Landtagswahl in Baden-Württemberg: Wahlprognose 4 Wochen vor der Wahl

Was hat Leute anrufen mit geronnenem Käse zu tun?

Mit beidem versucht man, die Zukunft vorherzusagen.

Bei ersterem spricht man von Wahlforschung, bei letzterem von Tyromantie.

Was letzten Endes erfolgreicher ist, lässt sich nur schwer klären. Wahlforscher stinken weniger, dafür macht das zuschauen vermutlich auch weniger Spaß.

Hier jetzt auf jeden Fall die neueste Wahlprognose von der Uni Freiburg:

Landtagswahl in Baden-Württemberg: Sonntagsfrage und Wahlbeteiligung

Von Emnid gibt es eine neue Umfrage zur Landtagswahl in Baden-Württemberg, die so aussieht:

Das ist allerdings eine Umfrage ohne Nichtwähler und es wird meines Wissens davon ausgegangen, dass die Mobilisierungsfähigkeit der einzelnen Parteien ungefähr gleichhoch ist. Bei einer Wahlbeteiligung von 50%  – 60% wirken sich aber schon kleine Unterschiede stark aus.

Wenn man davon ausgeht, dass 55% aller CDU-affinen Wähler gehen und das für SPD, FDP und Grüne genauso gilt, während die Linke 75% aller potenziellen Wähler auch an die Urne bringt, dann sieht das folgendermassen aus:

Für andere Parteien gilt das entsprechend. Bei der SPD sind die enttäuschten Wähler vermutlich schon eingepreist, aber auch da könnte es zu bösen Überraschungen kommen, wenn nur 40% der potenziellen SPD-Wähler sich aufraffen und ins Wahllokal gehen und bei den anderen sinds 55%.

Wir werden sehen, es sind ja nur noch 34 Tage.

Landtagswahl in Baden-Württemberg: Wahlprognose

Emnid hat im Auftrag des Focus eine Wahlumfrage zur Landtagswahl am 27. März in Baden-Württemberg gemacht1 .

wahlprognose-baden-wuerttemberg-landtagswahl-2011-dezember

Die Rechnung von CDU und Grünen, das zu einem Zweikampf zwischen sich hochzustilisieren und damit die anderen Parteien an den Rand zu drücken, scheint aufzugehen.

Ob der Spitzenkandidat der ehemaligen Arbeiterpartei, ein Jurist, der in seinem Leben noch keinen einzigen Arbeitstag ausserhalb des Politzirkus verbracht hat (vom Hörsaal gleich in den Plenarsaal) so geschickt gewählt war, wage ich zu bezweifeln.

Der Wähler hat ein Einsehen mit der FDP und möchte sie nach den ganzen internen Querelen nicht auch noch mit Mandaten oder gar einer Regierungsbeteiligung belasten.

Noch 98 Tage bis zur Landtagswahl.

  1. Quelle: http://www.wahlrecht.de []

Landtagswahlen in Baden-Württemberg – Ergebnisse vom letzten Mal

Am 26. März 2006 wurde der 14. Landtag von Baden-Württemberg gewählt. 5 Jahre und einen Tag später steht die Wahl zum 15. Landtag an.

Da die Landtagswahlen für

  • die Wähler sehr einfach (nur eine Stimme)
  • die Parteien sehr komplex (es gibt keine Landesliste, mit der man Spitzenkandidaten sicher in den Landtag bringen kann)
  • die Wahlkampfberichterstatter sehr undurchsichtig (man muss sehr lange warten, bis man sicher sein kann, ob ein Nicht-CDU-Kandidat in den Landtag einrückt oder nicht)

sind,

wäre es hilfreich, wenn man die Ergebnisse der letzten Wahl in verarbeitbarer Form (csv, odt, xls) zur Verfügung hätte. Hat man aber leider nicht, bzw. hatte. Die Daten stehen zur allgemeinen Verfügung, man musste sie nur abtippen.

Die Ergebnisse der 70 Wahlkreise gibt es als xls und csv

Man kann mit diesen Zahlen wunderbar rumspielen und sich die Auswirkungen der Wahlrechtsänderung vor Augen führen.

Der Wahlkreis 14 – Bietigheim-Bissingen, der zur Zeit 4 Abgeordnete in den Landtag entsendet, wird ab nächstem Jahr vermutlich nur noch 2 Abgeordnete schicken, weil für Grüne und FDP das absolute Stimmergebnis zwar ausreichend für einen Sitz war (jeweils Platz 6 im Regierungspräsidium Stuttgart), das prozentuale Stimmergebnis aber weit davon entfernt ist (Platz 12 bzw. Platz 10). Von der Wahlrechtsänderung profitieren wird bei den Grünen der Wahlkreis 3 – Stuttgart IV (bisher auf Rang 11 der Stimmen, zukünftig vermutlich auf Rang 3 der Prozente) und bei der FDP vermutlich Hohenlohe (rutscht vom 13. Stimmenrang auf den 6. Prozentrang).

Die SPD durfte bei der letzten Landtagswahl 15 Abgeordnete aus dem Regierungspräsidium Tübingen in den Landtag schicken. Während man bei anderen Parteien (fast) keinen Unterschied zwischen dem Stimmenrang und dem Prozentrang feststellen kann, ist das bei der SPD anders.

Wahlkreis Rang Stimme Rang Prozent
Stuttgart I 24 18
Stuttgart II 19 22
Stuttgart III 16 5
Stuttgart IV 21 6
Böblingen 9 17
Leonberg 4 24
Esslingen 1 3
Kirchheim 8 16
Nürtingen 3 23
Göppingen 15 4
Geislingen 22 8
Ludwigsburg 7 15
Vaihingen 14 21
Bietigheim-Bissingen 2 13
Waiblingen 12 10
Schorndorf 18 20
Backnang 23 14
Heilbronn 20 2
Eppingen 5 12
Neckarsulm 13 7
Hohenlohe 26 26
Schwäbisch Hall 10 9
Main-Tauber 25 25
Heidenheim 6 1
Schwäbisch Gmünd 17 11
Aalen 11 19

Bei gleichem Wahlergebnis würde sich die Zusammensetzung der SPD-Abgeordneten aus dem RP Stuttgart um 40% ändern.

Manche Wahlkreise werden vermutlich nie einen SPD-Abgeordneten stellen (Hohenlohe und Main-Tauber), aber teilweise rutschen bisher sichere Wahlkreise ins Reich des Unmöglichen (z.B. Nürtingen von 3 auf 23 oder Leonberg von 4 auf 24), während es ehemalige Chancenlos-Wahlkreise ganz nach oben schaffen (z.B. Heilbronn von 20 auf 2 oder Stuttgart IV von 21 auf 6).

Diese Veränderungen ergeben sich nur aus der Wahlrechtsänderung.