Landtagswahl in Baden-Württemberg: Hoffen und Bangen in Ettlingen und Karlsruhe

Die Landtagswahlen in Baden-Württemberg sind gelaufen. In ganz Baden-Württemberg?

Nein, in den Wahlkreisen Ettlingen (31) und Karlsruhe II (28) geht das Zittern für die SPD-Kandidaten bis zur Sitzung des jeweiligen Kreiswahlausschusses weiter.

Der SPD steht ein Sitz zu, den derjenige bekommt, der einen höheren Anteil der abgegebenen gültigen Stimmen auf sich vereinigen kann.

Im Wahlkreis Karlsruhe II erreichte Regina Schmidt-Kühner 15’342 von 61’197 Stimmen, im Wahlkreis Ettlingen erreichte Frank Mentrup 16’231 von 64’741 Stimmen.

In Prozenten sind das 25,06985 gegenüber 25,07066. Bekommt Frau Schmidt-Kühner bei der Feststellung des endgültigen amtlichen Endergebnisses 1 Stimme mehr, dann hat sie 25,071080% (15’343/61’198) und würde statt Herrn Mentrup in den Landtag einziehen. Werden im Wahlkreis Ettlingen bei der Feststellung des endgültigen amtlichen Endergebnisses 3 bislang ungültige Stimmen für gültig erklärt (egal für welche Partei, nur nicht für die SPD), dann hat Herr Mentrup  nur 25,06950% (16’231/64’744) der Stimmen erreicht und kommt nicht in den Landtag.

Wenn man bedenkt, dass in Rheinland-Pfalz ganze Wahlurnen aufgetaucht sind, liegt ein Wechsel des SPD-Mandats durchaus im Bereich des Möglichen. Am Freitag wissen die beiden mehr.

 


[Update]

 

Wer aus der Gegend kommt und wen es interessiert:

Der Kreiswahlausschuss kommt am Mittwoch, 30. März, um 15 Uhr im Großen Sitzungssaal des Rathauses am Marktplatz zusammen. Dabei stellen die Mitglieder unter Vorsitz von Oberbürgermeister Heinz Fenrich in öffentlicher Sitzung das amtliche Endergebnis der Wahl zum 15. Landtag von Baden-Württemberg für die Wahlkreise 27 (Karlsruhe I – Ost) und 28 (Karlsruhe II – West) fest.

Auf den Seiten des Landratsamts Karlsruhe habe ich leider keine Informationen zum Kreiswahlausschuss gefunden.

[/Update]


[Update 2]

Der Kreiswahlausschuss stellt am 31. März um 10.00 Uhr im Landratsamt Karlsruhe, 19. OG, Sitzungsraum H 19 02 die endgültigen Wahlergebnisse in den Wahlkreisen 29 Bruchsal, 30 Bretten und 31 Ettlingen fest. Die Sitzung ist öffentlich.

[Update 2]


[Update 3]

Der Kreiswahlausschuss des Wahlkreises 28 hat das amtliche Endergebnis festgestellt. Regina Schmidt-Kühnert hat 2 zusätzliche Stimmen geholt und damit 15’344 Stimmen. Die insgesamt gültigen Stimmen erhöhen sich auf 61’207 Stimmen. Somit hat Sie 25,06902% der gültigen Stimmen erreicht und ist etwas abgerutscht.

Sobald die Ergebnisse des Wahlkreises 31 vorliegen, gibt es das letzte Update hier.

[/Update 3]


[Update 4]

Der Wahlkreises 31 ist ein bisschen träge. Das durch den Kreiswahlausschuss festgestellte Endergebnis ist leider nicht veröffentlicht und auf Mails reagiert man nicht so schnell 🙁

War zufällig einer der Leser anwesend und hat die gültigen abgegebenen Stimmen bzw. die Stimmen für die SPD im Wahlkreis 31 mitgeschrieben?

[/Update 4]


[Update 5]

Danke an den Sachbearbeiter im Landratsamt, der mir soeben per Mail das Ergebnis mitgeteilt hat:

Unser Kreiswahlausschuss hat in diesem Wahlkreis 64.744 gültige Stimmen festgestellt, davon 16.232 für Herrn Dr. Mentrup.

Das sind dann 25,07105 % der Stimmen, Dr. Mentrup bleibt also vorne.

[/Update 5]

Landtagswahl Baden-Württemberg: Die lange Wahlnacht für die Kandidaten abseits der CDU

Das baden-württembergische Wahlrecht ist für den Wähler nicht so kompliziert 1 , allerdings entscheidet sich erst relativ spät, wer denn für die Parteien abseits der CDU in den Landtag einzieht.

Die Landeswahlleiterin braucht ein vorläufiges Endergebnis, um die erste Verteilung auf Landesebene vornehmen zu können.

Wenn man die aktuelle Prognose nimmt (CDU 39%, SPD 24%, Grüne 20%, FDP 7%, Linke 5%), ergibt das 50 Sitze für die CDU, 30 Sitze für die SPD, 25 Sitze für die Grünen, 9 Sitze für die FDP und 6 Sitze für die Linken.

Nehmen wir mal die Grünen für die weitere Betrachtung.

25 Sitze müssen auf die einzelnen Regierungspräsidien2 verteilt werden. Hierbei kommt es darauf an, wieviele Stimmen die Grünen in den jeweiligen RP geholt haben.

Nehmen wir der Einfachheit halber an, dass die ungefähre Verteilung so ist, wie bei der letzten Landtagswahl 2006.

Damals holten die Grünen landesweit insgesamt 462’889 Stimmen. 21,95% davon im RP Freiburg, 22,00% im RP Tübingen, 35,71% im RP Stuttgart und 20,34% im RP Karlsruhe. Darauf ergibt sich für die Verteilung von 25 Sitzen dann, dass die Grünen im RP Freiburg 5 Sitze, im RP Tübingen 6 Sitze, im RP Stuttgart 9 Sitze und im RP Karlsruhe ebenfalls 5 Sitze bekommen.

Nehmen wir das RP Tübingen und ebenfalls der Einfachheit halber an, dass die Stimmenverteilung innerhalb der Wahlkreise ähnlich ist, wie beim letzten Mal. Das würde dann bedeuten, dass aus den Wahlkreisen Tübingen, Ulm, Biberach, Reutlingen, Bodensee und Ravensburg der Grünen-Kandidat3 in den Landtag einzieht.

Der MdL , den die Grünen im RP Tübingen mehr stellen dürfen, als die Grünen im RP Freiburg beruhte 2006  auf einem Stimmenmehr von 221 Stimmen (101’834 zu 101’613). Da kann relativ schnell was kippen und der Grünen-Sitz rutscht vom Wahlkreis Ravensburg (RP Tübingen) zum Wahlkreis  Lörrach (RP Freiburg).

Da die CDU im RP Freiburg ziemlich sicher Überhangmandate erringen wird, könnte schon eine kleine Verschiebung dafür sorgen, dass die Grünen (bei gleicher Stimmenzahl im Land) einen MdL weniger im Landtag sitzen haben, denn die Grünen-Kandidatin des Wahlkreises Lörrach ist schon über das Ausgleichsmandat in den Landtag eingezogen.

  1. das habe ich, glaube ich hier und da schon erwähnt []
  2. Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg, Tübingen []
  3. neben dem obligatorischen CDU-Kandidat []

Landtagswahlen in Baden-Württemberg – Ergebnisse vom letzten Mal

Am 26. März 2006 wurde der 14. Landtag von Baden-Württemberg gewählt. 5 Jahre und einen Tag später steht die Wahl zum 15. Landtag an.

Da die Landtagswahlen für

  • die Wähler sehr einfach (nur eine Stimme)
  • die Parteien sehr komplex (es gibt keine Landesliste, mit der man Spitzenkandidaten sicher in den Landtag bringen kann)
  • die Wahlkampfberichterstatter sehr undurchsichtig (man muss sehr lange warten, bis man sicher sein kann, ob ein Nicht-CDU-Kandidat in den Landtag einrückt oder nicht)

sind,

wäre es hilfreich, wenn man die Ergebnisse der letzten Wahl in verarbeitbarer Form (csv, odt, xls) zur Verfügung hätte. Hat man aber leider nicht, bzw. hatte. Die Daten stehen zur allgemeinen Verfügung, man musste sie nur abtippen.

Die Ergebnisse der 70 Wahlkreise gibt es als xls und csv

Man kann mit diesen Zahlen wunderbar rumspielen und sich die Auswirkungen der Wahlrechtsänderung vor Augen führen.

Der Wahlkreis 14 – Bietigheim-Bissingen, der zur Zeit 4 Abgeordnete in den Landtag entsendet, wird ab nächstem Jahr vermutlich nur noch 2 Abgeordnete schicken, weil für Grüne und FDP das absolute Stimmergebnis zwar ausreichend für einen Sitz war (jeweils Platz 6 im Regierungspräsidium Stuttgart), das prozentuale Stimmergebnis aber weit davon entfernt ist (Platz 12 bzw. Platz 10). Von der Wahlrechtsänderung profitieren wird bei den Grünen der Wahlkreis 3 – Stuttgart IV (bisher auf Rang 11 der Stimmen, zukünftig vermutlich auf Rang 3 der Prozente) und bei der FDP vermutlich Hohenlohe (rutscht vom 13. Stimmenrang auf den 6. Prozentrang).

Die SPD durfte bei der letzten Landtagswahl 15 Abgeordnete aus dem Regierungspräsidium Tübingen in den Landtag schicken. Während man bei anderen Parteien (fast) keinen Unterschied zwischen dem Stimmenrang und dem Prozentrang feststellen kann, ist das bei der SPD anders.

Wahlkreis Rang Stimme Rang Prozent
Stuttgart I 24 18
Stuttgart II 19 22
Stuttgart III 16 5
Stuttgart IV 21 6
Böblingen 9 17
Leonberg 4 24
Esslingen 1 3
Kirchheim 8 16
Nürtingen 3 23
Göppingen 15 4
Geislingen 22 8
Ludwigsburg 7 15
Vaihingen 14 21
Bietigheim-Bissingen 2 13
Waiblingen 12 10
Schorndorf 18 20
Backnang 23 14
Heilbronn 20 2
Eppingen 5 12
Neckarsulm 13 7
Hohenlohe 26 26
Schwäbisch Hall 10 9
Main-Tauber 25 25
Heidenheim 6 1
Schwäbisch Gmünd 17 11
Aalen 11 19

Bei gleichem Wahlergebnis würde sich die Zusammensetzung der SPD-Abgeordneten aus dem RP Stuttgart um 40% ändern.

Manche Wahlkreise werden vermutlich nie einen SPD-Abgeordneten stellen (Hohenlohe und Main-Tauber), aber teilweise rutschen bisher sichere Wahlkreise ins Reich des Unmöglichen (z.B. Nürtingen von 3 auf 23 oder Leonberg von 4 auf 24), während es ehemalige Chancenlos-Wahlkreise ganz nach oben schaffen (z.B. Heilbronn von 20 auf 2 oder Stuttgart IV von 21 auf 6).

Diese Veränderungen ergeben sich nur aus der Wahlrechtsänderung.