II. Akt, 2. Szene

Ich habe diverse Rückmeldungen bekommen, dass die Blogbeiträge doch relativ verwirrend seien. Das sehe ich teilweise genau so, weshalb die Kategorie ja auch lange wirre Schachtelsätze heißt und ich lese mir alte Beiträge auch nur dahingehend noch mal durch, ob ich zum Zeitpunkt des Schreibens die richtige Medikation gewählt hatte. Andererseits ergibt das aus meiner Warte durchaus Sinn was da steht und es ist konsistent, was natürlich auch daran liegen könnte, dass ich die ganze Geschichte schon kenne. Man muss, wie Nietzsche einmal treffend bemerkte, noch etwas Chaos in sich tragen, um einen tanzenden Stern gebären zu können.

Als Trost kann ich sagen, dass das Lesen dieser Zeilen vermutlich die geistige Beweglichkeit erhöht, was einer der vielen Theorien zur Entstehung von Demenz zufolge das Auftreten ebendieser verzögern oder verhindern kann. Während in einer fernen Zukunft die anderen apathisch im Speisesaal des Altersheims sitzen und Stephanie Hertel lauschen, werden Sie noch wissen, dass das eigentlich keine Musik ist. Vielleicht doch kein so großer Trost. Ich mach trotzdem weiter.

Um zum gestrigen Thema zurückzukommen:

Ich weiß nicht, was ich damals auf die Feststellung des synchronen Zyklus geantwortet habe. Vermutlich nichts, weil Schlagfertigkeit halt nicht das ist, was einem Jahre später beim Schreiben eines Blogbeitrags einfällt. „Das ist auf so vielen Ebenen verstörend“ wäre vielleicht eine Entgegnung gewesen, aber ich glaube, ich habe diese Floskel erst später kennen und schätzen gelernt.

Für die andere mögliche Antwort kommen wir zu den Griechen und ihrer Sprachvielfalt zurück.

Was den Griechen, neben Geld und einer florierenden Wirtschaft fehlt, ist ein fünfter Ausdruck für Liebe, nämlich der, der das Gefühl ausdrückt, das in „ich hab Dich auch lieb“ mitschwingt. Statistiken, die meine Ex-Kollegen über mich geführt haben zufolge war das einer der Ausdrücke, den ich relativ häufig verwendet habe. Ja, die Tatsache, dass Kollegen Statistiken darüber führen, welche Floskeln und Satzfetzen man benutzt finde ich auch auf so vielen Ebenen verstörend, aber das gehört jetzt nicht hierher, es ging ja um Liebe.

Ich weiß nicht, wann ich angefangen habe, meinem Umfeld mit diesem Satz auf die Nerven zu gehen, aber es muss schon eine Weile her sein, sonst hätte er es nicht an so prominenter Stelle in oben erwähnter Statistik geschafft.

Irgendwann habe ich erkannt, dass der einzige, der bei mir Stress verursachen kann, ich bin. Und irgendwann habe ich dann eingesehen, dass der einzige, dem das schadet ebenfalls ich bin. In einer gewagten Auslegung der Tatsache, dass auch ein aufgesetztes Lächeln für eine Ausschüttung genau jener Hormone sorgt, die auch bei einem echten Lachen ausgeschüttet werden, habe ich begonnen zu versuchen, mich nicht mehr über die lahmarschige Fahrerin aufzuregen, der es gelingt eine Zufahrt zum Kreisverkehr zu blockieren, weil dort so oft diese schrecklich schnellen Dinger vorbeikommen, die man Auto nennt. Ich habe begonnen, sie Schatz zu nennen.
Manchmal funktioniert es, manchmal nicht, aber ich arbeite dran.

Ab und an rutscht mir das auch raus wenn ich mit Leuten rede, die mich nicht oder nicht so gut kennen. Ich bin dann immer in einer Zwickmühle, ob ich mein Gegenüber darüber aufklären soll, dass es sich dabei nicht um eine Freud’sche Fehlleistung handelt, sondern er eigentlich gerade ein wenig nervt, oder ob ich ihn oder sie in dem Glauben lassen soll, ich hätte gerade unbewusst meine tiefsten Gefühle zum Ausdruck gebracht.

Ganz ähnliche Reaktionen löst ein „ich hab Dich auch lieb“, beziehungsweise die verschärfte Version „ich hab Dich auch lieb [Pause] Schatz“ aus. Dieser Satz ist der Versuch mich an Hanlon’s Razor zu halten, beziehungsweise an Goethe der etwas lyrischer anmerkte „daß Mißverständnisse und Trägheit vielleicht mehr Irrungen in der Welt machen als List und Bosheit“.

Und da fehlt den Griechen halt was. Also nicht für das, was in der Standardbedeutung des Satzes zum Ausdruck kommen soll, sondern in meiner.
Nein, Idiot ist es nicht. Denn erstens bedeutet idiotes einfach nur Einzelperson und zweitens möchte ich ja genau das nicht zum Ausdruck bringen.

Anders als beim Schatz, der auch mir völlig unbekannte Menschen treffen kann, hab ich nur Leute auch lieb, die ich mag. Damit ich sie in diesem Moment weiter mögen kann, muss ich davon ausgehen, dass sie das, was sie gerade gesagt haben ganz anders gemeint haben, als ich es verstanden habe. Das passiert mir nämlich auch ständig, also das mit dem falsch verstanden werden, sei es in hitzigen Diskussionen, in Niveau-Limbo-Runden, bei denen die Stange schon fast den Boden berührt oder beim rumflachsen.
Und weil ich nicht jedes Mal Mate-Tee kochen und einen Stuhlkreis aufmachen will, in dem wir uns gegenseitig unsere Gefühle schildern und wie es uns denn dabei ging, als diese auf so vielen Ebenen verstörenden Worte fielen, kommt halt in meinem Fall ein „ich hab Dich auch lieb“. Im Übrigen nicht zu verwechseln mit Erich Mielkes „aber ich liebe doch alle – alle Menschen“. Denn anders als Herr Mielke habe ich gegenüber allen Menschen eine positive Grundhaltung. Aber ich muss Schluss machen, denn jetzt kommt der

– Vorhang –

II. Akt, 1. Szene

Wenn diese Szene eine Unterüberschrift hätte, dann würde sie vermutlich „Ovulationsrhythmussynchronisation, Spiegelneuronen und irgendwer blutet ja immer“ lauten.

Das folgende ist ein echtes Zitat:

ich glaube, wenn Du eine Frau wärst, hätten wir schon lange einen synchronen Zyklus

Das Problem mit solchen Komplimenten ist bei mir nicht, dass ich sie nicht einschätzen kann oder mich frage, ob das überhaupt ein Kompliment sein soll, sondern dass ich – weil mich ja alles interessiert – anfange zu lesen. Und weil wir seit Jahren aus der Werbung wissen, dass die Geschichte der Menstruation eine Geschichte voller Missverständnisse ist und Frauen im Monat an 3-6 Tagen blaue Ersatzflüssigkeit bluten, möchte ich mithelfen, das ein oder andere Missverständnis zu klären.
Nicht, dass ich den Anspruch hätte, mich in die Reihe der Pioniere der menstruellen Synchronie einzureihen, die sich teilweise 20 Jahre mit diesem Thema beschäftigten, aber für einen kurzen Überblick mit Überleitung zu persönlichen Konsequenzen reichts. Den letzten Satz habe ich nur hingeschrieben, weil ich den Ausdruck „Pionier der menstruellen Synchronie“ so klasse finde. Früher hat man fremde Kontinente entdecken müssen, oder eine Kutsche die von selber fährt, um ein Pionier zu werden. Mittlerweile reicht – und zwar ohne dass ich das kleinreden möchte – sowas. Die Forscher haben meine größtmögliche Hochachtung. Vermutlich war das Befahren des Kongo um einiges ungefährlicher als Interviews mit Frauen, die PMS haben.

Im Gegensatz zur modernen Forschung, die von einer pheromonalen Ursache ausgeht, die anders als von der ursprünglichen Theorie vermutet nicht die Menstruation synchronisiert sondern den Eisprung, gehe ich aufgrund eigener Anschauung davon aus, dass es etwas mit Spiegelneuronen zu tun hat.

Spiegelneuronen kann man relativ kurz mit einer urban legend erklären. Wenn man sich vor einen Trompeter stellt und in eine Zitrone beisst, hört der Trompeter auf zu spielen, weil sich seine Lippen verziehen und er den Ansatz verliert. Vereinfacht gesagt werden, wenn wir einen Menschen etwas machen sehen, die gleichen Hirnareale aktiviert, die aktiviert werden, wenn wir es selbst tun. Allerdings nur im Gehirn. Meine Trainerin anzustarren bringt also zumindest leistungsmäßig nichts, vielleicht kann ich es aber wenigstens als Entschuldigung anbringen, wenn das nächste „buh“ kommt.

Zurück zu den Spiegelneuronen. Die funktionieren nicht nur bei Bewegungen, sondern auch bei Gefühlen, die sich ja oft über die Mimik ausdrücken. Und in meinem speziellen Fall scheinen sie auch bei Hormonspiegeln zu funktionieren. Anders, und da kommt jetzt die Brücke zum ersten Akt, kann ich es mir nicht erklären, dass ich in den 3 Wochen Kur eigentlich durchgängig müde, abgespannt und schlecht gelaunt war. Irgendjemand hat in dieser Kureinrichtung garantiert immer menstruiert oder war kurz davor oder danach.

So und jetzt muss ich noch mal auf das Zitat vom Anfang zurück kommen und ein wenig weiter ausholen. Die deutsche Sprache, die ich sehr schätze, auch wenn manche mir nachsagen, ich würde sie mit diesem Blog nicht wertschätzen, die deutsche Sprache also hat für ganz unterschiedliche Gefühle das gleiche Verb bzw. Nomen. Ich liebe meine Eltern, ich liebe meine Frau und ich liebe meine Kinder. Manche lieben schnelle Autos oder mongolisches Essen, was ich zwar nicht nachvollziehen kann, aber Geschmack ist halt etwas sehr subjektives. Alles unter dem Wort „Liebe“.
Der Grieche, der auch länger dazu Zeit hatte, hat verschiedene Worte gefunden: Eros, Storge, Agape und Philia.

Das alles kommt aber in die 2. Szene, denn jetzt kommt der

– Vorhang –

I. Akt, 4. Szene

Vor 5 Jahren wollte ich mal ein Buch schreiben. „Allein unter Frauen“ wäre der Titel gewesen und inhaltlich hätte es sich um french nails, Asti aus Plastikbechern, Scheidenpilze und warum ich nichts darüber wissen will, gedreht. Warum ich das Ganze damals gelassen habe, weiß ich heute auch nicht mehr, aber wenn man sich die ICD-Kriterien für posttraumatische Belastungsstörungen anschaut, dann ist eine teilweise oder vollständige Unfähigkeit, sich an einige wichtige Aspekte des belastenden Erlebnisses zu erinnern, Teil der Symptomatik.

Nachdem ich mittlerweile wieder ohne Flashbacks an den Schaumweinregalen im Supermarkt vorbeigehen kann und ich sogar freiwillig an frauendominierten Fitnesskursen teilnehme, scheint der Heilungsprozess auf einem guten Weg zu sein und ich kann das Schreiben einer kleinen Szene versuchsweise in Angriff nehmen.

Um diejenigen abzuholen, die jetzt ratlos vor dem Text sitzen, weil sie die Kombination Nagelpflege, Alkohol und Frauenkrankheiten keiner sinnvollen Tätigkeit zuordnen können: Ich kann das auch nicht, allerdings habe ich meinen damals 5-jährigen Sohn drei Wochen zu einer Kur an die Ostsee begleitet und bin in die wundersame Welt dessen abgestiegen, was manche Frauen unter sinnvoller Freizeitbeschäftigung verstehen. Nicht dass ich der Meinung bin, dass das, was Männer unter sinnvoller Freizeitbeschäftigung verstehen, sei auch nur einen Deut besser, aber es wäre zumindest für mich kein so unbekanntes Fahrwasser gewesen und ich habe auch noch nie gehört, dass sich Männer unter 60 am Stammtisch über ihren letzten Besuch beim Urologen und dessen kalte Finger unterhalten haben. Genaugenommen habe ich noch nie gehört, dass sich ein Mann über die kalten Finger seines Urologen beklagt hat. Ich bin ja jetzt in einem Alter, wo die Krankenkasse Vorsorgeuntersuchungen bezahlt, kann also bald selbst herausfinden, ob das daran liegt, dass Urologen angenehm temperierte Finger haben – um das Adjektiv warm zu vermeiden – oder ob das ganze so traumatisch ist, dass man es vergisst oder zumindest vergessen möchte. Ich schweife ab, zurück zur Kur.

Es fing schon bei der Anmeldung an und im Nachhinein wäre das vermutlich die letzte Möglichkeit gewesen, mein Schicksal abzuwenden. Auf den Satz „Es kommt gleich jemand und zeigt ihrer Frau und ihrem Sohn das Zimmer“ hätte ich antworten sollen, dass ich mich im Haus geirrt habe oder im Leben, hätte meinen Sohn ins Auto packen sollen und heimfahren. Aber so wie das erste Opfer des Serienmörders im Film auch nicht das Haus verlässt, obwohl das ganze Kino kollektiv aufstöhnt und denkt „Ja du Idiot, geh!“, bin auch ich geblieben und habe versucht, das in meinen Augen kleine Missverständnis aufzuklären.

Ich kann natürlich nicht wirklich nachvollziehen, wie sich die ersten amerikanischen Ureinwohner am Hofe Ferdinands des Zweiten gefühlt haben, aber die Randbedingungen waren ähnlich. Fremdes Umfeld, fremde Sprache – bei mir hauptsächlich sächsisch – und die Blicke aller auf mich gerichtet, die Gesichter irgendwo zwischen Unglauben und Erstaunen gefangen. Die ersten Gespräche liefen alle nach dem gleichen Schema ab und begannen mit der Frage nach der Mutter des Kindes. Nachdem klar war, dass weder die tragische Variante – ich bin verwitwet – noch die verständliche – die Mutter hat uns sitzenlassen – zum Tragen kam, sondern die Mutter des Kindes zu Hause beim Arbeiten war, landete ich schnell in der Weichei-Schublade. Prinzipiell hatte ich damit kein Problem, die kannte ich wenigstens und so begann der kurze Prozeß der Assimilation, in dem ich mein Geschlecht verlor und irgendwie Teil der Gruppe wurde.

Dabei war sehr hilfreich, dass ich als einer der wenigen nicht von meinem Mann zur Kur gebracht worden war und deshalb über ein Auto verfügte, um den bisherigen täglichen Gang in den örtlichen Supermarkt zur Auffüllung des Asti-Vorrats durch eine tägliche Fahrt in jenen Supermarkt behufs des gleichen Zwecks zu ersetzen. Ich habe hier ja auch einen Bildungsauftrag zu erfüllen, deshalb: Der Infinitiv von erkoren ist erkiesen und behufs ist ein erstarrter Genitiv und an dieser Stelle ein Pleonasmus. Braucht man alles nicht zu wissen im richtigen Leben, aber worauf schon Adorno richtigerweise hinwies, gibt es kein richtiges Leben im falschen.

Wenn ich jetzt schon anfange Adorno zu zitieren, scheine ich doch noch eine gewisse Scheu davor zu haben, die damaligen Ereignisse niederzuschreiben.

Da ich davon ausgehe, dass sich nur wenige für french-nail-Techniken interessieren und die letzten ihr Interesse verlieren werden, wenn ich bemerke, dass die direkte Übersetzung „französisch nageln“ dem eigentlichen Inhalt der Tätigkeit nicht mal im geringsten nahekommt, sehe ich an dieser Stelle davon ab, es weiter zu erklären. Mir bleibt nur darauf hinzuweisen, dass ich nach einer Woche weiße Nagelspitzen hatte, was wiederum dann keinen mehr interessieren dürfte, wenn klar ist, dass es sich dabei weder um eine Geschlechtskrankheit noch irgendein obskures Sexspielzeug handelt.

Was mir gerade einfällt und was ich schon immer mal fragen wollte: Hängen auf Damentoiletten eigentlich auch Kondomautomaten in denen sich neben den Verhütungsmitteln auch Dinge befinden, die genau anzuschauen ich mich nie getraut habe? Über eine Antwort in den Kommentaren, hier oder bei facebook, würde ich mich freuen.

Was bleibt mir noch von diesen drei Wochen? Ich weiß jetzt, dass Asti – obwohl er so riecht – keine Plastikbecher auflösen kann.

Und damit schliesst der Vorhang den ersten Akt

– Vorhang –

I. Akt, 3. Szene

Weil ich in einem Facebook-Kommentar auf Inselbegabung angesprochen wurde und vielleicht nicht jeder weiß, was das ist und ich momentan sowieso nichts Besseres zu tun habe, erkläre ich es mal.

Ehrlich gesagt erkläre ich es nicht, dafür gibt es ja Wikipedia. Ich gebe stattdessen meine persönliche Sicht wieder. Ritterpedia sozusagen. Immer so plausibel, dass es stimmen könnte und oft dann doch so schräg, dass man lieber noch mal nachschaut, wenn ich weg bin.

Die Kompetenzverteilung mancher Mitmenschen gleicht dem Pazifik. Ziemlich viel öde Wasserfläche und auf einmal ragt der Mauna Kea aus dem Meer der persönlichen Unfähigkeiten und lässt die Langeweile des Meeres vergessen.

Andere wiederum gleichen mehr der norddeutschen Tiefebene. Immer schön trocken aber ziemlich flach, so dass man am Morgen schon sieht, wer Mittags zu Besuch kommt (geistige Notiz: Sollte irgendjemand mal was erfinden, mit dem man sich durchschnittlich schneller als 20 km/h bewegen kann, muss ich diesen Witz aussortieren). Und dann gibt es noch Himalayas, die – um im Bild zu bleiben – auf der tibetanischen Hochebene stehen und sich über die eigene Flachheit beklagen, dabei vergessend, dass selbst die Tiefpunkte ihrer Fähigkeiten die Gipfel manch anderer überragen. Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass es immer um Abstand geht, nie um absolute Größen (außer bei Hämmern)? Und worauf wollte ich noch mal mit diesen Hämmern hinaus?

Na ja, egal, es wird mir schon wieder einfallen.

Inselbegabung war das Thema und die Fähigkeit diese zu erkennen und sinnvoll in den eigenen Lebensentwurf einzubauen. Manchen Menschen die ich kenne, ist das extrem gut gelungen, manch andere stehen mit Taucherflossen im Harz. Manchmal sehen alle außer der betreffenden Person, dass sie ihre Insel noch nicht gefunden hat, manchmal gibt es einfach keine, was zwar oft schwer zu akzeptieren ist, aber mit einem Segelboot kann auch das Meer unterhaltsam sein.

Schwierig wird es nur, wenn der Taucherflossenmensch das ist, was im Sandkastenalter „Bestimmer“ hieß, also Führungskraft. Oft ändert sich ja nur der Name bei gleichbleibendem Inhalt. Wenn dieser Mensch dann darauf beharrt, am Meer zu sein und sich weder von der Realität in Form von Gipfeln noch seinen Mitarbeitern, die mit Kletterausrüstung gekommen sind, überzeugen lässt, dann schwimmt man halt auch als Mitarbeiter am Klettersteig. Besonders anpassungsfähige Kollegen bringen sogar Schwimmfügel mit und imitieren Kraulbewegungen. Während es im Sandkasten oft möglich war, seine eigene Bande aufzumachen stellt sich das im Berufsleben häufig komplizierter dar. Eigentlich bleibt nur der Wechsel in ein anderes Unternehmen, wobei Ähnlichkeiten mit lebenden oder hier schreibenden Personen Zufall sind.

Das wäre eigentlich ein spannendes Thema und mit der Insel bin ich eigentlich soweit durch, nachdem ich noch kurz erwähnt habe, dass manche Menschen meinen, klugscheissen wäre meine Insel. Sie sei sehr groß, allerdings bestünde sie nicht aus Gestein sondern aus einem Material, das in direktem Zusammenhang mit meiner Begabung steht. Für die Untentschlossenen: Klugheit ist es nicht.

And now for something completely different.

Heute habe ich eine WhatsApp gekommen, in der sinngemäß stand „ich sag nichts mehr, big brother ist watching me :-)“.

Ich möchte niemanden außer mir bloßstellen und ich nehme gerne Passagen raus, falls sich einer wiedererkennt und das nicht möchte. Je nach Gegenüber könnte das mit dem Sein lassen des watchings aber etwas schwierig werden. Da kämpfen dann 30 Jahre Sozialisation gegen 3 Millionen Jahre Evolution. Ich habe damit abgeschlossen, in diesem Leben die Zahl von 2 auf 3 zu erhöhen – auch wenn das meinem Ex-Kollegen dem Vernehmen nach gelungen sein soll – allerdings weigert sich mein Hypophysenvorderlappen standhaft, die Produktion von luteinisierendem Hormon einzustellen, was die Voraussetzung dafür wäre, nicht mehr zu schauen.

Das mit dem nicht mehr Sabbern habe ich schon vor langer Zeit in den Griff bekommen, das mit dem Starren hoffentlich auch. Sollte es in Ausnahmefällen trotzdem noch vorkommen, einfach kurz „buh“ machen. Diese Art von James-Blunt-Momenten habe ich mittlerweile allerdings nur noch sehr selten. Wer sich jetzt fragt, was zur Hölle eigentlich ein James-Blunt-Moment ist, dem empfehle ich den 2. Titel seines „Back to Bedlam“ Albums. Hier soll ja neben der Unterhaltung und der Wissensvermittlung auch die Recherchefähigkeit und das Erinnerungsvermögen geübt werden. Sollten Sie sich also jetzt fragen, was es mit der 2 des vorletzten Absatzes auf sich hat, hat es mit letzterem bisher noch nicht so gut geklappt und sie sollten das Zwischenspiel im I. Akt noch mal durcharbeiten. Zurück zum Kopfkino.

Ich bin ein Kopfkinogigant. Die Hälfte der Leute, davon 95% Frauen würde nicht mehr mit mir sprechen, wenn sie wüssten, welche Rollen sie schon in meinen Produktionen inne hatten.

Einer hab ich gerade davon erzählt und sie spricht noch mit mir, ich kann auf knapp die Hälfte und 94% absenken.

Wobei bleibt eigentlich dieser Vorhang, wenn man ihn braucht?

 

Ah, hier:

 

  • Vorhang –

 

 

I. Akt, Zwischenspiel

Nachdem ich auf twitter folgende Nachricht bekommen habe:

frageund ich nicht weiß, wer sich die Frage auch stellt, sich aber nicht traut, sie mir zu stellen oder die Frage für sich schon beantwortet hat, ohne mich gefragt zu haben, möchte ich hier öffentlich kundtun:

Es geht mir gut. Wirklich.

Ich habe nicht vor, mir einen tiefergelegten Sportwagen, ein Goldkettchen und eine zwanzigjährige Freundin zuzulegen. Für das erste fehlt mir das Geld, für das zweite die Brustbehaarung und für das dritte habe ich noch zu viele Kilo; so viele Frauen mit adiposophilem Vaterkomplex gibt’s vermutlich nicht.

Bleibt die Frage nach dem Warum. Eine Frage, die die Menschheit in unterschiedlicher Ausprägung seit Anbeginn beschäftigt und die manchmal ziemlich einfach beantwortet werden konnte, zum Beispiel warum es keine gute Idee ist stehenzubleiben wenn ein Säbelzahntiger vorbeikommt und die manchmal etwas komplexer war, zum Beispiel warum man ein Rad haben sollte, wenn es doch ständig wegrollt. Die Komplexität dieser Frage, die alle Zeitalter überdauert zu haben scheint, erkennt man, wenn man sich heute die Leute anschaut, die ein Rad ab haben.

Reinhold Messner soll mal gefragt worden sein, warum er auf Berge klettert. Seine Antwort war „weil sie da sind“. Ein Ex-Kollege antwortete auf Warum-Fragen oft mit „einfach weil ich’s kann“. Meine Motivation liegt irgendwo dazwischen. Und da ich niemanden an einen Stuhl fessele, ihm die Augenlider hochtape und zwinge, diese Texte zu betrachten bin ich zumindest da auf der sicheren Seite.

Die Frage, ob mir das nicht peinlich ist, wenn das jemand liest, den ich kenne und danach treffe kann ich zweigeteilt beantworten. Erstens nein und zweitens spiele ich auf der Peinlichkeitsskala in ganz anderen Ligen. Zum Beispiel wenn man sich mit den zukünftigen Schwiegereltern eine Talkshow anschaut, dabei laut anmerkt, dass man den einen Studiogast irgendwoher kenne und die nächste Frage des Moderators an diesen Gast  „Hast Du Deine Porno-Karriere eigentlich je bereut?“ lautet.
Gut, das war jetzt erfunden, aber die wirklich peinlichen Dinge in meinem Leben schreibe ich dann doch nicht auf. Es geht wie schon gestern gesagt immer nur um Abstände, nie um absolute Größen (außer bei Hämmern) und ich hoffe, ich konnte den Abstand verdeutlichen. Jetzt kommt ein kleiner Auto-Sex-Einschub, den man auch überlesen kann. Er ist für den weiteren Fortgang nicht wichtig, sondern bringt einfach noch mal einen weiteren peinlichen Moment. Diejenigen, die nicht auf Schund stehen können einfach im übernächsten Abschnitt weiterlesen oder ein gutes Buch anfangen, ich weiß nicht, ob hier nochmal was vernünftiges kommt.

In meiner alten Firma standen sehr viele sehr große und leistungsstarke Autos auf dem Parkplatz, während ich einen Seat Arosa SDI mein eigen nannte. In einer der Pausen stiess ich in der Cafeteria zu einem bereits laufenden Gespräch, in dem es um „4-Liter“ ging. Als ich anmerkte, dass das mein Auto auch auf 100 Kilometer verbrauchen würde, erhielt ich die Antwort „Wir reden vom Hubraum“. Wenn man jetzt kein Autonarr ist, ist das ja noch nicht wirklich peinlich, fusst aber auf einem ähnlichen Missverständnis wie ein Gespräch, das kurz danach stattfand und  mit den Worten „Ich hatte Sex mit zwei Frauen“, „echt, ich auch“ eingeleitet wurde. Wir konnten unser beiderseitiges Erstaunen dann schnell auflösen, weil er „zur gleichen Zeit“ meinte und ich „insgesamt“. Wer sich jetzt durch diesen widerlichen Schmutz gelesen hat, in der Hoffnung etwas zu lernen, kann sich „der Kontext ist immer wichtig“ notieren.

Mit ein Grund, warum ich das hier aufschreibe (was an sich ja noch nicht wirklich schlimm ist) und dann auf veröffentlichen drücke (was manche zu obiger Frage veranlasst), ist vermutlich auch ein Gespräch, dass ich vor kurzem zum Thema „das Gefühl irgendwas verpasst zu haben“ geführt habe. „Geführt habe“ ist sehr euphemistisch ausgedrückt. Es war beim Laufen und ich war gezwungen mich entweder dafür zu entscheiden zu antworten, oder bei Bewusstsein zu bleiben. Ich habe mich für das Atmen entschieden, alleine schon deshalb weil das ein Reflex ist, den ich noch weniger unterdrücken kann als meinen Willen, zu jedem Thema meinen Senf dazuzugeben.

Ich hatte ja diesen blog, der sowieso nur noch vor sich hindümpelte und zwar nicht tot war, aber schon ein bisschen so roch. Deshalb hab ich mir fast alles gemerkt, was mein sauerstoffunterversorgtes delirierendes Gehirn so gedacht hat, außer „Luft!, Luft!“. Und ich schreib es jetzt hier auf.

Es ist nämlich durchaus spannend, wie Menschen, die unterschiedlich gut durch ihre Jugend gekommen sind, diese im Nachhinein so sehen. Bei manchen war ich ja live und in Farbe dabei, bei manchen kann ich es mir nur vorstellen, weil ich sie leider erst später kennengelernt habe. Manche kenne ich seit ihrer Sturm-und-Drang-Zeit, manche habe ich erst als gesetzte Familienväter kennengelernt und manche als mich nach Wasser dürstete und sie bereitwillig gaben. Gut, genaugenommen hat es nicht mich nach Wasser gedürstet sondern die Kellerbauer und die haben es auch nicht wirklich getrunken sondern für irgendwelche Betonsachen verwenden wollen. Ich scheine damals übrigens etwas konfus gewesen zu sein, weil ich direkt aus dem Krankenhaus kam, in dem am Vorabend mein Sohn geboren worden war und ich mit 5 entnervten Handwerkern verhandeln musste, dass sie die Baustelle doch bitte nicht verlassen sollten und ich irgendwo schon Wasser auftreiben würde. Da ich der Moses-Stab-Felsen-Sache von vorneherein keinen großen Erfolg eingeräumt hatte, blieb nur der Weg zur Nachbarbaustelle.

Könnte mir bitte zukünftig jemand sagen, wenn ich abschweife? So wird das nie was mit der Begründung. Ausserdem ist die Geschichte, wie ich meine Nachbarin kennengelernt habe einen eigenen Beitrag wert. Gut, man könnte jetzt einwenden, dass es in diesem vermutlich um alles gehen wird, aber nicht um das und dass die Geschichte ja vielleicht doch interessant sein könnte.
Wo war ich denn? Stimmt, bei der Jugend. Und der Frage, warum bei manchen die Adoleszenz-Phase immer noch anzuhalten scheint, während manche unter Auslassung all der interessanten Phasen direkt von der analen Phase ins Erwachsenenalter gesprungen sind. Das war jetzt nichts versautes, das war Freud. Gut, vermutlich war es damit doch was versautes, Freud halt.

Während ich über dem nächsten Satz grüble stelle ich fest, dass das gar nicht die ursprüngliche Frage war und die Jugend nur dann als Begründung taugt, wenn sie schwer war und man irgendeines monströsen Verbrechens beschuldigt wird.

Deshalb schnell

– Vorhang –