
    Es wäre zur Beurteilung vielleicht hilfreich, sich §100a StPO mal durchzulesen, der da lautet:

    Die Überwachung und Aufzeichnung der Telekommunikation darf angeordnet werden, wenn bestimmte Tatsachen den Verdacht begründen, daß jemand als Täter oder Teilnehmer
    [..] einen schweren sexuellen Missbrauch von Kindern nach § 176a Abs. 1 bis 3 oder 5 des Strafgesetzbuches oder einen sexuellen Missbrauch von Kindern mit Todesfolge nach § 176b des Strafgesetzbuches,
    [..] eine Verbreitung pornografischer Schriften nach § 184b Abs. 3 des Strafgesetzbuches,

    Wo Herr Goll bedeutet jetzt eine Entscheidung des BVerfG „das praktische Ende der Bekämpfung von Kinderpornografie„?

    Oder ist das nur weiterer Versuch, Grundrechte mit dem Hinweis auf die 3 Gespenster des wehrhaften Demokraten durchsetzen
    zu wollen:

    • Kinderschänder
    • Neonazis
    • Terroristen

    Sony und das rootkit

    Sony scheint es völlig egal zu sein, dass die Verbraucher empört sind. Wenn man dem Standard aus Österreich trauen darf, dann

    sagt Thomas Hesse, Präsident Global Digital Business-Abteilung bei Sony BMG, in einem Interview: „Ich glaube die meisten Menschen wissen gar nicht was ein Rootkit ist, warum sollen sie sich also darum kümmern?“

    Wenn die CD-Verkäufe weiter einbrechen kann man ja immer noch auf die bösen Raubkopierer verweisen statt sich an der eigenen Nase zu fassen und Dinge zu ändern. Am Verhalten der Musikindustrie kann es natürlich nie liegen. Aber wer würde denn allen Ernstes ein Produkt installieren, dass es Viren und Trojanern ermöglicht, sich effektiv auf dem eigenen Rechner zu verstecken?

    Damit man weiss, wovon man zukünftig besser die Finger lassen sollte, wenn man auf einen sauberen Rechner wert legt, veröffentlicht SONY als Service für Ex-Kunden gleich die Liste der Künstler, die bei Ihnen unter Vertrag stehen.

    Wenn man es gerne ein wenig ironisch mag, dann kann man ja noch einen Blick auf die Liste der infizierten CD werfen und sich an den Titeln erfreuen.

    • Celine Dion, On ne Change Pas
      Wer glaubt Ihnen das noch
    • Our Lady Peace, Healthy in Paranoid Times
      Nur weil ich paranoid bin, heisst es noch lange nicht, dass sie nicht hinter mir her sind
    • Switchfoot, Nothing is Sound
      Eine erstaunlich ehrliche Aussage, auch wenn ein bisschen Musik auf den rootkit-CD zu sein scheint.
    • The Coral, The Invisible Invasion
      Damit ist es ja dank Mark Russinovich vorbei
    • Acceptance, Phantoms
      Desinstallieren lässt es sich nämlich nicht
      .
    • The Bad Plus, Suspicious Activity
      Denn es ermöglicht den üblichen Verdächtigen den einfachen Einfall auf das System
    • Natasha Bedingfield, Unwritten
      Wäre es wohl besser geblieben

    Friede den Hütten! Krieg den Palästen!

    Wie lange wird es wohl dauern, bis die jugendlichen Randalierer in so wohlgefällig klingenden Orten wie Clichy-sous-Bous oder Le Raincy bemerken, dass sich durch das Abfackeln des Autos des Nachbarn oder dem Niederbrennen des eigenen Jugendklubs nichts ändern wird? Dass sich, nachdem der Rauch verzogen ist, alles nur noch ein bisschen trostloser darstellen wird als vorher? Dass sich der Besitzer eines abgebrannten nicht versicherten Renault momentan vielleicht noch mit den Jugendlichen solidarisiert, dass das aber in den nächsten Jahren, in denen er sein verbranntes Auto noch abzahlen wird, sicherlich verblasst?
    Wann kommt die Person, die aus den momentan noch einzelnen und relativ unmotivierten Handelnden eine Bewegung macht und kommt so eine Figur überhaupt?